FC Bayern – Hamburger SV am 14. Februar 2015
Category: Deutschland
Patriarchale PR
Link zum Thema:
Mutter Courage → 11 Freunde
Von Nicole Selmer
Gewalt? Da machen wir was mit Frauen. – Diese Idee entwickelt immer wieder und womöglich sogar immer mehr Überzeugungskraft. Von der Überzeugung, dass ein steigender Frauenanteil bei Public Viewings Fußballgroßveranstaltungen in den letzten zehn Jahren friedlicher gemacht habe, bis zur Durchführung von sogenannten Geisterspielen in der Türkei, bei denen keine Männer, dafür jedoch Frauen und Kinder zugelassen sind. Der neueste Einsatzort der weiblichen Blauhelmtruppen im Fußball: Recife in Brasilien. Dort hat der Sport Club do Recife für das traditionell umkämpfte Derby gegen Nautico 30 Mütter als Ordnerinnen aufgeboten. Nicht irgendwelche Mütter, sondern Mütter der Hooligans, wie die Presse in aller Welt eifrig berichtete. Der Verein selbst spricht allerdings nur davon, dass es Mütter von Fans seien. Auch ein anderes Detail der Aktion geht im Medienecho teilweise unter, nämlich die Tatsache, dass das Ganze die Idee einer PR-Agentur ist.
Hooligan-Demonstration: Letzte Zuckungen
Von Christoph Ruf
Es sollte eine eindrucksvolle Machtdemonstration der Hooliganszene werden. Doch die Sprüche des Hauptredners der Gruppe “Gemeinsam-Stark Deutschland” hören sich in Ludwigshafen nur 400 Unentwegte an. Die Bewegung scheint am Ende.
Der Mann vorne auf dem Podium ist empört: “Dieses Land entwickelt sich immer mehr zum Unrechtsstaat und bekommt immer mehr Züge der DDR”, schreit Dominik Roeseler. “Und das Regime ist bekanntermaßen schon untergegangen.”
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Hooligans kommen in Manndeckung
Links zum Thema:
Meldepflicht für Hooligans? → WDR
Hooligans, Rocker, Terroristen Auf in den Kampf… → Tagesspiegel
Update 07.02.2015 Aufruhr unter Hooligans → Frankfurter Rundschau
Von Wilfried Goebels
NRW nimmt Fußball-Schläger ab sofort „in Manndeckung“. Als erstes Bundesland bündeln Polizei und Justiz die Ermittlungen künftig am Wohnort der Intensivtäter – unabhängig davon, in welcher Stadt sie gewalttätig geworden sind. Dieses „täterorientierte Konzept“ soll bald auch bundesweit angewendet werden. Wiederholungstäter sollen so schneller erkannt und besser verfolgt werden können. Nach Angaben von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) gibt es in NRW 150 Intensivtäter rund um die Stadien.
Spezialisierte Polizeiermittler, Staatsanwälte und Richter sollen gefährliche Rädelsführer frühzeitig und konsequent dingfest machen können, weil sie bundesweit die gesamte kriminelle Vorgeschichte der Randalierer auf dem Schirm haben. Weil dann nicht nur Verurteilungen, sondern auch bereits laufende Verfahren erfasst sind, ergibt sich ein umfassendes Täterbild. Damit werde ein höheres Strafmaß wahrscheinlicher, sagte Jäger.
Pegida und der Fußball. Hooligans als Schutztruppe
Radiobeiträge zum Thema:
Wie mit “Hooligans gegen Salafisten” umgehen?- Gespräch mit Olaf Sundermeyer (DLF 01.02.2015)
Interview mit Olaf Sundermeyer, Journalist und Hooligan-Experte (SWR 02.02.2015)
Von Olaf Sundermeyer
Den Erfolg fremdenfeindlicher Bewegungen wie Pegida haben „rechtsmotivierte“ Fans von Fußballvereinen ermöglicht. Manche der Hooligans verstehen sich als eine Art moderne SA. An diesem Montag beginnt der erste Prozess gegen eine von ihnen.
Vereinzelt fallen Schneeflocken auf die Köpfe derjenigen, die sich auf dem von Polizisten mit Helmen eingefassten Augustusplatz in Leipzig versammelt haben. Es sind sehr viel weniger Menschen als in den Vorwochen bei Legida, dem lokalen Ableger von Pegida. Es hat sich reduziert auf einen radikalen Rest, auf 1500 zumeist männliche Protestierer. Geblieben sind vor allem „rechtsmotivierte“ Hooligans und Neonazis aus freien Kameradschaften, die von Anfang an dabei sind, und die sich an diesem nasskalten Abend an der Zuneigung wärmen, die ihnen mit gepresster Stimme von der Bühne aus zuteilwird: „Nun ein Wort an euch Hools, die ihr heute Abend wieder hier seid, weil ihr versprochen habt, das Volk vor der Antifa zu schützen.“ Jubel und Applaus bei den Angesprochenen.
