Pegida und der Fußball. Hooligans als Schutztruppe

Radiobeiträge zum Thema:
Wie mit “Hooligans gegen Salafisten” umgehen?- Gespräch mit Olaf Sundermeyer (DLF 01.02.2015)
Interview mit Olaf Sundermeyer, Journalist und Hooligan-Experte (SWR 02.02.2015)

Von Olaf Sundermeyer

Den Erfolg fremdenfeindlicher Bewegungen wie Pegida haben „rechtsmotivierte“ Fans von Fußballvereinen ermöglicht. Manche der Hooligans verstehen sich als eine Art moderne SA. An diesem Montag beginnt der erste Prozess gegen eine von ihnen.

Demo Hooligans gegen Salafisten

Vereinzelt fallen Schneeflocken auf die Köpfe derjenigen, die sich auf dem von Polizisten mit Helmen eingefassten Augustusplatz in Leipzig versammelt haben. Es sind sehr viel weniger Menschen als in den Vorwochen bei Legida, dem lokalen Ableger von Pegida. Es hat sich reduziert auf einen radikalen Rest, auf 1500 zumeist männliche Protestierer. Geblieben sind vor allem „rechtsmotivierte“ Hooligans und Neonazis aus freien Kameradschaften, die von Anfang an dabei sind, und die sich an diesem nasskalten Abend an der Zuneigung wärmen, die ihnen mit gepresster Stimme von der Bühne aus zuteilwird: „Nun ein Wort an euch Hools, die ihr heute Abend wieder hier seid, weil ihr versprochen habt, das Volk vor der Antifa zu schützen.“ Jubel und Applaus bei den Angesprochenen.

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Geschmacklose Entgleisung im Dynamo-Block

Link zum Thema;
Aufregung um Spruchband → Faszination Fankurve

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Dynamo Dresden war zu Gast bei Preußen Münster. Nicht nur die sportliche Brisanz des Spitzenspiels hatte die örtlichen Behörden dazu veranlasst, ein massives Polizeiaufgebot in Habachtstellung zu bringen. Unter anderem positionierten die Beamten auch zwei Wasserwerfer vor dem Preußenstadion – ein Auftritt, den sie im Nachhinein als angemessen rechtfertigen.

Insgesamt nahm die Polizei sieben Gästefans in Gewahrsam und schrieb zwölf Anzeigen wegen Sachbeschädigung, verbotenem Einsatz von Pyrotechnik und Körperverletzung mit Widerstand. In der zweiten Halbzeit der Partie hatten Dresdner Anhänger Teile des Zauns vor der Gästekurve eingerissen. Um einen möglichen Platzsturm zu verhindern, setzten die Einsatzkräfte präventiv Pfefferspray ein. Weiterhin hatten es einige der insgesamt 2.100 mitgereisten Dynamo-Anhänger offenbar auf eine Imbissbude im Gästeblock abgesehen. Nachdem einige Dresdner Fans angefangen hätten, den Kiosk zu demolieren, habe die Polizei durch ihr Eingreifen weiteren Schaden abwenden können.

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“Je suis Ultra!”

Mit einem bemerkenswerten Outfit haben Spieler des französischen Erstligisten OGC Nizza am Samstag für Aufsehen gesorgt. Beim Aufwärmen vor der Partie beim FC Metz trugen die Profis schwarze T-Shirts mit der Aufschrift “Je suis Ultra” (“Ich bin Ultra”). Auf dem Rücken der Hemden war zu lesen: “Je suis interdit” (“Ich bin unerwünscht”). 

Anlass der Solidaritäts-T-Shirts war, dass Nizza-Fans beim Spiel in Metz der Zutritt zum Stadion verboten worden war, als Konsequenz aus Ausschreitungen zwischen beiden Fangruppen im Januar 2013.

