Zwischen Anpassung und Widerstand

Links zum Thema:
Artikel: Die Hippie-Hools vom Gezi-Park → footballuprising
Interview: Çarşı – Wir sind gegen Alles → footballuprising
Fotos: Gezi-Park-Revolte, Istanbul, Juni 2013 → footballuprising

Im Folgenden ein interessanter Artikel zur aktuellen Situation in der Türkei von dem auch sonst sehr lesenswerten Blog Lower Class Magazine.

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Von Sergio Zarate

Zur Situation der türkischen Ultras im Jahr 2015 –

Zögerlicher Anlauf, zaghafter Schuss. Der Ball geht über das Tor. Wer am 26. Februar im Istanbuler Atatürk Olimpiyat Stadı das Elfmeterschießen im Euro-League Spiel zwischen Beşiktaş und Liverpool verfolgt, der ahnt nicht, was in diesem Land tatsächlich vor sich geht. Tosendes Geschrei bricht von sämtlichen Tribünen. Der Fehlversuch des Liverpool-Spielers bedeutet das Weiterkommen für die Kartallar. Es herrscht ausgelassene Stimmung. Tatsächlich tobt rund um die türkischen Kurven ein Krieg zwischen regierungskritischen Fans und Tayyip Erdoǧans AKP.

Angefangen hatte alles mit den Gezi-Protesten im Jahr 2013. Nachdem die Fans der Istanbuler Vereine gesehen hatten, wie Sicherheitskräfte auf alles einknüppelten, begannen auch sie Stellung zu beziehen. Insbesondere die Çarşı, Ultras von Beşiktaş waren damals federführend. Sie riefen offiziell zum Widerstand gegen Polizei und Regierungspartei AKP auf. „Tagsüber war es im Camp überwiegend ruhig. Gegen Abend begann sich zumeist die Polizei zu formieren, wollte alles räumen. Bis eben Çarşı anrückte und sie zurückgeschlagen hat“, so die Erinnerungen eines in Deutschland lebenden Mitglieds der ultrAslan von Galatasaray. Auch er nahm damals an den Protesten teil.

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11 sentenced to death in retrial over Egypt football riot

Von Ramadan Al Sherbini

Implementation of verdict relating to death of 74 fans in 2012 in clashes at a stadium subject to Grand Mufti’s approval

Egyptian fans clash with riot police following an Al Ahly club soccer match against Al Masry club at a stadium Image Credit: AP

Cairo: An Egyptian court on Sunday handed down death sentences to 11 people charged with involvement in Egypt’s worst football tragedy more than three years ago.

The Criminal Court, holding its proceedings at the Police Academy on the outskirts of Cairo, referred the sentences to the country’s chief Islamic authority, the Grand Mufti, to approve or reject them — a routine legal procedure related to death sentences.

The final verdict has been set for May 30.

The court said it will also sentence 62 other defendants in the same case on May 30.

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Court adjourns Air Defence Stadium trial to 18 May

Von Mahmoud Mostafa

16 fans and ‘Muslim Brotherhood members’ accused of rioting leading to deaths of 22 fans

The North Cairo Criminal Court adjourned the Air Defence Stadium trial to the 18 May session.

The case involves 16 defendants who stand accused of rioting in the events which saw the deaths of 22 football fans of Zamalek SC.

The Saturday session was first in the trial after the General Prosecution referred 16 defendants from ‘Ultras fans and Muslim Brotherhood members’ to trial. The court adjourned the case to review case exhibits and answer the defence’s demands.

The incident took place before the match as fans were attempting to enter the Air Defence Stadium, before the Zamalek SC and ENPPI premier league football match. The deaths occurred as security forces violently dispersed crowding fans at the entrance to the stadium.

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Die Red-Bull-Kritiker aus der Red-Bull-Arena

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RB-DEBATTE: KOMMENTAR UND ANTWORT → footballuprising

Von Thomas Fritz

Leipzig-Fans gelten als treudoofe Hörige von Red Bull. Doch eine kleine Ultra-Gruppe hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Sie kämpft gegen die Verbullung des Vereins.

Ultras RB Leipzig: Sport, Ultras RB Leipzig, Leipzig, Bundesliga, FußballAuswärtsbanner Lecrats  |  © Lecrats

Fast hat man sich bei Partien von RB Leipzig schon an die Proteste gewöhnt. Diesmal erklärten die Macher des Nürnberger Ultra-Fanzines Yabasta das Gastspiel des FCN am 27. Spieltag zu “einem Tiefpunkt”, weil Red Bull den Fußball kaputtmache und verrate.

Die Kritiker aus Franken denken und sagen, was viele Fans denken und sagen. Aber sie müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, etwas pauschal zu urteilen, indem sie sämtliche RB-Anhänger als treudoofe Erfolgshascher abwatschen. Tatsächlich hat sich in Leipzig eine kleine Szene entwickelt, die den Klischees vom “Konzern-Gefolge” widerspricht, sich an den antikommerziellen Werten der Ultra-Kultur orientiert und das Engagement von Red-Bull kritisch begleitet.

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“Machtdemonstrationen für ein reaktionäres, männliches Weltbild” – Interview mit Peter Römer über HoGeSa

Von Frederik Schindler

Obwohl Hooligans schon in ihrer Entstehungsphase hochpolitische Inhalte vertraten und sich ein Wiederaufkommen der Szene lange ankündigte, reagierte die Politik im letzten Jahr größtenteils überrascht auf die gewalttätige Großdemonstration in Köln. Auch im April 2015 sind rechte Hooligans noch an Pegida-Demonstrationen beteiligt und in deutschen Fankurven aktiv. Fussball-gegen-Nazis.de hat mit Peter Römer, Historiker und Redakteur des Transparent Magazins über die Ziele und Inhalte der Bewegung gesprochen und schätzt: Das Machtgefühl der erstarkten Szene wird bleiben, auch wenn die Aktivitäten auf den Straßen wieder zurückgehen.

