Moritz Ablinger (Ballesterer #107)
Die griechische Insel Lesbos ist für viele Flüchtlinge die erste Anlaufstation in Europa. Dort, wie in ganz Griechenland, sind es aber nicht staatliche Einrichtungen, die ihnen helfen, sondern private Initiativen. Auch Ultras packen mit an.
Keine 20 Kilometer trennen die griechische Insel Lesbos vom türkischen Festland. Ein großer Teil der Flüchtlinge, die seit dem Sommer die Grenzen überqueren, betritt dort erstmals den Boden der Europäischen Union. Bis zu hundert Boote mit Flüchtlingen landen täglich, über 200.000 Menschen sind alleine in diesem Jahr auf Lesbos angekommen. Lange bleiben wollen aber die wenigsten. Aus provisorischen Lagern geht es für die meisten mit der Fähre nach Athen weiter, von dort in den Norden nach Thessaloniki und an die mazedonische Grenze. „Es sind chaotische Zustände“, sagt Antonios Daloukas, Präsident der antirassistischen Initiative „FOUL“. „Es gibt keine politische Reaktion, die Flüchtlinge sind auf private Hilfe angewiesen.“ Es sind auch aktive Fanszenen, die diese Hilfe organisieren.
Tourists fuck off
Zu ihnen zählt „Gate 10“, die Ultragruppe von Iraklis aus Thessaloniki. Schon als sie Ende August am ersten Spieltag der Saison zum AEL Kalloni auf Lesbos reiste, hatte sie ein Transparent im Gepäck, auf dem zu lesen war: „Refugees welcome, tourists fuck off!“ Ein klares Statement, auch in Richtung der Medien. „Viele Leute sehen in den Flüchtlingen eine Gefahr für den Tourismus und die griechische Wirtschaft“, sagt Apollon von „Gate 10“, der in Wirklichkeit einen anderen Namen trägt. „Aber das sind schutzbedürftige Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“ Seitdem sammeln die Fans Spenden in ihrem Klubhaus. Kleidung, Spielsachen und Lebensmittel kommen zusammen, die „Gate 10“ an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien an die Flüchtlinge verteilt. Auch an Demonstrationen in Thessaloniki haben die Ultras teilgenommen. „Das ist das Mindeste, was wir tun können“, sagt Apollon.
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