Mit Kippa, Che und Regenbogen

Mit Marx, Gandhi und Che: Fans von Hapoel Katamon Jerusalem im StadionMit Marx, Gandhi und Che: Fans von Hapoel Katamon Jerusalem im Stadion (Foto: Hapoel Katamon Jerusalem)

Von Kevin Culina

Vor rund acht Jahren gründeten Fans eines israelischen Fußball-Erstligaclubs einen eigenen, kollektiv organisierten Verein.

Die Transparente zeigen Che Guevara, Hammer und Sichel, Fans schwenken Antifa- und Regenbogenflaggen, Parolen und melodische Gesänge hallen von den Rängen. Im etwas zu großen Teddy-Kollek-Stadion im Süden Jerusalems finden sich jede Woche mehrere Hundert Unterstützerinnen und Unterstützer ein, um bei schwarzem Tee und Nüssen ihre politische Überzeugung zu zeigen und ihren Verein – ganz im Wortsinne – zum Erfolg zu singen. Das führte in der vergangenen Spielzeit zum Aufstieg in die zweite israelische Fußballliga Leumit.

Aber ganz der Reihe nach. Der israelische Sport ist geprägt von mehreren großen Verbände, die aus politischen Strömungen der zionistischen Emigrantinnen und Emigranten vor und nach der Gründung des Staates resultieren. So organisierten sich die Anhänger der sozialistischen Arbeiterbewegung überwiegend in den gewerkschaftsnahen Hapoel-Vereinen, weswegen Hammer und Sichel das Logo zieren. Die bürgerlichen Religiöseren organisierten sich wiederum bei Maccabi und die sogenannten Revisionisten in den Beitar-Vereinen. Entsprechend groß und politisch sind seither die Auseinandersetzungen der Clubs und ihrer Fans untereinander – die Wahl des Sportvereins ist schließlich oft auch eine politische. Da drängen sich neben dem Selbstverständnis des Clubs vor allem Fragen nach kollektiven Organisationsformen und konkretem Engagement außerhalb des Stadions auf.

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BLICKFANG ULTRA Nr. 37

Blickfang Ultra 37

  • WIR WOLLEN FUSSBALL GUCKEN UND NICHT STERBEN – Der erbitterte Kampf zwischen Staat und Ultras in Ägypten
  • BLAU WEISS ROT – Gespräch mit den Machern des neuen Hansa-Graffiti-Films
  • DIE BEWEGUNG DES 12.APRIL – Über die dramatischen Ereignisse in Schweinfurt
  • POLSKA KIBOLSKA – Ultras Korona Kielce im Interview & die heikle Situation in Lodz
  • Matchreport Pokalfinale Bulgarien: LEVSKI SOFIA vs. CHERNO MORE VARNA
  • UN ALTRO CALCIO E POSSIBILE – Casertana vs. Melfi / CAMPOBASSO vs. SAMBENEDETTESE
  • Matchreport: ACR MESSINA vs. REGGINA CALCIO
  • Die Beteiligung von Fußballfans an den Aufständen in Bosnien – INTERVIEW MIT ROBY VON ABRAŠMEDIA1
  • VENEZIAMESTRE E RAPID VIENNA AMICI DA 15 ANNI – FRATELLI PER SEMPRE
  • Rumänien: In den Farben getrennt, in der Sache vereint
  • Adieu Lescure – Bordeaux verabschiedet sich von seinem Stadion

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Die Flüchtlingshasser aus der Kurve

“Schmeißt sie raus, die Flüchtlinge!” In deutschen Fußballstadien ist Rassismus größtenteils verpönt, in Polen mehrheitsfähig. Konservative Politiker applaudieren.

Von Thomas Dudek

Legia Warschau versteht sich als Nonplusultra des polnischen Fußballs. Doch der Club hat es nicht leicht. Nach Niederlagen gegen den FC Midtjylland und den SSC Neapel braucht der Verein am Donnerstag einen Erfolg gegen den FC Brügge, um in der Europa League zumindest noch theoretisch Chancen auf das Erreichen der K.0.-Phase zu haben. Und dann sind da noch die Fans, die Żyleta, die Rasierklinge, wie die in Polen berüchtigte Kurve der Legia-Ultras heißt.

Seit Jahren fallen die immer wieder durch Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf. “Ganz Legia schreit laut und deutlich: Nein zu der islamischen, wilden Horde”, schallte es im September im Heimspiel gegen Zagłębie Lubin aus der Kurve. Die Ultras präsentierten auch ausländerfeindliche und antiislamische Transparente.

