Von Bernard Schmid (LabourNet Germany)
Das französische Innenministerium will Fußballbegeisterten im Namen der Sicherheit untersagen, über Politik zu reden – und rudert dann doch zurück * Demo gegen Eröffnung der Fußball-EM * Die CGT erklärt, die Fußballfans nicht stören zu wollen, verweist die Bahndirektion jedoch auf ihre eigene Verantwortung * Treffen des linksradikalen Flügels der Protestbewegung an der Hochschule Nanterre am Wochenende, Meeting in einem Pariser Theater am Sonntag * Raffineriestreik geht an mehreren Orten zu Ende, doch Bahnstreik dauert fort * Die bürgerliche Sonntagszeitung ,JDD’ ruft, wohl voreilig, „die letzte Runde“ aus – und der rechtslastige Chef des Dachverbands CFDT lässt dort seinem Hass freien Lauf * Dummdeutsche Presse, halt die Fresse…
Ein kleiner Nachtrag zu unserem Teil 33: Wir erwähnten dort die Verurteilung des 28jährigen CGT-Aktivisten Antoine in Lille zu acht Monaten Haft auf Bewährung. Er hatte sich in den Augen von Polizei und Vorsitzender Richterin „schuldig“ gemacht, weil er sich zur Wehr setzte, als sich drei Männer ohne Uniform und ohne Armbinde mit der Aufschrift „Polizei“ (Letztere ist bei Eingriffen theoretisch vorgeschrieben) auf ihn stürzten. Er hatte sich gegen einen von ihnen gewehrt und trug sich dadurch den Vorwurf „Gewalt gegen Beamte“ ein. Nachzutragen hätten wir dazu noch, dass der junge Kollege nicht „nur“ zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurde, sondern zusätzlich auch zu einem zweijährigen Demonstrationsverbot im französischen Département Nord (dem Verwaltungsbezirk rund um Lille).
Puh, gerade noch einmal davongekommen! Es ist also in Frankreich doch noch erlaubt, von der Redefreiheit Gebrauch zu machen. Sogar wenn man das geplante „Arbeitsgesetz“ ablehnt und selbst in Zeiten von Fußballspielen, die gefälligst die Nation in Atem zu halten haben.
Eine Zeit lang hatte es am Donnerstag und Freitag (09. und 10. Juni) anders ausgehen: In „Verhaltensregeln“ für die Fans, die eine sichere Austragung der Spiele der Europameisterschaft (EM) gewährleisten sollten, forderte das französische Innenministerium diese dazu auf, „keine politischen, ideologischen, beleidigenden oder rassistischen Äußerungen“ zu tätigen. Alle vier Kategorien, die doch unterschiedlich zu bewerten sein sollten, wurden dabei munter in einen Topf geworfen. Auch sollten sie sich lieber „von Menschenansammlungen fernhalten“.
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