Interview: Lieder der Revolte

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Von Florian Nussdorfer

Fußball ist Fußball und Politik ist Politik? Von wegen: In zahlreichen Ländern der Welt beteiligen sich Fußballfans und Ultras aktiv an Aufständen und Revolten. Der Blogger Ralf Heck hat sich intensiv mit dieser Thematik befasst und war unter anderem während der Gezi-Park-Proteste in Istanbul. Wir sprachen mit ihm.

Ralf, du hast dich intensiv mit der Beteiligung von Ultras an weltweiten Aufständen beschäftigt. Welche Beispiele gibt es für solch ein aufständisches Mitwirken von Ultra-Gruppierungen?
Da gibt es so einige: Angefangen vom Jahr 2008 bei der Dezemberrevolte in Griechenland bis hin zu den Unruhen in Bosnien-Herzegowina im Februar letzten Jahres konnte man eine große Beteiligung von Ultras beobachten. Darüber hinaus haben bei den Occupy-Protesten in Israel 2011/12, die sich vor allem gegen steigende Mieten richteten, die Ultras von Hapoel Tel Aviv mitgemischt. Recht berühmt für die Beteiligung von Fussballfans dürfte sicherlich auch der Aufstand in Tunesien sein, der ja als Anfang des arabischen Frühlings gilt und letztendlich eine ganze Welle weiterer Erhebungen in anderen Ländern ausgelöst hat. Dort haben Oppositionsgruppen im Vorfeld der Revolte Kontakt zu den Ultras aufgenommen, weil diese im Kampf gegen die Polizei erfahren waren. Die prominentesten Beispiele sind aber sicherlich die Aufstände in Ägypten, der Türkei und jene in der Ukraine, letzteres jedoch eher im negativen Sinn.

Inwiefern?
In der Ukraine haben die Ultras auch eine besondere Rolle gespielt, insbesondere bei den militanten Auseinandersetzungen mit der verhassten Polizei. Leider war die dortige Revolte, die sich gegen ein zutiefst autoritäres Regime richtete, eher reaktionär und nationalistisch geprägt. Zwar haben über 30 Gruppen aus den drei ersten Ligen ein Friedensabkommen geschlossen, um sich gemeinsam am Widerstand gegen das Regime zu beteiligen – unter anderem die Ultras von Dynamo Kiew, die Banderstadt Ultras aus Lwiw aber auch jene aus dem Osten des Landes. Allerdings haben sich viele Ultras dem Rechten Sektor und anderen nationalistischen Gruppen angeschlossen. Auch bei dem Angriff auf das Gewerkschaftshaus in Odessa, bei dem viele Menschen ums Leben kamen, waren sie zahlreich vertreten. Momentan organisieren Teile der Ultras die nationale Mobilmachung in den zahlreichen Rekrutierungszentren für den Bürgerkrieg im Osten.

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Kosmoprolet Nr. 4 ist erschienen

kosmoprolet_4_cover«Die Mauer, an der alles abprallt, ist die allseitige Abhängigkeit aller Einzelnen voneinander, und damit vom bestehenden System, das dieser Abhängigkeit, wie ungenügend und krisenhaft auch immer, die einzige bislang bekannte Form gibt. Gerät das System aus den Fugen, wagt niemand den Schritt ins Freie, sondern alle heften sich ans Gegebene. Kämpfe werden viel seltener niedergeschlagen, als sie vor dieser Mauer von sich aus kehrtmachen. Schon weil sie nicht wissen, was danach kommt, haben die Proletarier heute genauso viel Angst vorm Zusammenbruch wie die Herrschenden.»

Das Heft hat 208 Seiten und kostet 5 Euro.
Einzelhefte werden vertrieben über Syndikat-A, Bestellungen ab 3 Heften (rabattiert) können unter www.kosmoprolet.org aufgegeben werden.

