Die italienische Liga ist längst nicht mehr die schönste der Welt
Der folgende Artikel wurde im Januar 2019 von Ralf Heck verfasst und in der NZZamSonntag veröffentlicht.
Textausschnitt: In diesen Aussagen eine Kehrtwende zu einer differenzierteren Betrachtung der Ultra-Bewegung und einer Abkehr von den ins Leere laufenden Kollektivbestrafungen zu sehen, wäre jedoch naiv. Indem Salvini die rassistischen Schmährufe gegenüber Koulibaly ignoriert und lediglich den Vorfall vor dem Stadion erwähnt, sendet er eine Botschaft der Solidarität an seine Brüder im Geiste. Nicht zum ersten Mal. Erst kürzlich hat er sich auf der 50-Jahr-Jubiläumsfeier der mittlerweile nach rechts abgedrifteten und ins mafiöse Milieu verstrickten Ultras der AC Milan bejubeln und in einem anderen Fall mit einem Emblem der neofaschistischen Bewegung CasaPound auf seiner Jacke beim Besuch eines Fussballspiels ablichten lassen.
Der gegen Migranten hetzende Capo aus dem Innenministerium, der Rassismus für eine Erfindung der Linken hält, weiss seine Klientel zu bezirzen – auch in den Stadien. Mit der Rückendeckung von oben werden die rassistischen Ultras versuchen, weiteres Terrain in den Fankurven hinzuzugewinnen. Für die Zukunft des italienischen Fussballs dürfte dies nichts Gutes bedeuten