Month: February 2015
Interview: Christoph Ruf über sein Buch “Kurvenrebellen”
Von Heiko Buschmann
Kinder sind unschuldig und vor allem eins: immer gnadenlos ehrlich.
„Warum jubeln die denn die ganze Zeit so und schauen gar nicht zum Spiel? Dann wissen sie doch gar nicht, warum sie sich freuen“, sagt Nils im Vorspann zum Buch „Kurvenrebellen
– Die Ultras. Einblicke in eine widersprüchliche Szene.“ Er ist acht Jahre alt und der Sohn von Christoph Ruf, mit dem ich mich am Montagabend vor seiner Lesung im Bildungszentrum Gelsenkirchen zum Gespräch über den Fußball und seine Fans treffe.
Christoph Ruf, was halten Sie von einem Fernsehformat,
das sich ‚Ultra‘ nennt, den Unterttiel ‚Aus Liebe zum Fußball‘
trägt und der andere Fußballtalk sein will, aber zur
Premierensendung auf Tele 5 ausgerechnet Felix Magath
einlädt, der nicht nur Spieler, sondern auch Fußballfans
mit eigener Meinung für überflüssig hält?
Ich habe die Sendung nicht gesehen und es wäre
jetzt gelogen, wenn ich sagen würde, das täte mir
leid. Ich will aber Felix Magath nicht absprechen,
dass er von ‚Liebe zum Fußball‘ angetrieben wird,
aber es soll ja den ein oder anderen Verein geben, der
im Nachhinein findet, dass die seinen Verein auch
teuer zu stehen kam. Aber klar: Für Magath ist jeder
störend, der ihn kritisiert, ob Journalist, Vereinsmitglied
oder Ultra. Für eines aber schätze ich Magath:
Er ist kein Opportunist, der den Fans öffentlich
Honig ums Maul schmiert und intern von ‚Chaoten‘
spricht. Ist mir zehnmal lieber als die ganzen Heuchler
in der Branche.
Warum reden die Ultras mit Ihnen, Sie sind doch auch Teil
des Systems, und zwar auf der Seite der ‚Lügenpresse‘?
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Flaschenwerfer – Mörder – Hurensöhne-Frente
Link zum Thema:
Update 03. März 2015 Wird Leverkusen für beleidigendes Banner bestraft? → fanzeit
Die Ultras Leverkusen zeigten am Mittwoch beim Champions League Spiel gegen Atlético Madrid ein Spruchband mit der Aufschrift „Lanzadores de botella – asesino – hijos de puta – Frente“, auf deutsch „Flaschenwerfer – Mörder – Hurensöhne -Frente“ in Richtung der Gästefans.
Egyptian spectator ban: flashpoint for conflict and statement of weakness
Von James M. Dorsey
An Egyptian Cabinet decision to end the suspension of professional soccer in late March but reinstitute the ban on spectators attending matches could spark renewed clashes between militant fans and security forces. The decision against the backdrop of mounting evidence that Egyptian general-turned-President Abdel Fattah Al Sisi has no apparent intention of easing repression implicitly acknowledges the role of fans in continued widespread opposition to his rule.
Professional soccer was suspended in early February after some 20 members of Ultras White Knights (UWK), the militant support group of Al Zamalek SC, were killed in a stampede at a Cairo stadium. The incident was likely the result of supporters seeking to gain access to a match in the absence of available tickets rather than a deliberate and planned assault by security forces. UWK is nevertheless convinced that it was targeted by security forces much like militant supports of Zamalek arch rival Al Ahli were three years ago.
Soccer has been suspended for much of the last four years since mass anti-government protests erupted in 2011 that forced President Hosni Mubarak from office. Spectators have been banned from matches that were played since 74 supporters of Al Ahli were killed in 2012 in a politically loaded brawl in Port Said. The stampede in Cairo was after Port Said, the worst sporting incident in recent Egyptian sporting history.
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Gewalt im spanischen Fußball. Linke gegen Rechte und umgekehrt
Gedenken an den getöteten 43-jährigen Francisco Javier Romero (picture alliance / dpa / Foto: Cabalar)
Von Ole Schulz
Ende letzten Jahres starb in Madrid Francisco Javier Romero. Der Anhänger der linken Ultra-Gruppe “Riazor Blues” von Deportivo La Coruña war von rechten “Frente”-Ultras von Atlético Madrid in den Tod getrieben worden. Langsam wird etwas gegen die gewaltätigen Fans getan.
Quelle: DLF, 22. Februar 2015
Geplanter Zuschauerausschluss in Ägypten
Quelle: imago
Kalkulierte Geisterspiele: Wie spiegel online berichtet, soll die komplette Rückrunde der “Egyptian Premier League” ohne Zuschauer ausgetragen werden. Grund dafür sind die schweren Krawalle Anfang Februar beim Spiel zwischen Zamalek SC und ENPPI Club, bei denen 19 Menschen ums Leben gekommen waren.
Nach diesem Vorfall war eine Trauerphase von 40 Tagen vereinbart worden, der Spielbetrieb kann somit erst Ende März wieder aufgenommen werden. Dann wollen Verband und Innenministerium gemeinsam die Rückrunde organisieren, allerdings ohne Zuschauer. Diese Maßnahme hat eine Vorgeschichte: Bereits 2012 war es zu einem vorübergehenden Zuschauerausschluss gekommen, nach schweren Ausschreitungen in Port Said, bei denen 74 Menschen starben.
