Ob Straße oder Stadion – die Ultras des ägyptischen Clubs al-Ahly wissen, wie man Eindruck macht. Bild: dpa
Von Christopher Resch
Fußball ist eine Arena, in der um politische Kontrolle gekämpft wird, sagt James M. Dorsey. Dort werden gesellschaftliche Tabus zuerst gebrochen.
taz: Herr Dorsey, eigentlich mögen Sie Fußball gar nicht besonders. Warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit dem Sport?
James M. Dorsey: Vor fast 30 Jahren musste ich als Korrespondent die mexikanische Fußball-Nationalmannschaft auf ihrer ersten Reise in den Nahen Osten begleiten. Ich habe mich damals dagegen gesträubt, ich war kein Fußballfan und bin auch heute keiner. Rückblickend aber war alles, was heute in der Region passiert, in dieser Reise schon enthalten. Das habe ich erst später realisiert.
Wie meinen Sie das?
Nirgendwo auf der Welt hat Fußball eine so große Rolle gespielt wie in Nordafrika und dem Nahen Osten. Fußball war hier immer ein entscheidender Faktor, für den Aufbau von Nationen und Regimes und für ihr Überleben. Aber eben auch als eine Arena, in der um persönliche Rechte und politische Kontrolle gekämpft wurde. Gesellschaftliche Tabus, wie die Kritik an der Regierung, werden zuerst hier gebrochen. Es gibt zwei Orte, die die Regierung nicht vollständig kontrollieren kann: die Moschee und das Stadion. In der Moschee können die Herrscher immerhin bestimmen, wer auf die Kanzel steigt und predigt. In den Stadien ist das nicht so einfach.
Continue reading “Journalist über Ultras im Nahen Osten: „Durch Straßenkämpfe gestählt“”