Kleeblattfans gegen Rechts

Mit diesem Flyer wird in Fürth gegen Rechts mobilisiert.<br />Bild: spvgg-fuerth.com

Am Samstag, den 15. Oktober hat die Nazipartei „Der Dritte Weg“ (früher „Freies Netz Süd“) eine Demonstration von der Hardhöhe zur Billinganlage angemeldet. Den Nazis wurden in Fürth schon des Öfteren ihre Grenzen aufgezeigt und das wird sich auch am kommenden Samstag nicht ändern.
Wir treffen uns alle nach dem Spiel spätestens um 15:15 Uhr am Fränky Parkplatz und ziehen dann gemeinsam Richtung Billinganlage, um den Nazis zu zeigen, was wir von Ihnen halten.

Kleeblattfans gegen Rechts!
Für die Freiheit – für das Leben!

Horidos 1000
Stradevia 907
Entourage
Green White Angels
Sportfreunde Ronhof e.V.
Mülheim

Quelle: Stradevia 907, 10. Oktober 2016

Die Kurvenaktivisten leben gefährlich

Von Ronny Blaschke

Sie können mehr als böllern. Viele organisierte Fußballfans setzen sich für eine offene Gesellschaft ein – und bekommen Probleme. Ein Beispiel aus Braunschweig

Dieser Text ist ein gekürzter Auszug aus dem Buch Gesellschaftsspielchen – Fußball zwischen Hilfsbereitschaft und Heuchelei von Ronny Blaschke. Gegenüber früheren Versionen haben wir Passagen entfernt.

In seiner Jugend interessiert sich Max für Skaten und Graffiti, für eine Weile geht er zum Punkrock, aber wirkliche Leidenschaft entwickelt er erst beim Fußball. Anfangs fährt er mit seinem Vater zu den Heimspielen von Eintracht Braunschweig, später mit Freunden aus seinem Heimatdorf. Max ist fasziniert von den Farben und Gesängen der Ultras. Für eine Mitgliedschaft in der Gruppe ist er noch zu jung, ihr Eintrittsalter liegt bei 16 Jahren. Er lässt sich davon nicht abschrecken. Er beobachtet die Kurve, sucht Gespräche mit einflussreichen Fans. Max entwirft Transparente, zündet Feuerwerkskörper, fährt auch zu den entlegenen Auswärtsspielen. Den älteren Ultras gefällt das. Es gilt die ungeschriebene Regel: Wer sich engagiert, steigt auf in der Hierarchie.

Unter den prägenden Köpfen der Ultras Braunschweig, gegründet 2001, ist Max lange einer der Jüngsten. Max nimmt sogar Prügeleien in Kauf, er wünscht sich Anerkennung. Aber er möchte auch andere Akzente setzen: mehr Jugendkultur, weniger Protzgehabe. Als er 17 ist, entsteht “Gioventù”, eine Nachwuchsgruppe der Ultras Braunschweig. Mit zwei Freunden geht er auf Jugendliche im Stadion zu und überlegt, ob sie für eine Mitgliedschaft in Frage kommen. Er hält Vorträge über internationale Ultra-Gruppen, organisiert Busse für Auswärtsfahrten und schreibt Reiseberichte für Fanzines. Er übernimmt Verantwortung und verinnerlicht Rücksichtnahme. Sein Selbstbewusstsein wächst.

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Ultras senden Zeichen. Bayern-Fans: Solidarität mit den Flüchtlingen vom Sendlinger Tor

Von mke

München – Beim Champions-League-Spiel gegen Rostow zeigen sie sich die Bayern-Ultras verbunden mit den Demonstranten vom Sendlinger Tor. 70 Flüchtlinge fordern dort ein Bleiberecht für alle und drohen mit Hungerstreik.

„You are here and you will fight – for freedom and for human rights! Solidarity with the occupation at Sendlinger Tor!“ Übersetzt heißt das: „Ihr seid hier und ihr werdet kämpfen – für Freiheit und für Menschenrechte! Solidarität mit der Besetzung des Sendlinger Tors!“ Die Fans des FC Bayern haben am Dienstagabend via Spruchband ein klares Statement aus der Südkurve gesendet. Der vermutliche Adressat: Die Stadt München.