FS: Nach der HoGeSa-Großdemonstration im Oktober 2014 in Köln reagierten Politikerinnen und Politiker geschockt auf das Mobilisierungspotential der Hooligans. Verwundert dich das?

PR: Über dieses Ausmaß waren sogar zivilgesellschaftliche Gegenstrukturen überrascht. Allerdings gibt es auch eine große Kontinuität der Vernetzungsarbeit von politisch rechts gesinnten Hooligans. Wenn allerdings der Bundesjustizminister Maas davon spricht, dass Hools nicht politisch, seien, sondern sich nur zum Prügeln und Bier trinken treffen, ist das fatal. Das bestätigt die Lebenslüge von rechten Fußballfans, die immer wieder von sich behaupten, sie seien unpolitisch und gewiss keine Nazis. Es gab einen klaren Schulterschluss von Hooligans mit der politischen Rechten, die an das Thema anknüpfen. Auch der Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz bezeichnete Hooligans als “zum größten Teil politisch indifferent” – das ist gefährlich! Ein Teil der Hooligan-Bewegung ist bereits seit den 80er-Jahren hochpolitisch.

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Egypt moves closer to labelling soccer fans as terrorists

Von James M. Dorsey

Egypt has moved closer to banning as terrorist organizations militant soccer groups that form the backbone of opposition to autocratic rule with the arrest and pre-trial detention of five alleged members of the Ultras White Knights (UWK), the highly-politicized, street battle-hardened support group of storied Cairo club Al Zamalek SC.

The five men – Sayed Ali, Seif Kamel, Mahmoud El-Domiati, Abdallah Ghoneim and Anas Tawfik – were arrested last week on charges of joining a “terrorist entity” and attempting to topple the regime of general-turned-president Abdel Fattah Al Sisi.

The fans were first questioned by state security prosecutors on Monday and are scheduled to appear again before the prosecution on April 24, according to Daily News Egypt. The paper quoted Revolutionary Socialists, a left-wing group, as saying the five men were being held separately in different prisons.

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Police disperse Ultras Nahdawy protest

Von Adham Youssef

Group organised sudden protest in Abdel Moneim Riad Square Sunday night

Police forces dispersed Sunday night a minor protest by the anti-government group Ultras Nahdawy, according to eyewitnesses.

Members of the group gathered near Abdel Moneim Riad Square, in the vicinity of Tahrir Square, and staged a sudden protest, setting off fireworks and raising anti-government banners.

Police forces stationed near the Egyptian Museum chased off the protesters into side streets, ending the demonstration. No arrests or injuries were reported.

The Interior Ministry has yet to release a statement detailing the incident, and has so far not commented on it.

Protests taking place without an official permit from the police are currently not allowed in Egypt, and riot police authorised to disperse it.

Supporters of the Muslim Brotherhood, which has been actively participating in protests, raised a banner with the words “We Will Continue”.

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Abpfiff für Hooligans

Sie marschieren in Trikots und gleich großen Gruppen aufeinander los, um sich dann innerhalb weniger Sekunden niederzuschlagen.

Von Alexander Schneider

Der Prozess begann am Landgericht Dresden, nun hat der BGH erstmals Fußball-Schläger als kriminelle Vereinigung verurteilt. Mit Folgen für den „bundesweiten Spielbetrieb“.

Irgendwie fühlen sich alle als Sieger. Die Angeklagten, ihre Verteidiger, selbst die Richter und der Staatsanwalt. Nach einem ebenso langen wie spektakulären Prozess am Landgericht Dresden bestätigte nun der Bundesgerichtshof in Karlsruhe (BGH) den Schuldspruch gegen eine Dresdner Hooligangruppe in wesentlichen Punkten. Die Angeklagten dürften erleichtert sein, weil es für sie nicht so dicke kam wie befürchtet; das Gericht und die Staatsanwaltschaft, weil der BGH ihrer Auffassung folgte und selbst einvernehmliche Hooligan-Kämpfe, auch solche fernab der Öffentlichkeit, erstmals als Straftat qualifiziert.

Die Polizei kann mit diesem BGH-Urteil nun überall in Deutschland gegen Hooligans wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ermitteln, wenn sie dem Verdacht solcher konspirativen Wettkämpfe nachgeht. Dabei ermöglicht der oft als Schnüffelparagraf kritisierte Paragraf 129 des Strafgesetzbuchs deutlich mehr als in „üblichen “ Fällen von Körperverletzung: Telefonüberwachungen, Funkzellenabfragen, Observationen, dem Einsatz verdeckter Ermittler und dergleichen mehr.

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Werbesong der Berliner Cops: “Wir sind fresh, wir sind sexy Polizisten”

In ihrem Bemühen, geeignete Nachwuchkräfte zu finden, scheint den Berliner Cops keine Idee zu blöd zu sein. In anbiedernder Art und Weise versuchen sie es nun mit einem Song, den man musikalisch wohl irgendwo zwischen Elektro- und Hip-Hop einordnen müsste, geiler Lyrics inklusive: “Wir sind fresh, wir sind sexy Polizisten.” “Greif nach den Sternen, werde einer von uns.” Die Beamten drohen nicht nur damit, das Lied bei genug Zustimmung als offziellen Werbesong einzusetzen, sondern auch mit dem Dreh eines Musikvideos. Dem scheint nun relativ zügig nachgekommen worden zu sein. Aber seht selbst…