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Geschmacklose Entgleisung im Dynamo-Block
Link zum Thema;
Aufregung um Spruchband → Faszination Fankurve
Dynamo Dresden war zu Gast bei Preußen Münster. Nicht nur die sportliche Brisanz des Spitzenspiels hatte die örtlichen Behörden dazu veranlasst, ein massives Polizeiaufgebot in Habachtstellung zu bringen. Unter anderem positionierten die Beamten auch zwei Wasserwerfer vor dem Preußenstadion – ein Auftritt, den sie im Nachhinein als angemessen rechtfertigen.
Insgesamt nahm die Polizei sieben Gästefans in Gewahrsam und schrieb zwölf Anzeigen wegen Sachbeschädigung, verbotenem Einsatz von Pyrotechnik und Körperverletzung mit Widerstand. In der zweiten Halbzeit der Partie hatten Dresdner Anhänger Teile des Zauns vor der Gästekurve eingerissen. Um einen möglichen Platzsturm zu verhindern, setzten die Einsatzkräfte präventiv Pfefferspray ein. Weiterhin hatten es einige der insgesamt 2.100 mitgereisten Dynamo-Anhänger offenbar auf eine Imbissbude im Gästeblock abgesehen. Nachdem einige Dresdner Fans angefangen hätten, den Kiosk zu demolieren, habe die Polizei durch ihr Eingreifen weiteren Schaden abwenden können.
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Lauschangriff gegen Hooligans? BGH löst Diskussionen aus
Von Dagobert Ernst
Schwere Randale mitten in Köln: Im Januar 2014 lieferten sich Hooligans verschiedener Gruppen in Köln eine Massenschlägerei. Solche sogenannte “Drittortauseinandersetzungen” sind grundsätzlich strafbar, hat jetzt der Bundesgerichtshof entschieden. Foto: Archiv/dpa
Als sich an einem Samstag Mitte Januar 2014 mitten am Tag und mitten in Köln mehrere Dutzend Hooligans aus Köln, Dortmund und Gelsenkirchen eine Massenschlägerei lieferten, traf das die Polizei damals unvorbereitet. Mit einer Telefonüberwachung wäre man den Schlägern vielleicht im Vorfeld auf die Schliche gekommen; bei Delikten wie Landfriedensbruch und Körperverletzung war das aber rechtlich tabu. Bald wohl nicht mehr. Das geht aus einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) hervor. Die soll bereits Wirkung zeigen.
So haben sich jüngst zwei Gruppierungen offiziell als aufgelöst erklärt, heißt es im Online-Fanportal Fanzeit.de; neben der “Standarte Bremen” auch die “Westfront Deutschland” in Aachen. Beide nennen jedoch keine Begründung, die Aachener Gruppe mag sich zudem nicht als Fußball-Hooligans bezeichnet sehen. Der Bochumer Fan-Forscher und Kriminologe Prof. Thomas Feltes glaubt unterdessen, dass solche Reaktionen “sich als Bumerang für die Strafverfolgungsbehörden erweisen”. Die BGH-Entscheidung “kann dazu führen, dass Hooligan-Gruppen sich noch stärker nach außen abschotten und sich gegebenenfalls auch pro forma auflösen. Ähnlich wie bei rechtsextremistischen Gruppierungen wird dann die Kontrolle durch die Polizei erschwert.”
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Can you kick it? Bundesliga gives you wonderful atmospheres, old-fashioned terraces, cheap beer and the odd line of crystal meth
Links zum Thema:
Crystal Meth in der Ultrà- & Hooliganszene → Faszination Fankurve
Wie Crystal Meth in den deutschen Stadien wütet → Die Welt
Update 20. April 2015 Crystal Fighters NBG? → yabasta.blogsport
Update 20. April 2015 Nürnberger Szene nimmt Stellung zu Crystal-Meth-Gerüchten → Fanzeit
Von Kit Holden
Growing use of addictive drug is beginning to marr the Bundesliga’s success story
Das Spruchband der Ultras Dynamo beim Spiel gegen Köln. Bild: Faszination Fankurve
Podcast: Hooligan zu sein kann strafbar sein
Links zum Thema:
Das Ende des Hooliganismus? → fanzeit
Hooligan-Gruppen können als kriminelle Vereinigungen gelten → Berliner Zeitung
BGH ermöglicht härtere Bestrafung von Hooligans → Süddeutsche Zeitung
Von Klaus Hempel, ARD-Rechtsredaktion, SWR Karlsruhe
Wenn sich Hooligans strafbar machten, wurden sie auch bisher verfolgt. Nach einem BGH-Urteil ändert sich diese Situation nun aber grundsätzlich. Schon die Mitgliedschaft in einer Hooligan-Gruppe kann strafbar sein.
Das BGH-Urteil hat weitreichende Konsequenzen für alle Hooligan-Gruppen in Deutschland. Auch sie müssen nun damit rechnen, dass sie als kriminelle Vereinigungen eingestuft werden, wenn sie sich regelmäßig mit anderen Hooligan-Gruppen zu organisierten Schlägereien treffen.
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