Quelle: fanzeit, 01. Februar 2015

Egypt’s Al Ahly football fans commemorate Port Said massacre

Von Al Arabiya News

In 2012, 74 people died and hundreds were injured after clashes broke out at a football match in Port Said between Cairo club al-Ahly and local club al-Masry. (File photo: AFP)

Football fans of Egypt’s Al Ahly demonstrated on Monday in the seaport city of Suez to commemorate the 2012 Port Said massacre that left dozens dead, Egyptian daily al-Masry al-Youm reported.

In 2012, 74 people died and hundreds were injured after clashes broke out at a football match in Port Said between Cairo club al-Ahly and local club al-Masry.

In a video posted by the daily, the Ahly Ultras were seen marching through the city’s streets.

Seventy-three people are on trial for their role in the massacre, and stand accused of premeditated murder.

In 2013, an Egyptian court had confirmed the death sentences against 21 people for their role in the deadly massacre but subsequent appeals have led to a retrial.

The deadly incident caused the Egyptian Premier League’s cancellation, which did not resume until 2013 with fans subsequently banned from attending games.

Quelle: Al Arabiya News, 03. Februar 2015

»Warum seid ihr Penner ins Stadion gekommen?«

Von Ingo Petz

Polizeigewalt, Hooliganismus, leere Stadien – Fußball in Weißrussland ist sicherlich kein Zuckerschlecken. Noch dazu, wenn man sich als Frau für eine bunte Fankultur engagiert.

Westeuropäische Fußballfans verbinden Weißrussland vor allem mit zwei Namen: Aleksander Hleb und BATE Baryssau. Der eine ist ein Spieler, der einst für den VfB Stuttgart und den FC Barcelona aktiv war. Der andere ist ein Klub, quasi der FC Bayern Weißrusslands, der sich immerhin schon viermal für die Champions League qualifizieren konnte.

Ansonsten erlangte die ehemalige sowjetische Republik vor allem aufgrund ihres autokratischen Präsidenten Alexander Lukaschenko Aufmerksamkeit, der das Land seit mehr als 20 Jahren regiert und der es mit den Menschenrechten nicht sehr genau nimmt.

Die 24-jährige Volha Trafimowitsch stammt aus Weißrussland und ist seit ihrer Kindheit Fußballfan. Das erste Mal besuchte sie im Alter von zehn Jahren ein Spiel des FK Njoman Hrodna. Der Klub aus ihrer Heimat Hrodna spielt seit 1991 ununterbrochen in der ersten weißrussischen Liga, größte Erfolge sind der Pokalsieg 1993 und die Vize-Meisterschaft 2002.

Seit drei Jahren arbeitet Trafimowitsch zudem als Fanbeauftragte in Hrodna, anfangs ehrenamtlich, seit einigen Monaten hat sie offiziell die Funktion »Spezialistin in der Arbeit mit Fans« inne. Wir haben sie getroffen.

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Government and Fans Battle in Court and on the Pitch in Egypt and Turkey (Research Turkey)

Links zum Thema:
Court rules ‘lack of jurisdiction’ in designating Al-Qassam Brigades and Ultras ‘terrorists’ → Daily News Egypt
Die Hippie-Hools vom Gezi-Park → footballuprising
Çarşı – Wir sind gegen Alles → footballuprising

Von James M. Dorsey

Introduction

Egyptian and Turkish soccer pitches are set to re-emerge as battlegrounds between militant, street battle-hardened fans and authoritarian leaders in a life and death struggle that involves legal proceedings to brand the supporters as terrorists and efforts to undermine their popular base.

Struggles Heat Up

Egyptian fans, after recently storming a Cairo stadium in advance of an African championship final, have vowed in a statement on their Facebook page to break open Egyptian premier league games that have been closed to the public for much of the past four years.[i] Fans played a key role in mass anti-government protests that in 2011 toppled President Hosni Mubarak.

