Frankfurt Ultras greifen rechte Demonstranten an

Ultras von Eintracht Frankfurt haben nach Polizeiangaben am Samstag gegen 21 Uhr auf dem Autohof Northeim 20 Personen der rechten Szene angegriffen, die sich auf dem Rückweg einer Hooligan-Demo in Erfurt befanden. Die Eintracht Fans kamen vom Auswärtsspiel in Bremen.

Die Rechten sollen aus Norddeutschland stammen und gehören nach eigenen Angaben zu der “Hooligans gegen Salafisten” Abspaltung “Gemeinsam stark Deutschland”. Sie wurden nach eigenen Angaben von 60 bis 80 Ultras von den Eintracht Frankfurt angegriffen, als sie im dortigen Burger Kind Restaurant verweilten. Nach Polizeiangaben waren es nur 35 Eintracht Fans, die zielstrebig auf die Demonstranten aus der rechten Szene zugingen und diese attackierten. “Man sieht sich immer 2 Mal im Leben” drohen die Demonstranten den Frankfurter Ultras im Internet. Bei der Auseinandersetzung gingen zwei Fensterscheiben und ein Stuhl kaputt, was zu einem Sachschaden von 1.000 Euro führte.

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Schalker Ultras verhindern Nazi-Demo in Gelsenkirchen

Fan des FC Schalke mit einer Fahne gegen Nazis FC Schalke 04, Fussball, 1. Bundesliga, 31.10.2014 , EP_JSE

supporter the FC Schalke with a Flag against Nazis FC Schalke 04 Football 1 Bundesliga 31 10 2014

Von Florian Nussdorfer

Zusammen mit zahlreichen anderen Bürgerinnen und Bürgern sorgten Schalker Ultras gestern offenbar dafür, dass eine Demonstration der Partei “Die Rechte” nicht wie geplant von Essen nach Gelsenkirchen ziehen konnte.

Historisch betrachtet hat der 1. Mai eine besondere Bedeutung für die Schalker Fanszene: Am 1. Mai 1873 wurde der erste Spatenstich der Zeche Hugo getätigt, nach der sich die Ultra-Gruppe „Hugos“ benannte. Da Zechenkultur und Tradition im Ruhrgebiet einen hohen Stellenwert genießen, könnte dieser Tag also eigentlich Anlass zum Feiern bieten, insbesondere für die Schalker Ultras.

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Klaus Theweleit bei Weimarer Reden: „All im Ball – mit Wörtern spielen“

„Mit der Formel ‚Fussball als Realitätsmodell‘ will ich sagen, dass man das, was man für die Welt hält – seine eigene Welt und die äußere – von vielen Punkten her begreifen kann.“ Klaus Theweleit sprach in der letzten der diesjährigen Weimarer Reden über die Gewaltabfuhr im Sport.

Klaus Theweleit schloss die Weimarer Reden 2015, die unter dem Thema „Die Welt als Spiel? Chancen und Risiken unserer Freiheit“ stehen. Foto: Maik Schuck
Klaus Theweleit schloss die Weimarer Reden 2015, die unter dem Thema „Die Welt als Spiel? Chancen und Risiken unserer Freiheit“ stehen. Foto: Maik Schuck

Weimar. Die vollständige Rede vonKlaus Theweleit:

Prämisse 1: Realität und Spiel

Bestimmte Parameter, die beispielsweise in der Arbeitswelt auftauchen, wie Vorschrift und Befolgung, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Aufmerksamkeit für Neue-rungen etc., finden sich ebenso im Fußball: Führungsspieler, Wasserträger, strategische Unterordnung, „Kameradschaft“, Trainer-Befehlsgewalt oder gar „Truppe“.Solche Ähnlichkeiten sind nicht bloße Analogien, sondern wirkliche Parallelen, parallele Organisationsstrukturen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Wer sich in der Organisation einer Behörde, eines Industriebetriebs, einer Universität oder in den Pop-Kultur Diversitäten wirklich gut auskennt, oder aber wer sich im Universum Fußball wirklich gut auskennt – alle, die ihren Bereich durchlebt und durchdacht haben – kennen auch die anderen Organisationen, kennen damit die wirksamen Strukturen ihrer Gesellschaft. Sie können mit dem, was sie in ihren jeweiligen Bereichen gelernt haben, ohne weiteres in den anderen Bereichen arbeiten.Mit dem Wort „Modell“ arbeitet man in einer Spielwelt. Das Spiel kann so, oder auch anders, verlaufen. Zu einem Verständnis der Wechselfälle einer Gesellschaft gelangt man überhaupt nur über den Pol „Spiel“. Wenn Gesellschaften sich verändern, verschieben oder auch, wenn etwas im „Privaten“ sich entscheidend verändert, hat das immer etwas Experimentelles und, wenn es glücklich verläuft, Spielerisches an sich. Veränderndes Denken speist sich immer auch vom Spielerischen, ohne das es die Fähigkeit zur Utopie nicht gäbe.