  • Editorial
  • Abseits des Spülbeckens. Fragmentarisches über Geschlechter und Kapital
  • Reflexionen über das Surplus-Proletariat. Phänomene, Theorie, Folgen
  • Elend und Schulden. Zur Logik und Geschichte von Überschussbevölkerungen und überschüssigem Kapital
  • Moloch und Heilsbringer. Zur Geschichte und Kritik des Sozialstaats
  • Israel, Palästina und der Universalismus
  • Leiharbeit. Ende der Identifikation mit der Ausbeutung oder doch nur Waffe des Kapitals
  • Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten

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Veranstaltung: HoGeSa und co – Hintergründe zu Organisation und Netzwerken rechter Hooligans und anderer „patriotischer Fußballfans“

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Bildquelle: Sankt Pauli Mafia

Datum: 27.08.2015
Beginn: 19.30 Uhr
Ort: Fanräume e.V. / Heiligengeistfeld 1 / 20359 Hamburg

Als im Oktober 2014 knapp 5.000 Menschen unter dem Namen „Hooligans gegen Salafisten“ durch Köln randalierten, war die Überraschung in der medialen Öffentlichkeit groß. Doch nur zum Teil verständlich: Denn zuvor waren weder Hooligans verschwunden, noch hatte sich die (extrem) Rechte aufgelöst. Vielmehr kann auf eine lange Geschichte rechter Gewalt von Hooligans zurückgeschaut werden, in den Stadien des hiesigen Fußballs als auch außerhalb. Insofern wurde durch „HoGeSa“ nur eines deutlich: Extrem Rechte Hools stellen eine reale Bedrohung dar, ihre Netzwerke funktionieren. Und Teile dieser Netzwerke mobilisieren auch zum „Tag der deutschen Patrioten“ am 12.09.2015. Die Veranstaltung wird die bundesweite Nazi-Hooligan-Szene transparenter machen und deren Inhalte und Verknüpfungen zur (extrem) Rechten beleuchten.

Gäste:
Pavel Brunßen – Chefredakteur des Transparent-Magazins
Robert Claus – Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale
Arbeit (KoFaS)

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Court acquits 5 defendants in ‘Port Said massacre’ trial

Von Amira El-Fekki

Over 70 young football fans were killed in clashes back in 2012

A criminal court issued verdicts Sunday for seven defendants on re-trial in the ‘Port Said massacre’ case, which had a total of 73 defendants facing murder and violence charges in the infamous stadium clashes in 2012 between fans of two rival football clubs.

The court upheld a death penalty issued in absentia against one defendant, and a 10-year jail term for another, while it acquitted five people whom were previously sentenced in absentia to 10 years in prison.

The Port Said trial has been ongoing since 2012, and included a total of 73 defendants. The court issued its very first sentence back in January 2013, ordering death penalties for 21 defendants, after the approval of the Grand Mufti. A few days before the following court hearing, a new Mufti was appointed.

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Radio-Feature: Die Hippie-Hools vom Gezi-Park

Heute Abend zwischen 17 und 18 Uhr sendet die Stoffwechsel-Redaktion des freien Radios Radio-Z unser Feature Die Hippie-Hools vom Gezi-Park.

Tagesaktuelles Magazin für Politik, Lokales und Kultur. Hintergründig und ausführlich informieren wir über die Geschehnisse vor unserer Haustüre und in der weiten Welt und über die Themen jenseits der Gazetten.
Jeden Wochentag von 16 bis 18 Uhr.

  • Sommerausgabe
  • Die Hippie Hools vom Gezi Park
  • “Es war einmal” Prostitutionsschutzgesetz aktuell
  • tba

Quelle: Radio-Z

Sport unter Privatisierungsdruck (Übersetzte und gekürzte Version des Textes „The Gold Mine of the Next Revolution: Football as a Socio-Political Mirror, and Agent of Change“)

Im Folgenden ein lesenswerter Text von Roy Siny über die Fankultur in Israel, der uns von amaranto zur Verfügung gestellt wurde. Ich habe mir vor einiger Zeit nur wegen diesem einen Artikel das ansonsten langweilige – und teure – Buch Gesellschaftsspiel Fußball. Eine sozialwissenschaftliche Annäherung gekauft. Umso erfreuter bin ich, dass Euch dies Dank der tollen Übersetzungsarbeit der Kollegen von Ultra Unfug erspart bleiben wird. Hier geht’s zum Artikel: Sport unter Privatisierungsdruck

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Passend zum Freundschaftsspiel des SV Babelsberg mit Hapoel Tel Aviv am 12 Juli 2015 wurde in der Sonderausgabe des Ultra Unfug zum Ultrash Nr. 9 ein Artikel über die Besonderheiten in der Entwicklung des israelischen Fußball veröffentlicht. Wir dokumentieren an dieser Stelle den lesenswerten Text und möchten uns bei Roy bedanken, der ihn zur Verfügung gestellt hat.

