Viel mehr als Fußball

ofir1. Juli 2013: Zwei Muslime stehen seit diesem Tag nicht mehr im Kader von Beitar Jerusalem. Rechte Fans des Klubs feiern dies, überfallen zunächst einen arabischen Kellner, brechen dann ins Trainingsgelände von Beitar ein und zwingen Spieler Ofir Kriaf, eine Rauchbombe zu schwenken. Foto: Foto: imago/David Vaaknin

Von Martin Hoffmann

Jeder israelische Verein spiegelt durch seine politisch orientierten Ultragruppen die Geschichte seiner Stadt wider. Auch in Israel ist Fußball die beliebteste Sportart. Allerdings hat jeder Spitzenverein eine eigene Identität, die mit Geschichte, Politik und Religion untrennbar verbunden ist.

Tel Aviv. Mindestens in einer Hinsicht unterschieden sich die Heimspiele des israelischen Erstligisten Maccabi Haifa bis vor kurzem von denen der Teams anderer europäischer Ligen. Nach dem Spiel fanden sich kaum leere Plastikbecher auf den Zuschauertribünen, sondern die Schalen von Sonnenblumenkernen. »Das liegt nicht nur an den zahlreichen arabischen Fans von Maccabi Haifa«, erklärt Anhänger Yonatan Trius. Auch die jüdischen Fans des Klubs kauen die Kerne – eine der levantinischen Traditionen, die von den Israelis übernommen wurden.

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Streiksupport im Fußballstadion

Links zum Thema:
Bratwurst oder Bambule? → footballuprising
Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner → footballuprising
Linkliste zum Streik bei der Bahn → footballuprising
Germ. Halberstadt – FSV Zwickau

In meinem Beitrag von letzter Woche Nachbetrachtung und Richtigstellung: Ein toter polnischer Fan, ein beendeter Streik und (keine) klassenkämpferische(n) Ultras schrieb ich: “[…] Meines Wissens kam es zu keinerlei Äußerungen der Solidarität seitens der Fans – weder auf den Bahnhöfen noch in den Stadien. Die (organisierten) Fußballfans scheinen mit dieser Ignoranz allerdings voll im gegenwärtigen Trend zu liegen. Auch von Seiten der (radikalen) Linken wie auch von Basisgewerkschaftern kam es allenfalls hier und da zu kleineren Solidaritäts-Akti(önch)en sowie zu zahnlosen Solidaritätsbekundungen in Form langweiliger Traktate. Keinen besetzten Bahnhof, keine mächtige Demo und auch nicht «die eine oder andere direkte Aktion gegen die Streikfeinde», wie es das Lower Class Magazine empfahl, gab es zu verzeichnen […]” Mindestens zwei Fangruppen stellten sich jedoch – zumindest etwas – gegen diesen Trend. Sowohl Red Kaos (Ultra’ Zwickau) als auch die St. Pauli Fans zeigten Solibanner in den Kurven, um ihre Solidarität mit den Streikenden bei der Bahn zum Ausdruck zu bringen.

R. (footballuprising.blogsport.eu)

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1.FC Kaiserslautern – FC St.Pauli
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1.FC Kaiserslautern – FC St.Pauli

Diskussion: Plastikverein. Retortenprodukt. Brauseverein

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Im empfehlenswerten und für schlappe 3,50 € erhältlichen Fanzine Blickfang Ultra 36 wurde die RB-Debatte zwischen footballuprising und dem YaBasta!-Blog nochmal nachgedruckt und um folgende Einleitung ergänzt:

Plastikverein, Retortenprodukt, Brauseclub. Der Fußballverein Red Bull, tschuldigung Rasenballsport Leipzig lässt sicher niemanden kalt, der oder die sich auch nur ansatzweise für Fußball interessiert. Und es fällt wirklich leicht sich negativ über alles zu äußern, was mit RB Leipzig zu tun hat. Weniger leicht scheint es zu sein, Kritik und Protest in angemessener, wirksamer oder origineller Art und Weise rüberzubringen, ganz zu schweigen davon fanszenen-übergreifende Aktionen hinzubekommen, wie es das „Nein zu RB“-Bündnis versucht. Nicht wirklich gelungene oder grenzwertige Aktionen gegen RB Leipzig haben es dagegen Verbänden und Presse wiederum erleichtert in die übliche Hysterie zu verfallen, wo dann beispielsweise der DFL-Geschäftsführer Seifert in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau ohne Gegenwind brennende Autos mit Urinbechern gleichsetzen kann. Um den eigentlichen Kritikgegenstand, nämlich RB Leipzig, geht es bei der Aufregung über Chaoten, Gewalt und Hitler-Vergleiche dann gar nicht mehr – was den Verantwortlichen bei RB Leipzig und sicher auch einer Menge anderer Funktionäre, Politiker und Pressevertretern nur recht sein kann. Schade eigentlich, dass wir es ihnen oft so einfach machen durch Unsachlichkeit, Aneinandervorbeireden und Dissen.

