Kosmoprolet 5 ist erschienen.

Kosmoprolet #5

»So hermetisch, wie das Ganze erscheint, ist es nicht: Das nationale und rechte Bewusstsein erweist sich unter Bedingungen der Ausweglosigkeit als sehr zäh, ist aber abseits der ganz Bornierten Stückwerk, konfus und brüchig. Wir glauben nicht, dass es demnächst besser wird, aber es k a n n besser werden.«

Erschienen im März 2018 | 126 Seiten | 5 € / 6 CHF | Bestellung

Herausgegeben von Eiszeit (Schweiz), den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft (Berlin), La Banda Vaga (Freiburg) und Surplus Club (Frankfurt am Main)

Inhalt: Editorial – Umrisse der Weltcommune – Thesen zum Islamismus – Kein Weg voran, kein Weg zurück – Endstation Katalonien – Erinnerungen an Peter Rambauseck

Kosmoprolet

Heute Veranstaltung in Berlin: Schwule Fotzen!? Sexismus & Homophobie im Fußball.

12. März 2018, Zum Franziskaner, Dresdener Straße 17, 10999 Berlin

Obwohl Gleichberechtigung heute kein Fremdwort mehr ist und Frauen sowie einige queere Fanclubs ihren Platz im Stadion scheinbar gefunden haben, zeigt sich oft genug ein anderes Bild: Der Vortrag wird sich anhand verschiedener Beispiele mit der Problematik von Sexismus und Homophobie im Fußball- und Stadionkontext beschäftigen. Es wird den Fragen nachgegangen, in welcher Form Frauen und Homosexuelle sowohl im Spieler*innen, als auch Fankontext mit Vorurteilen und Abwertungen begegnet wird, wie und warum aber auch gegnerischen Fans, Teams oder Schiris gerne sexistische und homophobe Sprüche an den Kopf geknallt werden. Was das alles mit gesellschaftlichen Bildern von Geschlecht zu tun hat und welche Möglichkeiten Fans bereits gefunden haben, um Beleidigungen, Abwertungen und einem unangenehmen Klima entgegenzuwirken, wird an diesem Abend herausgearbeitet.

Mit einer Vertreterin der Netzwerke F_in – Frauen im Fußball und Fußballfans gegen Homophobie. Moderiert wird die Veranstaltung von Rico Noack (Gesellschaftsspiele).

Organisiert von Gesellschaftsspiele and Fußballfans gegen Homophobie.

Facebook

Kommentar zur Besetzung der Volksbühne und ihrem würdelosen Ende. Wenn der Vorhang fällt.

Am 30. September 2017 wurden die Kommunikationskanäle der Volksbühnen-BesetzerInnen von VB 61-12 (Staub zu Glitzer) kurzzeitig gehackt und auf deren Twitter und Facebook-Accounts unten stehender Text veröffentlicht. Da uns sowohl die Aktion als auch der Text gut gefallen hat, dokumentieren wir diesen hier.

Wenn der Vorhang fällt

1. Akt: Kontrollverlust

Vorweg: Dies ist keine Inszenierung! Seit einigen Tagen gab es massive Meinungsverschiedenheiten über den Inhalt und die Form der Besetzung der Volksbühne. Ein Teil des Kollektivs hat sich nun entschieden, die Bühne vorerst zu verlassen. Wir haben die vollständige Kontrolle über alle Kommunikationskanäle übernommen. Maßregelungen durch die Moralapostel der Schule für angewandte Demokratie scheren uns nicht.

2. Akt: Der Pöbel im Theater

Es war eine schöne Idee, den besonderen Ort der Volksbühne mitten in der Stadt zu wählen und die aktuelle Situation mit dem umstrittenen Intendantenwechsel auszunutzen. Eine Störung hervorzurufen und dem tristen Alltag dieser Stadt etwas entgegenzusetzen, das hat uns bewegt und überzeugt, das Theater mitzubesetzen. Sechs Tage dauerte die theatrale Denkpause, womit sie neben den Refugees der Gerhard-Hauptmann-Schule, den widerspenstigen Rentner_innen aus dem Prenzlauer Berg und den Yorckstraßen-Geräumten des Bethanien zu den wenigen Besetzungen gehört, die nicht innerhalb der in Berlin geltenden 24h-Regelung geräumt wurden.

Es wurde ein Raum geöffnet, in dem Menschen aus unterschiedlichen Milieus zusammengetroffen sind: Wütende Künstlerinnen, ehemalige Hausbesetzer, langlebige Rentner, ungemütliche Stadtteilaktivisten, rebellische Sozialschmarotzer aus Berlin und anderswo. Es gab einen regen Austausch von Ideen und Meinungen, teils naiv, teils abgedroschen, vielerorts aber auch interessant. In diesem Moment erschien einiges möglich.