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Von Roy Siny

Meine erste Erinnerung in Zusammenhang mit Fußball ist, das ich von meinem Vater bei einem Spiel in die Luft geworfen wurde. Es war, wie ich später erfuhr, nach einem Tor beim Derby zwischen Hapoel Tel Aviv gegen Maccabi. Ich war vier oder vielleicht fünf Jahre alt. Damals, in den frühen 1980er Jahren, war der israelische Fußball noch beinah unberührt von irgendeiner Art von Kommerzialisierung und die Spieler begannen erst zu verstehen, welche Vorteile es hatte, Profi-Sportler zu sein. Seitdem ist Fußball für mich nicht nur zur Leidenschaft, sondern auch eine Quelle der Identifikation geworden.

In meiner Klasse war ich einer der wenigen Hapoel-Fans unter all den Maccabi-Anhängern vom damals beliebtesten Verein in Tel Aviv. Ich war der enthusiastischste Anhänger von Hapoel. Damals reichte es, einfach nur ein Fan zu sein. Ich ging ins Stadion, entweder mit meinem Vater oder mit Freunden. Der Support wurde nicht organisiert. Wir alle wussten genau, welche Gesichter uns begrüßen und zum Singen ermutigen würden. Obwohl diese Leute kein Teil einer offiziellen Gruppe waren, wurden sie als nicht-offizielle Führer der Fans akzeptiert. Wir hatten Respekt vor ihren Opfern – denn sie verpassten die meisten Spiele, weil sie mit dem Rücken zum Feld stehend die Masse zum Singen animierten und so das Team unterstützten. Die Stadien waren damals halb leer. Wir wussten, welcher Teil der Traversen uns „gehörte“ und wir handelten dementsprechend. Die Wahl des Blocks war hierbei eher eine zufällige Entscheidung, die mehr von der Höhe des Eintritts als von allem anderen abhing. Gästefans im Stadion, sogar von den am meisten verhassten Teams, waren keine Seltenheit und eine Blocktrennung gab es nicht. Polizeikontrollen waren selten nötig und wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans kam, hatten die eher persönliche Hintergründe.

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Militant soccer fans claim responsibility for Cairo bombing

By James M. Dorsey

A shadowy group of militant soccer fans that has largely lied low since it participated in mass anti-government protests in 2013 that led to the military overthrow of Egyptian President Mohammed Morsi has claimed responsibility for a car bomb near a Cairo security building that injured at least six policemen.

Whether the group, the Black Bloc, was responsible or not, it is the first time a soccer-related group claims responsibility for an act of political violence and reflects a trend towards radicalization among politicized football fans. The claim on Facebook also would be the first time that a supposedly anti-Islamist group has targeted an institution of the Egyptian state.

“We declare full and complete responsibility for the blasts, which occurred about an hour ago,” the Black Bloc said adding that it was a response to detention of large numbers of people who have either not been charged with an offence or are facing what the group called “non-criminal” charges.

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Polizei Bremen: POL-HB: No.: 0486 — Friedlicher Verlauf der “Valentin-Demonstration” —

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Bremen (ots) – Ort: Bremen, Innenstadt/Steintor Zeit: 15.08.2015, 10.30 bis 12.20 Uhr

Der heutige Aufzug zur Solidarisierung mit dem inhaftierten Valentin S. im Innenstadtbereich mit bis zu 730 Teilnehmern verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Es kam lediglich zu kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen.