Quelle: fanzeit, 25. Februar 2015
Profi-Fußball in Griechenland. Spielbetrieb wegen Ausschreitungen vorerst gestoppt
Fan-Ausschreitungen beim Spiel zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus imago
Von dpa
Die Regierung in Athen hat den Spielbetrieb in den beiden höchsten Fußball-Ligen Griechenland unterbrochen. Grund dafür sind die Ausschreitungen beim Duell Panathinaikos gegen Olympiakos am vergangenen Wochenende.
Der Spielbetrieb in den beiden höchsten Fußball-Ligen Griechenlands ist nach schweren Ausschreitungen vorerst unterbrochen worden. Das habe die Regierung in Athen beschlossen, sagte der Präsident der Super League, Giorgos Borovilos, am Mittwoch im griechischen Fernsehen. Zuvor hatte er sich mit dem griechischen Sport-Staatssekretär Stavros Kontonis getroffen.
Die Meisterschaften sollen nur dann wieder beginnen, wenn die Vereine alle nötigen Maßnahmen für die Sicherheit getroffen haben, berichtete das Staatsradio. Demnach sollen als Voraussetzung die Fan-Klubs unter die Kontrolle der Mannschaftsvorstände gestellt werden.
Wenn Hooligans ganze Städte als Geiseln nehmen
Von Florian Haupt
Immer am Donnerstag schreibt Florian Haupt über den internationalen Fußball. Diesmal schaut er nach Rotterdam. Dort fürchten sie nach den Krawallen der vorigen Woche die Rache der Fans des AS Rom.
Alles könnte so einfach sein – würden gewisse Leute nicht auf Reisen gehen. So aber werden am Donnerstag wieder Innenstädte abgeriegelt, Hundertschaften aufgefahren und Notverordnungen erlassen, allen voran in Rotterdam, wo es rund um den lokalen Verein Feyenoord sowieso immer hoch hergeht und diesmal außerdem Revanche zu befürchten steht: Rund 2500 Römer werden in der Stadt erwartet, eine Woche nachdem niederländische Hooligans durch das Zentrum der Ewigen Stadt marodierten.
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Demonstrationen in Istanbul. Männer in Miniröcken und Fußball-Fans
Links zum Thema:
Die Hippie-Hools vom Gezi-Park → footballuprising
Türkische Fussballfans gegen Gewalt gegen Frauen → footballuprising
Das Wetter war mies am Samstag in Istanbul. Davon haben sich die Demonstranten nicht abschrecken lassen. – Foto: Steven Lüke
Von
Nicht nur der Fall Özgecan Aslan hat zu mehr Demonstrationsbereitschaft in Istanbul geführt. Allein am Samstag kam es zu vier Demonstrationen in kurzer Folge. Männer in Miniröcken bekamen viel Aufsehen. Sie waren nicht die einzigen.
Ein bewegter Samstag auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal: Schon am Mittag sammelt sich auf dem Vorplatz des Galatasaray Lyzeums, auf halber Strecke zwischen Tünel und dem Taksimplatz, eine Gruppe der kurdischen Partei HDP, um eine Kundgebung zum internationalen Tag der Muttersprache abzuhalten. Die Polizei ist bereits vor Ort, wie so oft an den Wochenenden, ein Wasserwerfer und gepanzerte Einheiten der Polizei stehen bereit. Neben der Kundgebung stehen weitere Demonstrationen an, darunter Männer, die in “Miniröcken” gegen Gewalt gegen Frauen demonstrieren wollen. Der Fall um die ermordete Studentin Özegan Aslan hat hohe Wellen geschlagen und die Leute in Istanbul auf die Straßen getrieben.
Aber es geht nicht nur um den Mord an der 20-Jährigen.
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Veranstaltung: “Fußball is ne Machobranche!” – Androzentrismus im Fußball
Anhand der legendären Antwort, „Eier, wir brauchen Eier“, des Torhüters und Mannschaftskapitän Oliver Kahn auf die Frage, weshalb seine Mannschaft eine Niederlage einstecken musste und was ihr zum Sieg gefehlt habe, oder dessen Behauptung, der „Fußball ist eine Machobranche“, lässt sich schon erahnen, worum es laut Fußballprofis neben der sportlichen Leistungsfähigkeit, dem ballspielerischen Feingefühl und der taktischen Finesse im Fußballsport ebenso geht. Noch offensichtlicher wird es, wenn der italienische Stürmer Christian Vieri auf die Kritik von Journalist_innen an seinem fußballerischen Können bei der Herenfußballeuropameisterschaft 2004 aggressiv erwidert: „Ich bin männlicher als ihr alle zusammen“. Fußball tritt in diesen Aussagen als eine Sportdisziplin hervor, die mit Männlichkeit in Verbindung steht. Allerdings ist er nicht nur irgendein männlich konnotierter Mannschaftssport, sondern gilt in ganz Europa als der Männlichkeitssport schlechthin. ‚Richtige’ Männer, so die einhellige Meinung, interessieren sich für Fußball und sehen sich mit männlichen Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern Fußballmatches im Stadion oder zumindest die TV-Übertragungen von Liga- und Länderspielen an. Im besten Fall üben sie das Fußballspiel selber aus. Fußball, so heißt es, sei für die Herren der Schöpfung eben schlichtweg ‚die schönste Nebensache der Welt’.
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