3. Akt: Glitzer zu Staub

Bestärkt hat dieses Gefühl der Selbstermächtigung, weil Staub zu Glitzer behauptet hat, sich der „heutigen Entwicklung entschlossen entgegen [zu stellen]. Sie ist kein Naturgesetz und entspringt einer von uns Menschen gesetzten Ordnung, die nur solange gilt, solange wir sie als solche tragen oder hinnehmen.“

Die Chance, sich an diesem speziellen Ort zu versammeln, um über (prekäre) Beschäftigungsverhältnisse in- und außerhalb des Kulturbetriebs, steigende Mieten, radikale Kritik und kritische Kunst zu diskutieren, wurde leichtfertig aufs Spiel gesetzt, indem Staub zu Glitzer Hierarchien inszeniert und gesellschaftliche Zumutungen reproduziert hat, die vorgeblich bekämpft werden sollen. Von Anbeginn gab es eine gewollte Professionalisierung verschiedener Arbeitsbereiche – und nicht zufällig der Machtbereiche wie Presse, Programm oder Kommunikation, wo letztendlich alle wichtigen Entscheidungen ohne Legitimierung des Plenums getroffen wurden. Hinzu kam, dass sich Einzelpersonen als sogenannte Sprecher der kollektiven Intendanz oder der Besetzerinnen ausgegeben haben und einige sich nicht zu schade waren, ihr Gesicht in wirklich jede vorbeiziehende Kamera zu quetschen. Die Akteure des Schattenkabinetts – ob bewusst oder unbewusst – haben sich im Hintergrund wie professionelle Polit- und Kulturbürokraten verhalten. Dies hat eine Dynamik der Selbstorganisation oft unterbunden und gelähmt.

Die Kunstperformance könnte im ein oder anderen Fall sicherlich auch behilflich dafür sein, sich beim nächsten Projektantrag oder einer Bewerbung für das Gorki-Theater Konkurrenten vom Leibe zu halten. Zu lange wollen wir uns mit diesen drittklassigen Schlingensief-Imitationen jedoch nicht aufhalten. Glitzer zu Staub

Epilog:

Nach der Räumung wurde es grotesk. Statt darüber zu debattieren, wie man sich durch wilde Besetzungen die Stadt aneignet, wird versucht, sich einem Kultursenator, der soeben noch den Räumungsbefehl mitgetragen hat, an den Hals zu werfen. Man bettelt um die Wiederaufnahme eines Angebots, das schon längst zurückgezogen wurde, und ist froh, gut mit den Bütteln des Staates zu kooperieren, die einen gestern erst auf die Straße gesetzt haben. Selbst den neuen Intendanten wollen sie wieder ins Boot holen; wobei ihnen nicht klar ist, dass man mit seinem Chef nicht auf Augenhöhe diskutieren kann.

Die große Bühne ist geräumt. Das Kollektiv zieht seine Konsequenz daraus und löst sich auf. Es zieht sich zurück in die Klandestinität, zurück zu den Widersprüchen, an die unspektakulären Ränder und Ritzen dieser Stadt. Kein Glitzer, sondern die Tristesse des grauen Alltags, nicht des Theaters. Dies ist zutiefst unbefriedigend, aber immer noch besser, als einer schlechten Imitation des Bestehenden beizuwohnen. Das Publikum durchschaut die Inszenierung, erhebt sich von ihren Plätzen und holt die Tomaten aus den Körben. Dieses würdelose Spektakel wird sabotiert und mit dieser Aktion zu einem Ende gebracht, das es verdient. Diejenigen, die mit unseren Worten etwas anfangen können, werden wir wiedersehen. Wenn wir uns gemeinsam umherschweifend die Stadt aneignen. Im Theater oder anderswo.

Zum Blog der Verfasser: https://glitzerzustaub.wordpress.com/

Veranstaltungstipp

29. April um 12:30 Uhr
Ruhe auf den billigen Plätzen! – Organisierungsansätze in Fangruppen

Bethanien Raum 3 →Ob nun in Istanbul bei der Unterstützung des Gezi-Park Aufstandes oder aktuell in Hamburg bei der Organisierung von Gegenprotesten zum G20 Gipfel in Sankt Pauli, Fans setzen sich nicht nur für ihre Vereine ein sondern bringen auch immer ihre gesellschaftliche Position ins Stadion mit. Dort treffen sie auf teils vollkommen gegensätzliche Positionen. Allerdings auch auf viele Menschen mit ähnlichen Problemen.

