Die italienische Liga ist längst nicht mehr die schönste der Welt

Die italienische Liga ist längst nicht mehr die schönste der Welt

Der folgende Artikel wurde im Januar 2019 von Ralf Heck verfasst und in der NZZamSonntag veröffentlicht.

Textausschnitt: In diesen Aussagen eine Kehrtwende zu einer differenzierteren Betrachtung der Ultra-Bewegung und einer Abkehr von den ins Leere laufenden Kollektivbestrafungen zu sehen, wäre jedoch naiv. Indem Salvini die rassistischen Schmährufe gegenüber Koulibaly ignoriert und lediglich den Vorfall vor dem Stadion erwähnt, sendet er eine Botschaft der Solidarität an seine Brüder im Geiste. Nicht zum ersten Mal. Erst kürzlich hat er sich auf der 50-Jahr-Jubiläumsfeier der mittlerweile nach rechts abgedrifteten und ins mafiöse Milieu verstrickten Ultras der AC Milan bejubeln und in einem anderen Fall mit einem Emblem der neofaschistischen Bewegung CasaPound auf seiner Jacke beim Besuch eines Fussballspiels ablichten lassen.

Der gegen Migranten hetzende Capo aus dem Innenministerium, der Rassismus für eine Erfindung der Linken hält, weiss seine Klientel zu bezirzen – auch in den Stadien. Mit der Rückendeckung von oben werden die rassistischen Ultras versuchen, weiteres Terrain in den Fankurven hinzuzugewinnen. Für die Zukunft des italienischen Fussballs dürfte dies nichts Gutes bedeuten

Einfach nur Fußball?! – Das WM-Kulturprogramm – Public Viewing mit Perspektiv-Wechsel

14. Juni – 10. Juli, im YAAM

Viele interessante Veranstaltungen und Public Viewing während der Fußball-WM – organisiert von Gesellschaftsspiele. Am 19. Juni werde ich dort gemeinsam mit Robert Claus und Harald Aumeier zum Thema ‘Ist meine Freiheit auch Deine Freiheit? Fußballfans zwischen Revolte und Repression’ sprechen.

Hier geht’s zum vollständigen Programm

19.06.2018, Veranstaltung ‘Ist meine Freiheit auch Deine Freiheit? Fußballfans zwischen Revolte und Repression’ 18.30, im YAAM, anschließend Russland vs. Ägypten

The revolution will not be televised! Kairoer und türkische Fußballanhänger erlangten Berühmtheit durch ihre aktive Partizipation in revolutionären Ausnahmemomenten. Bevor an diesem Abend die russische auf die ägyptische Mannschaft trifft, gehen wir der Frage nach, wie aktive Fußballfans in das Spannungsverhältnis zwischen Revolte und Repression geraten sind. Wie dies konkret aussah und welche spezielle Rolle Ultras für die Zivilgesellschaft einnehmen, wird vor Ort auch beantwortet werden.

Moderation: Robert Claus (Fanforscher, Autor)

  • Ralf Heck, Freund der klassenlosen Gesellschaft und Mitbetreiber des footballuprising-Blogs. Er beschäftigt sich mit kritischer Theorie, den weltweiten Revolten des (Surplus-)Proletariats und war während der Aufstände teils auch selbst vor Ort. In der vierten Ausgabe der Zeitschrift Kosmoprolet veröffentlichte er seine ausführliche Studie „Zwischen Eigentor und Aufstand – Ultras in den gegenwärtigen Revolten“.
  • Harald Aumeier, freier Autor und Lieblingsquelle deutscher Medien, wenn es um Fußball und Fankultur in der Türkei geht. Kreuzberger Pflanze mit Wohnsitz in Istanbul.

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Egyptian giants Zamalek follow Ahly and disband Ultras supporters group

Von Tarek Talaat

The ‘Ultras White Knights’, staunch fans of Egyptian giants Zamalek, have announced the dissolution of their group, bringing the Ultras era in Egypt to an end after 11 years.

The group’s members marked the permanent end of their reign by burning their banner on Sunday in a symbolic move.

It comes after the ‘Ultras Ahlawy’, who belong to Al Ahly – Zamalek’s great rivals, also burned their banner earlier this month as they marked the dissolution of their supporters group.

Both sets of Ultras fans had a key role in the Egyptian Revolution of January 2011 which brought down former president Hosni Mubarak .

It was a period when the Ultras Ahlawy lost several members, with two killed in the Egyptian revolution and at least 70 more in the Port Said disaster when Ahly played Al Masry in 2012.

Zamalek’s White Knights lost at least 20 of their members in February 2015 in a stadium crush in Cairo.

Both groups have had disputes with Egypt’s Interior Ministry, and an Egyptian court banned diehard football fan groups in 2015 following a case brought by Zamalek’s club president, Mortada Mansour.