Dort will man sich partout nicht mit den rund 70 Flüchtlingen an einen Tisch setzen, die seit einer guten Woche am Sendlinger Tor campieren. Diese fordern ein Bleiberecht für alle. Sollte die Münchner Politik darauf nicht eingehen, drohen die Geflüchteten mit einem Hungerstreik – wie in den vergangenen Jahren.

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Neonazis im Berliner Wahlkampf. Wem gehört die Kurve?

Fans von Union Berlin im Stadion "Alte Försterei"

Von Alina Schwermer

Die NPD hat sich hier, im Südosten Berlins, ordentlich ins Zeug gelegt: Wer in Köpenick die Straße vor dem Stadion des Union Berlin entlangfährt, bewegt sich durch eine ganze Allee von NPD-Werbeschildern. Vor allem ein Plakat fällt dabei immer wieder ins Auge: eine Fankurve in rotem Pyro-Licht. Dazu die Slogans „Pyrotechnik nicht kriminalisieren!“ und „Fankultur erhalten!“

Es ist der erste Versuch der NPD, mit einem Wahlplakat Stimmen in der Fanszene zu fangen. Wer sich nicht jeden Tag mit der Fanszene im Fußball beschäftigt, könnte das Plakat leicht falsch einordnen: Rechtsex­treme unterstützen böllernde Tribünenprolls, mag man da denken. Pyrotechnik und Nazis, ja klar, Krawallbrüder vereint. Tatsächlich aber ist das Pyro-Thema im Fußball ein Lieblingsthema linker Fangruppen – was den Vorstoß der NPD umso interessanter macht. Und es ist ein Thema, das in der Fanszene hoch emotional betrachtet wird.

Entsprechend aufgebracht waren Ultragruppen, dass ihr Thema, und beinahe wortwörtlich auch ihre Slogans, von der NPD aufgegriffen wurden. „Wir betonen unablässig, dass Rechtsextremismus mit unserer Fankultur nicht vereinbar ist“, so Pressesprecher Jakob Falk von der vereinsübergreifenden Ultra-Organisation Pro Fans. „Wer rechts wählt, wählt gegen unsere Fankultur.“

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Besprechung: “Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten” (Ralf Heck)

Der besprochene Artikel steht hier online und auch als pdf zum kostenlosen Download bereit.

Von Alex Schnarr (120 minuten)

Wer Begriffe wie “Gezi-Park” oder “Tahrir-Platz” hört, wird, sofern er oder sie in den letzten Jahren nicht völlig abgeschottet gelebt hat, vermutlich sofort an Konflikte, Ausschreitungen und das Aufbegehren von Menschen gegen die herrschenden Strukturen denken. Was einem tatsächlich aber auch in den Sinn kommen könnte, sind aktive Fußballfans, die bei Protesten wie denen in Istanbul oder Kairo mitunter eine wichtige Rolle gespielt haben. Genau diesen Aspekt beleuchtet Ralf Heck in seinem 2015 in der Zeitschrift “Kosmoprolet” erschienenen, 45seitigen Beitrag und schreibt einleitend:

“Der folgende Text versucht zu erklären, wie dieser oft im besten Fall als völlig unpolitisch oder kommerzabhängig bewertete Akteur [gemeint sind Ultras, AS] entstehen konnte und wie sein Wirken in den Klassenkämpfen einzuschätzen ist. Denn wenn es stimmt, dass wir uns gegenwärtig an der Schwelle zu einer neuen Epoche befinden, dann spricht einiges dafür, dass Teile dieses Milieus in den kommenden Revolten eine Rolle spielen werden.” (S. 159)

Die Wortwahl mag eigen erscheinen, erschließt sich aber über die Zeitschrift, in der der Beitrag veröffentlicht wurde und die am deutlich linken Ende des Medienspektrums einzuordnen ist. Lässt man die so notwendigerweise vorhandene politische Färbung beim Lesen des Textes außen vor, geht es aber vor allem um einen Überblick über die Wurzeln und die Entwicklung der Ultra-Bewegung und eben die Frage, in welcher Weise und Funktion organisierte Fußballfans bei verschiedenen gesellschaftspolitischen Protesten sichtbar wurden.

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Audio-Interview von Radio Corax: Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten

corax 

Das folgende Interview mit Ralf Heck zum Thema: “Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten” wurde im Juli 2016 geführt.