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Auseinandersetzung erreicht Landtag. Grünwalder Stadion: Ärger mit Rechten

Grünwalder Stadion

Von Felix Müller

Bei einem Spiel der 1860-Amateure hatten Löwen-Fans Ärger mit Rechten. Jetzt erreicht die Auseinandersetzung sogar den Landtag.

Ein Zwischenfall mit mutmaßlichen Rechtsextremisten im Grünwalder Stadion erreicht den Landtag. Am 24. Juli 2013 hatte sich bei einem Spiel der 1860-Amateure gegen den FV Illertissen nach Augenzeugenberichten ein Großteil der Löwen-Fans auf der Gegentribüne mit „Nazis raus“-Rufen gegen eine Gruppe mutmaßlicher Rechter gewehrt.

Offenbar kam es auch zu einem Handgemenge. Das Innenministerium führt die Auseinandersetzung auf seiner Webseite „Bayern gegen Linksextremismus“ auf. Auf dieser Seite dokumentiert das Ministerium linksextreme Vorfälle und warnt vor radikalen Strukturen in Bayern.

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Rechte Schläger wollen Macht in den Stadien

Von Christoph Ruf

Die Auseinandersetzung nach dem Nord-Derby zwischen Bremer Hooligans und Ultras scheint eine längere Vorgeschichte zu haben und Teil einer bundesweiten Konfrontation zu sein. Ein Augenzeuge berichtet, dass am frühen Sonntagabend in unmittelbarer Nähe des „Verdener Ecks“ mehrere Personen äußerst brutal auf einen Hooligan eingeprügelt hätten.

Hooligans auf einer "Hogesa"-Demo in Hannover im November 2014.Hooligans auf einer “Hogesa”-Demo in Hannover im November 2014. (dpa)

Offenbar handelte es sich dabei um einen Racheakt für den ursprünglichen Angriff, der nach Aussage der Polizei von „Mitgliedern der Hooligan-Szene ausgelöst“ wurde. Weitere Angaben – auch darüber, ob es sich bei dem verletzten Mann um den Sänger einer Bremer Hooligan-Band handelt – wollte die Polizei am Mittwoch nicht machen.

„Die Ultras sind zunächst ohne jede Provokation an der Kneipe vorbeigegangen, in der die rechten Hools das Spiel geschaut haben“, erinnert sich hingegen Lars P. (Name geändert), der Mitglied einer Bremer Ultra-Gruppe ist. „Es ist klar, warum sie dort angegriffen wurden: aus politischen Gründen.“ Tatsächlich hat sich die Bremer Ultra-Szene gegen Rassismus und Ausgrenzung positioniert – zum Ärger vieler Werder-Hooligans, die zum Teil seit Jahrzehnten Mitglieder der rechten Szene sind.

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Die Red-Bull-Kritiker aus der Red-Bull-Arena

Link zum Thema:
RB-DEBATTE: KOMMENTAR UND ANTWORT → footballuprising

Von Thomas Fritz

Leipzig-Fans gelten als treudoofe Hörige von Red Bull. Doch eine kleine Ultra-Gruppe hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Sie kämpft gegen die Verbullung des Vereins.

Ultras RB Leipzig: Sport, Ultras RB Leipzig, Leipzig, Bundesliga, FußballAuswärtsbanner Lecrats  |  © Lecrats

Fast hat man sich bei Partien von RB Leipzig schon an die Proteste gewöhnt. Diesmal erklärten die Macher des Nürnberger Ultra-Fanzines Yabasta das Gastspiel des FCN am 27. Spieltag zu “einem Tiefpunkt”, weil Red Bull den Fußball kaputtmache und verrate.