Quelle: BBC Sport, Egypt, 28. Mai 2018

Release-Veranstaltung: Umrisse der Weltcommune

Mittwoch, 28. März, 2018 – 20:00
Aquarium, Skalitzer Str. 6, Berlin-Kreuzberg

Gegenwärtig sind reaktionäre und autoritäre Kräfte nicht nur weltweit im Aufwind begriffen, Nationalkonservative, Faschisten und Islamisten scheinen auch das Feld des Utopischen fest im Griff zu haben. Während die Vorstellung von einer besseren Welt lange Zeit als zentrale Stärke der Linken galt, begnügen sich emanzipatorische Kräfte heute zumeist damit, Defensivpositionen einzunehmen, breite Bündnisse auszurufen und an sozialdemokratischen Minimalstandards festzuhalten. Doch besteht die richtige Antwort auf die rechte Gefahr wirklich darin, dass radikale Linke sich mit dem liberalen Bürgertum in eine Gemeinschaft des Reformismus retten?

Nein, vielmehr sind gerade jetzt radikale Gegenentwürfe zum Bestehenden an der Zeit. Die Revolten und Aufbrüche der letzten Jahrzehnte blieben in dieser Hinsicht ziemlich blass und kapitulierten davor, den Übergang zu einer wirklich nachkapitalistischen Gesellschaft zu wagen. Dabei spricht einiges dafür, dass die alte Bestimmung des Kommunismus als einer Gesellschaft, in der jede nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen leben und tätig werden kann, brandaktuell ist. Was die Aufhebung des jetzigen Zustands konkret heißt und wie die Welt von morgen aussehen könnte, haben wir in der neuen Ausgabe von Kosmoprolet zu umreißen versucht. Einige der zentralen Fragen, auf die die Kommunarden und Kommunardinnen in den kommenden Aufständen stoßen werden, wollen wir zur Debatte stellen.

Im Anschluss findet ein Umtrunk zur Feier der neuen Ausgabe statt.

Quelle: Kosmoprolet

Kosmoprolet 5 ist erschienen.

Kosmoprolet #5

»So hermetisch, wie das Ganze erscheint, ist es nicht: Das nationale und rechte Bewusstsein erweist sich unter Bedingungen der Ausweglosigkeit als sehr zäh, ist aber abseits der ganz Bornierten Stückwerk, konfus und brüchig. Wir glauben nicht, dass es demnächst besser wird, aber es k a n n besser werden.«

Erschienen im März 2018 | 126 Seiten | 5 € / 6 CHF | Bestellung

Herausgegeben von Eiszeit (Schweiz), den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft (Berlin), La Banda Vaga (Freiburg) und Surplus Club (Frankfurt am Main)

Inhalt: Editorial – Umrisse der Weltcommune – Thesen zum Islamismus – Kein Weg voran, kein Weg zurück – Endstation Katalonien – Erinnerungen an Peter Rambauseck

Kosmoprolet

Heute Veranstaltung in Berlin: Schwule Fotzen!? Sexismus & Homophobie im Fußball.

12. März 2018, Zum Franziskaner, Dresdener Straße 17, 10999 Berlin

Obwohl Gleichberechtigung heute kein Fremdwort mehr ist und Frauen sowie einige queere Fanclubs ihren Platz im Stadion scheinbar gefunden haben, zeigt sich oft genug ein anderes Bild: Der Vortrag wird sich anhand verschiedener Beispiele mit der Problematik von Sexismus und Homophobie im Fußball- und Stadionkontext beschäftigen. Es wird den Fragen nachgegangen, in welcher Form Frauen und Homosexuelle sowohl im Spieler*innen, als auch Fankontext mit Vorurteilen und Abwertungen begegnet wird, wie und warum aber auch gegnerischen Fans, Teams oder Schiris gerne sexistische und homophobe Sprüche an den Kopf geknallt werden. Was das alles mit gesellschaftlichen Bildern von Geschlecht zu tun hat und welche Möglichkeiten Fans bereits gefunden haben, um Beleidigungen, Abwertungen und einem unangenehmen Klima entgegenzuwirken, wird an diesem Abend herausgearbeitet.

Mit einer Vertreterin der Netzwerke F_in – Frauen im Fußball und Fußballfans gegen Homophobie. Moderiert wird die Veranstaltung von Rico Noack (Gesellschaftsspiele).

Organisiert von Gesellschaftsspiele and Fußballfans gegen Homophobie.

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Fußballfans im Herbstsalon

Von Ralf Heck

Nanni Balestrini schrieb mit I Furiosi. Die Wütenden einen wunderbaren Roman über die Brigate Rossonere, die Ultras des AC Milan. Gut zwanzig Jahre später liefert das Berliner Künstlerduo Wermke/Leinkauf mit seiner Video-Installation im Maxim Gorki Theater im Rahmen des 3. Berliner Herbstsalons die Bilder und den passenden Soundtrack dazu.