Das Motto des angemeldeten Aufzugs lautete “Gegen Nazis und Repression”. Er startete heute gegen 10.30 Uhr Am Brill. Nach einer Auftaktkundgebung setzte sich der Aufzug gegen 10.45 Uhr mit anfangs ca. 560 Teilnehmern in Richtung Marktplatz in Bewegung. Die Teilnehmerzahl wuchs im Laufe des Aufzuges auf ca. 730 Personen an. Die Aufzugstrecke verlief durch die Obernstr. über den Marktplatz, die Domsheide, durch das Oster- und Steintor zum Gleisdreieck Lüneburger Str. / Vor dem Steintor. Dort wurde die Versammlung nach einer Abschlusskundgebung gegen 12.20 Uhr für beendet erklärt.

Mit der Demonstration sollte u.a. angemahnt werden, dass der Staat konsequent gegen politisch rechtsmotivierte Gewalt vorgehen müsse. Ein Wort zu diesen immer wieder pauschal vorgetragenen Vorwürfen, die Polizei würde einseitig die Ultras verfolgen oder sei auf dem rechten Auge blind: Wir verfolgen keine Ultras, sondern Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Dazu benötigen wir allerdings auch Unterstützung. Hierzu Polizeipräsident Lutz Müller: “Es nützt uns nichts, wenn wir feststellen, dass diejenigen, die sich äußern, gar nicht dabei gewesen sind oder sich nicht als Zeugen zur Verfügung stellen wollen.” (…)

Quelle: Pressestelle Polizei Bremen, 15. August 2015

Rassismus-Vorwürfe. Lazio-Sportdirektor verteidigt Ultras


Lazios Sportdirektor Igli Tare: “Die Zuschauer haben keinen Spieler rassistisch beleidigt.”  Foto: imago/Jan Huebner

Nach dem Sieg gegen Bayer Leverkusen und rassistischen Entgleisungen der Lazio-Anhänger nimmt Sportdirektor Igli Tare die Ultras in Schutz – der Schiedsrichter habe die Sprechchöre völlig falsch interpretiert. Die Uefa wird kein Ermittlungsverfahren einleiten.

Rassismus-Vorwürfe verwehrt. Der Sportdirektor des italienischen Fußball-Erstligisten brach nach dem Play-off-Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Bayer Leverkusen (1:0) eine Lanze für die Lazio-Ultras, die bereits während er Partie möglicherweise zu Unrecht in Verruf geraten waren.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) teilte auf SID-Anfrage mit, dass sie kein Ermittlungsverfahren einleite, da weder der Schiedsrichter noch der offizielle Spielbeobachter entsprechende Berichte verfasst hätten.

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Bremen: Demonstration gegen Nazis und Repression

Samstag, 15. August 2015 / 10 Uhr / Am Brill

Liebe Werderfans,

seit Jahren gibt es in Bremen immer wieder Auseinandersetzungen sowie Angriffe und Einschüchterungen von Nazi-Hooligans auf Werderfans, die sich aktiv gegen Nationalismus und Rassismus positionieren. Bisheriger Höhepunkt war der brutale Überfall der Hooligans auf die Ultragruppe „Racaille Verte“ in den Räumlichkeiten des Ostkurvensaals 2007. Reichlich spät kam ein Bruchteil der Täter 2011 mit ein paar läppischen Geldstrafen davon; die Auseinandersetzung wurde auf einen unpolitischen, faninternen Konflikt heruntergebrochen.

Durch das andauernde antifaschistische Engagement von Werderfans entstand jenes Klima, was heute von so vielen Seiten Anerkennung bekommt. In anderen Stadien und Städten wie Braunschweig, Düsseldorf oder Aachen hingegen konnten sich diejenigen, die sich gegen rechtes Gebaren stellen und stellten, schwer oder gar nicht durchsetzen, mussten ihre Stadionbesuche einstellen, wurden von ihrem eigenen Verein verbannt oder sehen sich stetig körperlichen und verbalen Angriffen ausgesetzt. In vielen anderen Städten gibt es noch viel weniger Möglichkeiten sich gegen einen rassistischen, antisemitischen und auch homophoben, sowie sexistischen Normalzustand zu positionieren. Meistens werden diejenigen, die sich gegen Diskriminierung stellen zu Störenfrieden erklärt, gerne wird behauptet Fußball sei unpolitisch, oft sind die Vereine und Fanprojekte völlig unfähig die Probleme wahrzunehmen und Unterstützungsarbeit zu leisten.

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