Ultras kämpfen gegen die Kommerzialisierung des Fußballs und organisieren sich, um eine engere und dauerhafte Beziehung zwischen Fans und Vereinen herzustellen. In den letzten Jahren haben Ultras weltweit immer wieder in diversen Aufständen mitgemischt. Ralf Heck hat zu diesem Thema einen Text in der letzten Ausgabe der Zeitschrift “Kosmoprolet” geschrieben. Wir haben mit ihm gesprochen und ihn zunächst gefragt, was Ultras sind und wo sie herkommen.

Quelle: freie-radios.net, 14. Juli 2016

Rezension von UdH: Lesenswert: Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten

Von · in

Hiermit möchten wir euch auf einen interessanten Text von Ralf Heck, Mitbegründer des Blogs “footballuprising”,aufmerksam machen, der bereits vor einigen Wochen erstveröffentlicht im “Kosmoprolet Nr. 4Foto” erschien und nun auch auf dem oben genannten Blog veröffentlicht wurde.

Inhaltlich handelt der Beitrag über das Spannungsverhältnis der Ultras zwischen Progression und Regression. Ausgehend von einer beschreibenden Analyse der Entstehung der Ultràbewegung in Italien, sowie über den proletarischen Fußball in England, wirft der Autor einen kritischen Blick auf die Beteiligung von Ultras in vergangenen Revolten. Gerade die Beteiligung von Ultras an den Gezipark-Protesten in Istanbul oder am Sturz der Regierung in Agypten, offenbaren, dass Ultras vor allem auch gesellschaftliche Subjekte bzw. Akteure sind. Dieses Bewusstsein haben jedoch längst nicht alle Ultras. Was – wie der Text auch suggeriert – nicht zuletzt an dem jeweiligen subjektiven Interesse der jeweiligen Ultagruppen liegt, denen zwar fast allen ein objektives Interesse an gesellschaftlichen Kämpfen und Veränderungen zu attestieren wäre, aber dieses im Rahmen einer kurzlebigen jugendkulturellen Phase auf der Strecke bleibt. Nicht zuletzt ist dieses fehlende Bewusstsein über die eigene gesellschaftliche Position und politische Dimension eigenen Handelns auch am kulturindustriellen Charakter des Fußballs festzumachen, der nach Adorno, ein “notwendig falsches Bewusstsein” vermittelt bzw. ideologisiert. Brot und Spiele hat halt einfach auch immer schon funktioniert und ist daher nicht zuletzt ein begehrtes Mittel der herrschenden Klasse, das Proletariat ruhig zu stellen und im Glauben zu lassen, das Leben bestünde aus (Lohn-)Arbeit und zu konsumierenden (Kultur-) Gütern.

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Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten (von Ralf Heck)

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Der folgende Text wurde im August 2015 in der Zeitschrift Kosmoprolet #4 publiziert und kann für 5€ hier bestellt werden


Der Artikel als pdf

Von Ralf Heck

Das ist das alte Laster der Intellektuellen, dass für sie das soziale Subjekt schön, gut und wohlerzogen sein muss.
Nanni Balestrini

Oft während der absurden Kriege, die in der Kurve ausbrachen, sah ich mich plötzlich einem anderen »Asozialen« gegenüber, dieselben Haare, dieselbe Wut, aber er spricht keinen Römer Dialekt, hat einen anderen Schal mit anderen Farben. Wer weiß, vielleicht vereinen wir uns eines Tages, anstatt mit Stangen aufeinander loszugehen.
Geppo, Anführer der AS Roma Ultras, 1982

Seit der Revolution habe ich den Fußballhooliganismus für eine größere Sache vernachlässigt: die Revolution. Da kann ich für mich selbst und jeden Ultra sprechen.
Mahmoud, Ultras White Knights, 2012