Umso mehr haben wir uns über das nachfolgende Beispiel einer konstruktiv-kritischen Diskussion zum Thema RB Leipzig gefreut und laden euch wie immer ein uns eure Meinungen und Rückmeldungen zukommen zu lassen.

(Ela)

Smash Homophobia and Transphobia – everywhere!

Homophobic banner

Homophobes Banner beim Derby in Sarajevo zwischen FK Željezničar Sarajevo und FK Sarajevo am 16. Mai: “May 17th is the International Day Against Homophobia and Transphobia and in honor of your holiday tomorrow we want you to suck our dicks”

Weitere Informationen:
Sarajevo banners highlight new hate in an emblematic city (FARE Network)
Anti-racism chief Piara Powar condemns homophobic banner at Sarajevo derby (The Guardian)

Fans droht Reisechaos wegen Streik

Links zum Thema:
Nachbetrachtung und Richtigstellung: Ein toter polnischer Fan, ein beendeter Streik und (keine) klassenkämpferische(n) Ultras → footballuprising
Bratwurst oder Bambule? → footballuprising
Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner → footballuprising
Linkliste zum Streik bei der Bahn → footballuprising

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Der angekündigte Bahnstreik kann am Wochenende auch zu Komplikationen in der Bundesliga führen. Die Fans des SC Freiburg stehen vor der größten Herausforderung.

Wegen des angekündigten Bahnstreiks drohen den Fußball-Fans am letzten Bundesliga-Spieltag Komplikationen bei der An- und Abreise.

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Egypt bans ultras in bid to break anti-government protests

Von James M. Dorsey

An Egyptian court has banned militant soccer fan groups or ultras as terrorist organizations in a bid to break the backbone of anti-government protests.

The ruling at the request of Mortada Mansour, the controversial, larger than life president of Cairo’s storied Al Zamalek SC who alleged that his club’s ultras, the Ultras White Knights (UWK), tried to assassinate him, pushes further underground groups that often offer despairing youth a rare opportunity to vent their pent-up anger and frustration peacefully.

Ultras have for the past eight years been at the core of anti-government protest in Egypt. They have been the drivers of student protests in the last two years against the regime of Abdel Fattah Al Sisi, the general-turned-president who in 2013 toppled Mohammed Morsi, Egypt’s first and only democratically elected president.

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Ethnic tensions spill onto Iranian soccer pitches


Iranian Azeri Soccer Fans Burn the Iranian Flag

Von James M. Dorsey

Against a backdrop of the violent redrawing of the map of the Middle East as minorities assert their rights, rebels challenge the existing order, and militant Islamists seek to carve up the post-colonial order, Iranian soccer pitches are signalling that the Islamic republic is not totally immune to the region’s upheaval.

To be sure, the territorial integrity of Iran which unlike countries like Syria and Iraq boasts a strong state, rooted institutions, an imperial history and a culture that dates back hundreds of years,  is nowhere close to being called into question.

Yet, soccer fans in different parts of Iran populated by ethnic minorities as well as protesters in Kurdish regions of the country are demanding rights and in some cases hinting at a desire to break away from the Islamic republic.

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Ägypten. Gericht verbietet Ultras-Gruppierungen

Ein Gericht in Kairo hat am Samstag alle Vereinigungen von Fußball-Ultras im Land verboten und ihre Auflösung angeordnet. Das Gericht folgte einem Antrag von Murtada Mansur, dem Präsidenten des Top-Klubs Zamalek Kairo. Das berichtete die regierungsnahe Internetseite “ahram.org”. Mansur war eng mit dem Regime des 2011 zurückgetretenen Langzeitherrschers Husni Mubarak verflochten. Er pflegt eine tiefe Feindschaft zu den Zamalek-Ultras, den White Knights.  Die Ultra-Szene in Ägypten ist stark politisiert. Blutige Ausschreitungen wie in Port Said im Februar 2012 mit über 70 Toten und in Kairo im letzten Februar mit 22 Toten lassen sich nicht nur mit brutal ausgetragenen Rivalitäten zwischen Fan-Gemeinden erklären. So unterstützten die White Knights und andere Ultras die Revolution von 2011, die Mubaraks Abgang erzwang. Mansur war wiederum einer der Unterstützer jener bewaffneten Gruppen, die am 2. Februar 2011 auf Kamelen und Pferden die Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz angriff.

Quelle: RP Online, 16. Mai 2015