Die Video-Installation 4. Halbzeit von Wermke/Leinkauf in Raum 5 beeindruckt. Trommeln und Blitzlichter im Dunkeln. Rhythmisches Klatschen bricht sich Bahn. Gesänge der fanatischen Fußballfans. Auf den beiden überdimensionierten LED-Bildschirmen werden gleichzeitig Filmschnipsel von Ultras aus den Fußballstadien und von Demonstrationen gezeigt. Während Balestrini sich zu Zeiten eines gesellschaftlichen Niedergangs nach dem Ende der Autonomia-Bewegung auf die rebellischen Fans eines Vereins beschränkt, beziehen Wermke/Leinkauf unterschiedliche Fangruppen mit ein und nähern sich dem Phänomen organisierter Fußballfans im Zusammenhang mit sozialen Aufständen an. Die Welt der glühenden Anhänger mit ihrer teils überbordenden Männlichkeit, dem Sich-Berauschen an den Farben ihres Vereins und ihrer bedingungslosen Gruppenidentität irritiert und fasziniert zugleich. Wie Balestrini stellen Wermke/Leinkauf dies lediglich dar, sie verurteilen nicht. Das changieren der Ultras zwischen Rebellion und Affirmation; zwischen Eigentor und Aufstand wird auch so mehr als deutlich.

Die Wahl eines rein ästhetischen Zugangs zum Phänomen Ultras – der sich vollständig auf einen bestimmten Aspekt ihrer Ausdrucksformen fokussiert – ist künstlerisch legitim, birgt für ein Verständnis des Gegenstandes jedoch problematische Züge. Durch die Konzentration auf die aggressiven und maskulinen Elemente bleiben andere, jedoch vielfältig vorhandene, Aspekte der Ultrakultur weitestgehend ausgeblendet. Augenscheinlich problematisch wird die Loslösung der Form vom Inhalt auch bei einem Cut, bei dem im direkten Anschluss an die ukrainischen Ultras die von Çarşı angeführten Fußballfans aus Istanbul folgen. Während erstere durch nationalistische und antisemitische Gesänge sowie Kooperationen mit dem Rechten Sektor von sich reden mach(t)en, mobilisierte die antirassistische Supportergruppe Çarşı während der Gezi-Park-Proteste die sich vorher spinnefeind gegenüberstehenden Fans der Istanbuler Klubs für einen gemeinsamen Marsch gegen das Erdogan-Regime – übrigens; anders als beim Support in den Stadien, unter großer Beteiligung von Frauen. Diese Momente werden in der Video-Installation der beiden Künstler – ob bewusst oder unbewusst – ausgeklammert. Unter dramaturgischen Gesichtspunkten mag dies gerechtfertigt sein. Für ein kritisches Verständnis von sozialen Aufständen und ihren Protagonisten wäre aber gerade die Herausarbeitung dieser Bruchpunkte, inhaltlicher Unterschiede sowie auftretender Widersprüche von Bedeutung. Trotzdem: Unbedingt sehenswert.

Veröffentlicht auch auf Lower Class Magazine und Kosmoprolet

Veranstaltung: Ultras, Revolte und Techniken des Widerstands

Illustration:Wermke/Leinkauf


Künstler*innengespräch im Rahmen des 3. Berliner
Herbstsalons

Am 14. November 2017 um 18:00, im Palais am Festungsgraben, Gorki-Theater in Berlin

mit
Wermke/Leinkauf
Ralf Heck
Björn Hauke

Moderation
Aljoscha Begrich

Bei vielen Aufständen – von Occupy in Spanien über die Istanbuler Gezi-Park-Revolte im Sommer 2013 bis zum sogenannten arabischen Frühling und den Unruhen am Majdan in Kiew – spielten Fußballfans eine zentrale Rolle. Aus einem eher unpolitischen, oft destruktiven Sammelbecken von fanatischen Fußballanhängern entstanden teilweise neue, vielfältige Gruppen, die jenseits der Stadien mit ihren Techniken des Widerstands politische Aktionen unterstützten. Wermke / Leinkauf befragen das Mobilisierungspotenzial von und die Faszination für aktive Fankultur.

Wermke / Leinkauf beschäftigen sich in ihrer neuen Arbeit für den 3. Berliner Herbstsalon mit dem Phänomen organisierter Fußballfans und Ultras im Zusammenhang gesellschaftspolitischer Aufstände. Matthias Wermke und Mischa Leinkauf arbeiten seit 2004 als Künstlerduo Wermke/Leinkauf zusammen. Ihre Arbeiten wurden u.a. auf der Manifesta 11 (2016), in der Akademie der Künste (2016), im Museum of Contemporary Art Tokyo (2011) und im Kulturhuset Stockholm (2012) gezeigt. Teilnahme am 2. Berliner Herbstsalon des Maxim Gorki Theaters (2015).

Ralf Heck ist ein Freund der klassenlosen Gesellschaft und Mitbetreiber des footballuprising-Blogs. Er beschäftigt sich mit kritischer Theorie, den weltweiten Revolten des (Surplus-)Proletariats und war während der Aufstände teils auch selbst vor Ort. In der vierten Ausgabe der Zeitschrift Kosmoprolet veröffentlichte er seine ausführliche Studie „Zwischen Eigentor und Aufstand – Ultras in den gegenwärtigen Revolten“.