Im letzten Zyklus der Kämpfe betrat eine neue Kraft die Bühne: Organisierte Fußballfans haben sich an vielen Unruhen rund um den Globus beteiligt – vom Aufstand in Griechenland 2008, der Bewegung in Portugal, Occupy in Spanien und Israel 2011/12 über die Istanbuler Gezi-Park-Revolte im Sommer 2013 bis zu den Ausschreitungen in Bosnien-Herzegowina 2014. Und selbst größten Fußballhassern dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass nordafrikanische Ultragruppen einen erheblichen Anteil am sogenannten arabischen Frühling hatten. Ein Beobachter geht so weit zu behaupten, die Ultras hätten »eine Schlüsselrolle bei der Überwindung der ›Barrikade der Angst‹ gespielt. (…) Ihre Anziehungskraft auf desillusionierte Jugendliche ist enorm. Wir sprechen von der zweit- oder drittgrößten Bürgerbewegung Ägyptens mit zehntausenden Mitgliedern«.1 Der folgende Text versucht zu erklären, wie dieser oft im besten Fall als völlig unpolitisch oder kommerzabhängig bewertete Akteur entstehen konnte und wie sein Wirken in den Klassenkämpfen einzuschätzen ist. Denn wenn es stimmt, dass wir uns gegenwärtig an der Schwelle zu einer neuen Epoche befinden, dann spricht einiges dafür, dass Teile dieses Milieus auch in den kommenden Revolten eine Rolle spielen werden. Nichts liegt uns allerdings ferner, als der Ultra-Bewegung eine zentrale Rolle zuzuschreiben – sei es in den derzeitigen oder den kommenden Aufständen. Die Fokussierung auf einen angeblich besonders revolutionären Typus, je nach politischer Couleur Massenarbeiter, Jobber, Frau oder Migrant, war schon immer ebenso fragwürdig wie das Beharren auf einem im Voraus festgelegten Ort für die Revolte. Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, in denen Lohnabhängige zusammenkommen, können sich zu Kampfzonen entwickeln, egal ob es sich dabei um Stadtteile, Suppenküchen, Fabriken oder eben Fußballstadien handelt.2

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+++ Bewährungsstrafen für beide Angeklagten +++

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Von valentin.blogsport.de

Heute Morgen kam es im Landgericht zum Urteil gegen die beiden Angeklagten, Valentin wurde zu einer Haftstrafe von 2 Jahren auf 3 Jahre Bewährung verurteilt, der mitangeklagte Antifaschist wurde zu einer Haftstrafe von 1 Jahr und 8 Monaten verurteilt, ebenfalls auf 3 Jahre Bewährung ausgesetzt.

Positiv ist hier, dass momentan niemand mehr in Haft sitzen muss, trotzdem sind diese Strafen eine Frechheit. Ausserdem wurden nun mittlerweile gegen sechs weitere Personen Anklage erhoben, wegen des Vorfalls „Verdener Eck“.

Unsere Arbeit ist noch lange nicht vorbei!

Es werden weiterhin immense Kosten aus dem jetzigen Verfahren auf uns zu kommen, aber auch die kommenden Verfahren werden einiges an Kohle beanspruchen!

Wir werden in Kürze eine längere Zusammenfassung raushauen, das hier ist erstmal als kurzes Update!

Quelle: valentin.blogsport.de, 28. Juni 2016

Interview zu EM-Krawallen „Hooligans sind viel professioneller geworden“

Von Niels Altenmüller

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  • Die Euro 2016 ist bislang geprägt von Ausschreitungen zwischen Fan-Gruppierungen.
  • Gewalt-Höhepunkt war die Auseinandersetzung zwischen russischen und englischen Hooligans im Stadion und auf den Straßen von Marseille.
  • Fan-Forscher Robert Claus erkennt eine Entwicklung der Hooligan-Szene hin zur Professionalität.

Im Interview spricht Robert Claus, Fanforscher und Experte für Hooliganismus, unter anderem über die Vorfälle zwischen englischen und russischen Hooligans in Marseille, professionalisierte Hooligans und mögliche Ansätze zur Präventivarbeit. Seit 2013 arbeitet er in der Kompetenzgruppe „Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ (KoFaS gGmbH).

Herr Claus, die schweren Krawalle in Marseille liegen jetzt mehr als eine Woche zurück. Seitdem ist es scheinbar ruhiger geworden. Täuscht der Eindruck?

Für ein abschließendes Fazit ist es noch zu früh. Es stehen ja noch ein paar Hochrisikospiele an, man kennt die Paarungen in der KO-Phase noch nicht. Die Chance ist aber hoch, dass wir solche Ausschreitungen wie in Marseille in der Massivität nicht mehr sehen. Einzelne gewalttätige Angriffe zwischen Fangruppen würde ich aber weiterhin nicht ausschließen. Während der gesamten EM gibt es ja konstant „Matches“ zwischen diversen Hooligan-Gruppen. Die laufen dann aber sozusagen geregelt ab: Zum Beispiel 15 gegen 15 an einem Ort. Das hat aber mit diesen barbarischen Szenen in Marseille nichts zu tun.

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