In der Flüchtlingskrise gehören solche Szenen mittlerweile zum Alltag in den polnischen Kurven. Nur einen Tag nach den Vorfällen in Warschau skandierten Fans von Lech Posen: “Islamist, die dreckige Hure, uns Polen wirst Du niemals ebenbürtig sein. Das ganze Stadion singt mit uns: schmeißt sie raus, die Flüchtlinge.” Dazu präsentierten sie ein Plakat, das auch für jeden Fernsehzuschauer gut sichtbar war. “Das ist für uns selbstverständlich, wir wollen keine Flüchtlinge in Polen”, stand darauf. In der für die EM 2012 errichteten Arena von Wrocław wiederum zeigten die Ultras des heimischen Vereins Slask gemeinsam mit denen von Jagiellonia Białystok ihren Hass auf die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten. “Haut den Araber” und “Raus mit den Flüchtlingen”, hallte es aus beiden Kurven.

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Egyptian soccer fans put youth disillusion with elections on public display

Von James M. Dorsey

As Egyptian general-turned-president Abdel Fattah Al Sisi struggled this week to get Egyptians to cast their vote in parliamentary elections, militant soccer fans put widespread youth disillusionment with the president’s autocratic rule on public display.

More than 10,000 fans rushed in response to a call by Ultras Ahlawy, the militant support group of storied Cairo club Al Ahli SC, to the Mokhtar al-Touch Stadium on election Sunday to watch their storied team train. It was the club’s first training since it last week won the Egyptian Super Cup.

Ultras Ahlawy issued the brief call on its Facebook page that has more than 1.1 million followers. Ultras Ahlawy together with other militant fan groups has played a key role in anti-government protests in the last 4.5 years starting with the 2011 popular revolt that toppled President Hosni Mubarak.

Fan neglect of the election reflected a widespread sentiment among Egyptian youth expressed by a hashtag #badalmatantakhib or #insteadofvoting that was trending on Twitter.

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Ultras Ahlawy to attend league opener despite crowd ban

Photo: Ultras Ahlawy facebook page

Ultras Ahlawy announced that they would attend Al Ahly’s match against Tala’a El-Geish on Thursday, defying a crowd ban imposed by the Egyptian Football Association (EFA).

Despite the EFA’s decision to hold football games behind closed doors since the Air Defence disaster, the die-hard supporters said in a statement on their Facebook page on Wednesday that they would be present in the stands during Al Ahly’s Egyptian Premier League opener.

The group stressed on the importance of fan attendance to football, using the Egyptian Super Cup that was held in the UAE and drew a huge crowd as an example.

“Starting the new league without fans is a continuation to the killing of football in Egypt…and that’s why Ultras Ahlawy group in Cairo and all the governorates will gather on Thursday to attend Al Ahly’s first game in the league against Tala’a El-Geish,” the statement read.

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Auch ein Jahr später will Euch keiner!

Am 26. Oktober 2014 kamen mehrere Tausend Neonazis und Hooligans unter dem Label »Hooligans gegen Salafisten« (HoGeSa) zum größten rechten Aufmarsch in Köln seit 1945 zusammen, zogen randalierend durch unsere Stadt und machten Jagd auf Menschen, die nicht in ihr fremdenfeindliches Weltbild passen. Für den 25. Oktober 2015 rufen erneut mehrere extrem rechte Gruppen zu einer Großdemonstration in Köln auf, die jedoch Ende September vom Kölner Polizeipräsidenten Albers aufgrund zu erwartender Ausschreitungen verboten wurde. Das Kölner Verwaltungsgericht hob das Verbot vor wenigen Tagen wiederum auf und erlaubte eine Kundgebung unter Auflagen. Ob und wo die Rechten letztlich aufmarschieren dürfen, werden die Gerichte vermutlich erst kurz vor dem 25. Oktober entscheiden.

Wie bereits im Vorjahr, wurde die rechte Demonstration erneut von Dominik Roeseler angemeldet, der sich gerne im Gladbacher Hool-Milieu bewegt, wenn er nicht gerade für seine rassistische Kleinstpartei pro NRW aktiv ist. Ziel von HoGeSa und anderen Neonazi-Gruppen ist es, für eine Neuauflage der Geschehnisse vom 26. Oktober 2014 zu sorgen. Eine Vielzahl von engagierten Menschen, Gruppen, Verbänden und Bündnissen wird versuchen, dies zu verhindern.