Die Kritiker aus Franken denken und sagen, was viele Fans denken und sagen. Aber sie müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, etwas pauschal zu urteilen, indem sie sämtliche RB-Anhänger als treudoofe Erfolgshascher abwatschen. Tatsächlich hat sich in Leipzig eine kleine Szene entwickelt, die den Klischees vom “Konzern-Gefolge” widerspricht, sich an den antikommerziellen Werten der Ultra-Kultur orientiert und das Engagement von Red-Bull kritisch begleitet.

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“Machtdemonstrationen für ein reaktionäres, männliches Weltbild” – Interview mit Peter Römer über HoGeSa

Von Frederik Schindler

Obwohl Hooligans schon in ihrer Entstehungsphase hochpolitische Inhalte vertraten und sich ein Wiederaufkommen der Szene lange ankündigte, reagierte die Politik im letzten Jahr größtenteils überrascht auf die gewalttätige Großdemonstration in Köln. Auch im April 2015 sind rechte Hooligans noch an Pegida-Demonstrationen beteiligt und in deutschen Fankurven aktiv. Fussball-gegen-Nazis.de hat mit Peter Römer, Historiker und Redakteur des Transparent Magazins über die Ziele und Inhalte der Bewegung gesprochen und schätzt: Das Machtgefühl der erstarkten Szene wird bleiben, auch wenn die Aktivitäten auf den Straßen wieder zurückgehen.

FS: Nach der HoGeSa-Großdemonstration im Oktober 2014 in Köln reagierten Politikerinnen und Politiker geschockt auf das Mobilisierungspotential der Hooligans. Verwundert dich das?

PR: Über dieses Ausmaß waren sogar zivilgesellschaftliche Gegenstrukturen überrascht. Allerdings gibt es auch eine große Kontinuität der Vernetzungsarbeit von politisch rechts gesinnten Hooligans. Wenn allerdings der Bundesjustizminister Maas davon spricht, dass Hools nicht politisch, seien, sondern sich nur zum Prügeln und Bier trinken treffen, ist das fatal. Das bestätigt die Lebenslüge von rechten Fußballfans, die immer wieder von sich behaupten, sie seien unpolitisch und gewiss keine Nazis. Es gab einen klaren Schulterschluss von Hooligans mit der politischen Rechten, die an das Thema anknüpfen. Auch der Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz bezeichnete Hooligans als “zum größten Teil politisch indifferent” – das ist gefährlich! Ein Teil der Hooligan-Bewegung ist bereits seit den 80er-Jahren hochpolitisch.

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Abpfiff für Hooligans

Sie marschieren in Trikots und gleich großen Gruppen aufeinander los, um sich dann innerhalb weniger Sekunden niederzuschlagen.

Von Alexander Schneider

Der Prozess begann am Landgericht Dresden, nun hat der BGH erstmals Fußball-Schläger als kriminelle Vereinigung verurteilt. Mit Folgen für den „bundesweiten Spielbetrieb“.

Irgendwie fühlen sich alle als Sieger. Die Angeklagten, ihre Verteidiger, selbst die Richter und der Staatsanwalt. Nach einem ebenso langen wie spektakulären Prozess am Landgericht Dresden bestätigte nun der Bundesgerichtshof in Karlsruhe (BGH) den Schuldspruch gegen eine Dresdner Hooligangruppe in wesentlichen Punkten. Die Angeklagten dürften erleichtert sein, weil es für sie nicht so dicke kam wie befürchtet; das Gericht und die Staatsanwaltschaft, weil der BGH ihrer Auffassung folgte und selbst einvernehmliche Hooligan-Kämpfe, auch solche fernab der Öffentlichkeit, erstmals als Straftat qualifiziert.

Die Polizei kann mit diesem BGH-Urteil nun überall in Deutschland gegen Hooligans wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ermitteln, wenn sie dem Verdacht solcher konspirativen Wettkämpfe nachgeht. Dabei ermöglicht der oft als Schnüffelparagraf kritisierte Paragraf 129 des Strafgesetzbuchs deutlich mehr als in „üblichen “ Fällen von Körperverletzung: Telefonüberwachungen, Funkzellenabfragen, Observationen, dem Einsatz verdeckter Ermittler und dergleichen mehr.

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