Trotzdem sind Ultras in den Medien als Chaot*innen und Randalierer*innen verschrien und werden mit rechten Hooligans in einen Topf geworfen. Kein Ort wird stärker von Überwachungstechnik und individuellen Einschränkungen zugunsten von „Sicherheitsinteressen“ heimgesucht, wie die Fußballstadien. Auch von vielen linken Gruppen gelten organisierte Fußballfans als hierarchische „Männervereine“. Und trotzdem ist die Ultra-Szene mit ihren rund 30.000 Aktiven die wohl am stärksten organisierte Szene in Deutschland.

Mit einigen Stadionaktivist*innen wollen wir deshalb diskutieren welche Organisierungsansätze erfolgversprechend erscheinen und wie der alltägliche Kampf um emanzipatorische Inhalte und eine Politisierung der Fankurven aussehen kann.  → mit: Aktivist*innen aus Jena

Quelle: Selber Machen Konferenz, April 2017

G20-Actionday gegen Heidenheim

Fanclubs und Fans des FC St. Pauli, vereinigt euch!

In weniger als drei Monaten wird unweit des Viertels und des Stadions das Gipfeltreffen der neunzehn „stärksten und wichtigsten“ Industrienationen stattfinden. An dem Wochenende 7. Juli/ 8. Juli werden diverse Staats- und Regierungschefs in Hamburg zu „Gast“ sein und die Weltressourcen unter sich aufteilen, das globale Leid verwalten und sich selbst und ihren Wohlstand schützen. Diese kapitalistische Verwertungs- und Verwaltungslogik ist nicht hinzunehmen!

Gleichzeitig wird der Gipfel für massive Einschränkungen für den Alltag im Viertel und Verletzungen der Privatsphäre sorgen. Wildes Muskelzucken der Polizei und weiterer „Sicherheitsdienste“, wahllose Personenkontrollen in den Gefahrengebieten rund um das Messegelände und vermutlich auch darüber hinaus werden auf uns zukommen und uns bereits weit im Vorfeld begegnen.

Um auch unseren Unmut und unsere Empörung als St. Paulianer*innen nach außen zu tragen und zusätzlich für die anstehenden Proteste zu mobilisieren und Spenden zu sammeln planen wir für das Heimspiel am 28. April gegen Heidenheim einen stadionweiten Actionday.

Tragt das Thema bereits jetzt in eure Fanclubs und Bezugsgruppen. Denn neben den Choreos zu Beginn des Spiels soll es in der Halbzeitpause auf allen Tribünen diverse Tapeten von uns allen geben! Kauft euch Tapetenrollen, Farbe und Rolle, näht Doppelhalter, seid kreativ, werdet aktiv!

Abschließend starten wir nach dem Spiel um 20:45Uhr vom Harald-Stender-Platz/ Südkurvenvorplatz einen lauten, kraftvollen Stadtteilspaziergang. Vom Stadion geht es durchs Karoviertel zu den Messehallen. Das ist unser Viertel, unsere Straßen und unsere Plätze, die wir uns nicht nehmen lassen. Schließt euch uns an, reiht euch ein!

St. Pauli bleibt unbequem. G20 stören! Kapitalismus bekämpfen!

Ultrà Sankt Pauli 2002

Zeckensalon

Supportblock Gegengerade

Nordsupport

Quelle: usp.stpaulifans.de, April 2017

Entwicklung der Ultras. Zwischen Toleranz und Gewalt

Interview von Philipp Jakob

Fankoordinator Michael Gabriel über die Entwicklung der Ultra-Szene in Deutschland.

Über zwei Jahrzehnte Erfahrung kann Michael Gabriel im Umgang mit jungen Menschen aus der Fanszene Deutschlands vorweisen. Der Diplom-Sportwissenschaftler ist seit 1996 für die von Bund und DFB finanzierte Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) tätig, die er seit 2006 leitet. Der 53-Jährige erarbeitet mit seinem Team Konzepte für die soziale Arbeit mit Fußballfans, unter anderem in den Bereichen der Gewaltprävention oder der Arbeit gegen Rechtsextremismus. Zudem berät Gabriel die aktuell 57 Fanprojekte in Deutschland.

SZ: Sind Ultras Fluch oder Segen für die deutsche Fanszene?