Wir schließen uns den Protesten gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch an und hoffen, dass viele weitere FC-Fans am 25. Oktober ein Zeichen gegen Rechts setzen und klar stellen, dass in unserer Stadt kein Platz für Rassismus ist.

Achte Jeisel Jottes
Coloniacs
Definitionsmacht Colonia
Navajos
NulleinsNullsieben
Schubidubi Abteilung
Troika

Quelle: Coloniacs, 19. Oktober 2015

Veranstaltung: Fankultur in Russland 2015

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Die Veranstaltung findet am 20. Oktober in der Schankwirtschaft BAIZ um 19.30 Uhr statt.

Fankultur in Russland 2015

In knapp drei Jahren ist die Welt zu Gast in Russland. Noch bevor der erste Ball rollt, produziert die Fußballweltmeisterschaft 2018 jede Menge Berichterstattung. Zuletzt machten sogar Boykottforderungen die Runde, zahlreiche Politiker wollen Russlands Außenpolitik sportpolitisch sanktionieren.

Leider hört man bislang nur wenig über die russische Fußballkultur. Auf was für ein Fußballland dürfen wir uns 2018 freuen? Auf welche Fankultur treffen wir? Die wenigen Berichte über Entwicklungen in russischen Fußballstadien thematisieren vor allem den augenscheinlich weit verbreiteten Rassismus in den Fankurven. Neonazi-Symbole aber auch diskriminierende Sprechchöre, wie gegen den brasilianischen Spieler Hulk, sind leider Spieltagsroutine.

Mit einem hochklassig besetzen Podium wollen wir genauer hinschauen und nach den Ursachen für die Probleme im Stadion suchen. Gleichzeitig soll der Blick aber auch auf positive Entwicklungen gelenkt werden. Sind Initiativen wie „ZSKA-Fans gegen Rassismus“ Vorboten einer möglicherweise sich öffnenden Fanszene?

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Israel suspends Israeli-Palestinian encounters on the pitch

Von James M. Dorsey

The Israel Football Association (IFA) acting on orders of the police has suspended what it calls ‘sensitive’ matches, a reference to professional and amateur games between Israeli Jewish and Israeli Palestinian squads.

Police said the suspension on soccer pitches that have long signalled mounting tensions, violence, and racism in Israeli society was because their forces where stretched to the limit in attempting to prevent Palestinian lone wolf attacks on Israeli Jews.

The police and Israeli military have been accused in recent weeks of using excessive force, including shoot-to-kill, in their effort to counter mushrooming peaceful and violent protests in against Israeli occupation of the West Bank.

Supporters of arch rivals Beitar Jerusalem, Israel’s most hard line anti-Palestinian club, and Bnei Sakhnin, the only Israeli Palestinian team in the premier league, hurled rocks at one another earlier this month. Last month, shots were fired when supporters of Maccabi Tel Aviv clashed with Palestinians who were celebrating the Muslim holiday of Eid al-Adha.

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Gewalt im Fußball: Hogesa-Gründer war V-Mann

Von Christoph Ruf

Vor einem Jahr machten die “Hooligans gegen Salafisten” Köln zu einem Schlachtfeld. Die Polizei bestritt, dass dort auch Neonazis mitmischten. Dabei müssen die Behörden Bescheid gewusst haben: Einer der Hogesa-Gründer war V-Mann.

Als Roland Sokol Ende September in Karlsruhe beigesetzt wurde, waren auch zahlreiche Mitglieder der “Hammerskins” anwesend, einer elitär strukturierten rassistischen Skinhead-Organisation. Sokol, der mit 42 Jahren einem Krebsleiden erlag, war einer ihrer “Brüder” gewesen.

Wenige Stunden später kündigten viele Nazis und Hooligans dem Toten posthum die Freundschaft. Da hatten sie gerade durch ein Outing der Freiburger autonomen Antifa erfahren, dass ihr Freund zu Lebzeiten noch eine zweite Seite hatte: Spätestens seit 2009 war Sokol Mitarbeiter des Verfassungsschutzes.

Der Fall dürfte in den kommenden Wochen noch Kreise ziehen, denn er wirft viele Fragen auf, vor allem im Zusammenhang mit dem Fußball. Sokol saß schließlich mit am Tisch, als sich im Herbst 2013 eine Handvoll Hooligans und Neonazis in einer Kneipe im Südwesten trafen, um eine Bewegung zu gründen, die später unter dem Namen “Hooligans gegen Salafisten” (Hogesa) bekannt werden sollte.

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