Bundesliga-Endspurt mit Bus statt Bahn

Von Ralf Lorenzen

Ob der Bahnstreik noch pünktlich zum Bundesliga-Anpfiff am Wochenende beendet wird oder nicht – er hat die Reisepläne Tausender Fußballfans so oder so kräftig durcheinander gewirbelt. Damit die Anhänger ihre Mannschaft im Saison-Endspurt dennoch unterstützen können, leisten die Fan-Betreuer der Klubs ganze Arbeit. 

Die Fan-Betreuer der Bundesligisten tauchen meist dann in der Öffentlichkeit auf, wenn es Ärger zwischen Vereinen und Anhängern gibt. Ihre tägliche Arbeit wird kaum wahrgenommen. Die besteht auch darin, den Fans  die Teilnahme an Auswärtsspielen zu erleichtern. Und das ist in diesen Tagen des Bahnstreiks keine leichte Aufgabe.

Kein Glück wie beim letzten Streik

“Als ich gehört habe, dass gestreikt wird, habe ich zunächst gehofft, dass wir so viel Glück wie beim letzten Bahnstreik haben,“ sagt Michael Pisot, der seit gut einem Jahr Fan-Beauftragter der TSG 1899 Hoffenheim ist, im Gespräch mit zdfsport.de. “Dort hatten wir einen Sonderzug nach Freiburg gechartert und drei Tage vorher wurde der Streik beendet.“Diese Hoffnung trog. “Soeben kam die Absage der Bahn, das heißt wir werden nicht wie geplant mit dem Sonderzug nach Frankfurt fahren“, hieß es am Dienstagvormittag auf der Homepage des Fan-Dachverbandes Supporters Hoffenheim, der für 500 Anhänger einen Sonderzug der Deutschen Bahn gechartert hatte. Seitdem steht auch das Telefon von Pisot kaum still.

Telefonate in ganz Süddeutschland

“Ich kann die ehrenamtlichen Supporters-Mitglieder doch nicht in der Luft hängen lassen“, sagt er. “Ich unterstütze sie dabei, alle Fans, die mit dem Zug fahren wollten, am Samstag nach Frankfurt zu bekommen.“ Schon am Montag hatte Pisot, der früher selbst im Vorstand des Fan-Verbandes war, erste Fühler in Richtung des Busunternehmens ausgestreckt, mit dem der Verein zusammenarbeitet.

Bis Donnerstagmittag hatte das Unternehmen 419 Busplätze organisiert. “Wir telefonieren jetzt in ganz Süddeutschland herum, wo noch freie Kapazitäten sind“, sagt Pisot. “Wir arbeiten sehr eng mit dem Fan-Dachverband zusammen, im Moment telefonieren wir stündlich.“

Große Verbitterung

Beim Fan-Verband ist man froh, dass die Absage nicht auf den letzten Drücker, sondern so früh kam, dass noch Zeit zum Reagieren blieb – die ist bitter nötig. “Mit dem Zug hatten wir den Komfort, dass die Fans alle auf bestimmten Stationen auf der Strecke zusteigen konnten“, sagt Pressesprecher Heiko Walkenhorst. “Das wollen wir beibehalten, müssen nun aber erstmal herausfinden, wer wo zusteigen will, um die Busse entsprechend zu dirigieren.“

Walkenhorst hofft, bis Samstag alle Ticketbesitzer über die Homepages von Dachverband und TSG Hoffenheim zu informieren. “Es haben sich sehr viele Leute auf diesen Zug gefreut“, sagt Walkenhorst. “Jetzt ist die Verbitterung groß. Und wer kriegt es ab? Wir, die eigentlich nur etwa Gutes tun wollten.“ Möglicherweise kommen auch noch Mehrkosten auf den Verband zu, wenn der Bustransfer teurer wird als der Sonderzug.

Hoffnung auf Entschädigung

“Für einen Klub, dessen Fans angeblich nicht zu Auswärtsspielen fahren, drehen wir ein ganz schön großes Rad“, sagt Walkenhorst in Anspielung auf das Image der Hoffenheimer Fans. Wie Pisot und Walkenhorst drehen in diesen Tagen hauptamtliche Fan-Betreuer und ehrenamtliche Fan-Vertreter in sieben weiteren Bundesliga-Städten an diesem Rad – dazu kommen noch die unteren Ligen. Und alle teilen sie den Wunsch von Michael Pisot: “Ich hoffe, dass uns die Mannschaft am Samstag für den ganzen Stress entschädigt.“

Aktuelle Einschränkungen für Fans

HSV – SC Freiburg: Die ICE-Strecke Freiburg-Hamburg wird voraussichtlich im Zweistunden-Takt bedient.
Borussia Mönchengladbach – Bayer Leverkusen: Bayer 04 Leverkusen empfiehlt aufgrund der Streichung von Entlastungszügen nach Rheydt/Mönchengladbach Fahrgemeinschaften zu bilden und frühzeitig mit dem Auto anzureisen.
Hannover 96 – Werder Bremen: Werder empfiehlt den etwa 5000 Bremer Anhängern die Anreise nach Hannover im Privat-PKW oder mit Fernbussen. Außerdem versucht der Verein, zehn von der Bahn gecharterte Reisebusse zur Verfügung zu stellen.
Borussia Dortmund – Hertha BSC: Die Busse des Berliner Projekts Fan-Konvoi sind seit Dienstag ausgebucht.
Eintracht Frankfurt – TSG Hoffenheim: Der von den Supporters Hoffenheim gecharterte Sonderzug nach Frankfurt fällt aus, für alle 500 Mitreisenden wurden Busplätze organisiert.

 

Quelle: ZDF Sport, 08. Mai 2015

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