Michael Gabriel: Das kommt auf die Perspektive an. Von der Polizei werden Sie eine andere Antwort bekommen als vom Verein. Wieder eine andere Antwort bekommen Sie, wenn Sie jemanden aus der Fanszene selbst fragen. Unbestreitbar ist, dass die Ultras einen ganz großen Anteil an der Gestaltung der Atmosphäre in den Stadien haben, sie sind die aktivsten Fans.

Wer genau sind denn die Ultras?

Sie setzen sich zum großen Teil aus jungen Menschen zusammen, die im Kern zwischen 14 und 26 Jahre alt sind. Es ist eine relativ vielschichtige Gruppe mit einem im Vergleich zu früheren Fankulturen höheren Bildungsgrad. Damals waren die Fankulturen stärker proletarisch orientiert.

Continue reading “Entwicklung der Ultras. Zwischen Toleranz und Gewalt”

Tunnel statt Mega-Stelze

Von Ultras Leverkusen

Hallo Bayer-Fans,

Die aktuellen Geschehnisse in unserer geliebten Stadt zwingen uns einen Abstecher in das Themenfeld der Kommunalpolitik zu machen. Seit geraumer Zeit versuchen Politiker, Straßen.NRW und Teile der Bayer AG eine Lösung für den Um- bzw. Neubau der Leverkusener Rheinbrücke zu erarbeiten. Dabei geht es aber – wie es in der Politik so üblich ist – nicht zwingend um ein Ergebnis, das möglichst bürgernah ist und die möglichen Probleme, Risiken und Konsequenzen für die Bewohner dieser Stadt so gut es geht minimiert. Vielmehr geht es vor allem der Politik und Straßen.NRW darum, eine kostengünstige und zeitlich schnell umsetzbare Lösung zu finden. Schließlich hat man bei Straßen.NRW und auch in der Kommunalpolitik schlichtweg verpennt, dass die Rheinbrücke, als meist befahrene Brücke Deutschlands, vielleicht auch mal eine Sanierung nötig hätte.

Mittlerweile hat man in dieser Thematik seitens der zuständigen Behören so lange tatenlos zugeschaut, dass ein Punkt erreicht ist, an welchem man schlichtweg keine Zeit mehr hat für jahrelange Ausbau- und Sanierungsplanungen, um eine möglichst zufriedenstellende Lösung für die Bürger dieser Stadt zu finden. Schließlich ist die Brücke laut verschiedenen Berichten und Gutachten zu sehr beschädigt. Niemand möchte verständlicherweise die Verantwortung übernehmen, sollte die Situation bzw. der Zustand der Brücke noch länger so bleiben, wie sie/er momentan ist.

Continue reading “Tunnel statt Mega-Stelze”

Veranstaltung am 17. 11. in Hamburg: Ultras – Zwischen Eigentor und Aufstand

15025243_1327080780636987_1111057030513959486_o

 

Wann: 17.11.16 um 19.30 Uhr

Wo: Fanräume im Millerntorstadion

Ob in der Türkei oder Ägypten, bei den neueren Aufständen dieser Welt tat sich immer wieder eine Gruppe hervor, organisierte Fußballfans. Ultras bauten Barrikaden, nahmen an Platzbesetzungen oder Plena der Bewegungen teil. Doch warum sind sie es gerade, die eine bedeutende Rolle in diesen Aufständen spielen und was macht Politik gerade im Stadion?

Profisport ist Inbegriff der Freizeit. Zwischen Konsum und Vermarktung hat sich eine gesamte Industrie etabliert, die vor allem mit der Treue der Fans Geld verdient. Dagegen regt sich schon länger Widerstand in den Kurven überall dort, wo sich Fans zu Gruppen zusammengeschlossen haben und eigene Akzente auf den Rängen setzen. Was geschieht jedoch, wenn diese Fans ihre Lautstärke, ihre Utensilien und ihre kollektive Stärke aus dem Stadion auf die Straße verlagern?
Die Gezi-Proteste in der Türkei oder der Sturz Mubaraks in Ägypten sind wohl die bekanntesten Beispiele für organisierte Fußballfans, die in eine Revolte auf Seiten der Aufständischen eingreifen.

Ralf Heck hat in der sozialrevolutionären Zeitschrift Kosmoprolet einen Artikel über die gegenwärtige Rolle der Ultras in den Aufständen geschrieben. Wir möchten mit ihm über Fußballfans und Revolte sprechen.

Eine gemeinsame Veranstaltung vom Zeckensalon, St. Pauli Roar – Solidaritätsespresso und Kosmoprolet

Links:
http://stpauliroar.blogsport.de/
http://zeckensalon.blogsport.de/
http://kosmoprolet.org/