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»Die nächste Schlacht wird viel gewaltsamer«: Interview mit Philip Rizk und »Die Ordnung herrscht in Kairo«

Links zum Thema:
Zur Revolution in Ägypten – Interview mit einem ägyptischen Anarchosyndikalisten → Kosmoprolet
Arabischer Frühling im Herbst des Kapitals → Kosmoprolet
Postscriptum → Kosmoprolet

Von den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft

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Die Ordnung herrscht in Kairo

Vor vier Jahren, als die Welt bereits unter einer unerwarteten Wirtschaftskrise ächzte, brachen im Norden des afrikanischen Kontinents Unruhen aus, die noch viel unerwarteter waren. Vorgeschichte und Verlauf dieser Unruhen werden in einem der zwei hier dokumentierten Gespräche mit ägyptischen Genossen geschildert. Es wurde 2011, ein paar Wochen nach der Absetzung des obersten Staatslenkers Hosni Mubarak, am Ort des Geschehens geführt, den eine revolutionstouristische Abordnung von uns aufgesucht hatte. Die Euphorie über die damals, so auch von uns im Titel der Erstveröffentlichung dieses Gesprächs, als »Revolution« bezeichneten Ereignisse war noch deutlich spürbar, aber es braute sich auch bereits erster Unmut über die von den Generälen besorgte Interimsregierung zusammen, die reihenweise unliebsame Zivilisten von Militärgerichten aburteilen ließ, während dem verhassten Ex-Staatschef kein Nachteil daraus entstand, dass seine Schergen während des Aufstands 800 Menschen getötet hatten. Dieser Unmut dürfte es vor allem gewesen sein, der 2012 der islamistischen Muslimbruderschaft bei den Präsidentschafts- wie Parlamentswahlen als vermeintlicher Alternative zum Ancien Régime einen klaren Sieg einbrachte. Als diese ebenfalls mit blutiger Repression nicht sparte, und die wirtschaftliche Misere des von Massenarmut gezeichneten Landes sich eher noch verschärfte, kam es im Sommer 2013 zu den größten Demonstrationen in der Geschichte Ägyptens, von denen flankiert erneut die Militärs die Macht an sich rissen.

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Lauschangriff gegen Hooligans? BGH löst Diskussionen aus

Von Dagobert Ernst

Lauschangriff gegen Hooligans? BGH löst Diskussionen ausSchwere Randale mitten in Köln: Im Januar 2014 lieferten sich Hooligans verschiedener Gruppen in Köln eine Massenschlägerei. Solche sogenannte “Drittortauseinandersetzungen” sind grundsätzlich strafbar, hat jetzt der Bundesgerichtshof entschieden. Foto: Archiv/dpa

Als sich an einem Samstag Mitte Januar 2014 mitten am Tag und mitten in Köln mehrere Dutzend Hooligans aus Köln, Dortmund und Gelsenkirchen eine Massenschlägerei lieferten, traf das die Polizei damals unvorbereitet. Mit einer Telefonüberwachung wäre man den Schlägern vielleicht im Vorfeld auf die Schliche gekommen; bei Delikten wie Landfriedensbruch und Körperverletzung war das aber rechtlich tabu. Bald wohl nicht mehr. Das geht aus einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) hervor. Die soll bereits Wirkung zeigen.

So haben sich jüngst zwei Gruppierungen offiziell als aufgelöst erklärt, heißt es im Online-Fanportal Fanzeit.de; neben der “Standarte Bremen” auch die “Westfront Deutschland” in Aachen. Beide nennen jedoch keine Begründung, die Aachener Gruppe mag sich zudem nicht als Fußball-Hooligans bezeichnet sehen. Der Bochumer Fan-Forscher und Kriminologe Prof. Thomas Feltes glaubt unterdessen, dass solche Reaktionen “sich als Bumerang für die Strafverfolgungsbehörden erweisen”. Die BGH-Entscheidung “kann dazu führen, dass Hooligan-Gruppen sich noch stärker nach außen abschotten und sich gegebenenfalls auch pro forma auflösen. Ähnlich wie bei rechtsextremistischen Gruppierungen wird dann die Kontrolle durch die Polizei erschwert.”

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