Wie sich die Uefa ihre EM zurechtzensiert

Von Die Welt

Prügeleien, Ausschreitungen, Randale: Am Ende des Spiels England gegen Russland ging es im Stadion heiß her. Zu sehen bekam der Fernsehzuschauer davon nichts. Wie die Uefa die Sender drangsaliert.

Kaum war das EM-Vorrundenspiel zwischen England und Russland abgepfiffen, eskalierte die Lage auf einer Seite des Stade Vélodrome in Marseille. Russische Rowdys attackierten englische Fans im benachbarten Block, eine Massenschlägerei brach aus.

Im Fernsehen war davon nichts zu sehen. Einzig der plötzlich leere Tribünenabschnitt fiel manchem TV-Zuschauer auf. Ansonsten waren nur jubelnde Russen und konsternierte Engländer wie Gary Cahill zu sehen, der am Boden liegend nicht fassen konnte, dass England noch das späte 1:1 kassiert hatte.

Die internationale Regie des europäischen Verbandes Uefa wollte der Weltöffentlichkeit von den Ausschreitungen nichts zeigen, das ZDF hatte auf die Bilder keinen Einfluss. Zugleich berichtete Kommentator Oliver Schmidt aber detailliert, was er von der Pressetribüne aus beobachtete: fliegende Fäuste, fliehende Zuschauer, überforderte Ordner.

Continue reading “Wie sich die Uefa ihre EM zurechtzensiert”

Hooligans: “Isis – Where are you?”

Polnische Hooligans beim EM-Qualifikationsspiel gegen England.

Von Fabian Scheler

Tausende Hooligans werden zur Fußball-EM erwartet. Neben Bier und Bizeps ist ihnen jetzt auch der Islam wichtig. Als Feind.

Es sind Bilder aus der Ukraine, aus Polen und aus Belgien. Muskelbepackte Männer posieren mit einem T-Shirt oder halten eine Fahne. Ihre Botschaft ist immer die gleiche: “Turkey not welcome”. Hooligans gegen die Türkei. Die französische Kampfsportmarke Pride France veröffentlicht diese Aufnahmen regelmäßig auf ihrer Facebook-Seite. Ihr Gründer zeigt gerne seinen mit einem Hakenkreuz tätowierten Rücken in sozialen Netzwerken. Bislang war das Label nur unter Kämpfern beliebt. Nun aber steigen sie aus dem Ring in die Gesellschaft: Vor der EM heizen Hooligans die politische Stimmung auf.

Wie bei jedem großen Fußballturnier werden auch zur EM Hooligans anreisen. Breitschultrige Schläger, die auf Kämpfe mit anderen Stiernacken oder der Polizei hoffen. Früher tranken sie sich mit viel Bier Mut an, suchten andere Schläger, die genauso viel soffen, aber eine andere Fahne trugen, und begannen, aufeinander einzudreschen. Doch in Frankreich wird wohl ein bisher unbekannter Charakterzug hervortreten: Die Hooligans haben angefangen, nachzudenken. Oder zumindest denken sie das.

Continue reading “Hooligans: “Isis – Where are you?””

0231 Riot: Was hinter den neuen BVB-Hooligans steckt

Von Frank Möhlmann

Dortmund. In der Fanszene von Borussia Dortmund sorgt eine neue Gruppe für Unruhe. Sie drangsaliert eigene und gegnerische Fans und agiert äußerst brutal.

Rund um das Pokalfinale in Berlin kam es zu einigen hässlichen Szenen: BVB-Fans stimmten judenfeindliche Gesänge an , warfen in einem Bahnhof Böller und zogen die Notbremse – laut Bundespolizei 28 Mal. Im Online-Portal Vice berichtet ein Augenzeuge von der Fahrt mit dem Sonderzug nach Berlin und zurück. Er schildert eindrücklich, wie sich einige Fans, die zu einer Gruppe namens „0231 Riot“ gehören sollen, benommen hatten und wie eingeschüchtert andere Fans waren. Niemand habe eingegriffen, als antisemitische Lieder gesungen wurden. Auch bei weiteren Vorfällen im Zug gab es keine Gegenwehr.Der BVB hat sich umgehend von den Vorfällen distanziert und ruft Zeugen auf, sich zu melden.

Was zunächst wirkt wie Feigheit, ist in Wahrheit reiner Selbstschutz. In zahlreichen Gesprächen schilderten in den vergangenen Monaten BVB-Fans, welche Entwicklung die Fanszene in der abgelaufenen Saison genommen hat. Im Blickpunkt steht eine neue Gruppe, die Gewalt ausübt und ein Verhalten von bisher beispielloser Rücksichts- und Skrupellosigkeit an den Tag legt. Das zeigte sich auch auf der Zugfahrt nach Berlin, als die Chaoten merkten, dass sie offenbar keine zusammenhängenden Plätze hatten. „Sie beanspruchten zwei Waggons für sich“, sagt ein Mitfahrer. Die Ansage sei klar gewesen: „Entweder ihr macht Platz, oder ihr fahrt nicht mit.“

Continue reading “0231 Riot: Was hinter den neuen BVB-Hooligans steckt”

Veranstaltung: Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten

buchtage2016_homepage

Die Veranstaltung findet am Samstag, den 04. Juni 2016 um 12:00 Uhr in Berlin im Mehringhof statt.

Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft stellen die Zeitschrift kosmoprolet vor und besprechen speziell den Text darin: “Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten.”

Im letzten Zyklus der Kämpfe betrat eine neue Kraft die Bühne: Organisierte Fußballfans waren an vielen Aufständen rund um den Globus beteiligt; beispielsweise in Tunesien, Ägypten, der Türkei und der Ukraine. Die Ultras nahmen an den Riots teil, ihre Lieder stifteten eine Einheit unter den Protestierenden und im Falle der Gezi-Park-Bewegung organisierte die Supportergruppe Çarşı die ersten Nachbarschaftsversammlungen. Ultras traten jedoch nicht nur bei fortschrittlichen Bewegungen hervor, sondern auch als nationalistische Schlägertrupps, wie am Beispiel der Maidan-Proteste in der Ukraine zu sehen war. Auf der Veranstaltung soll geklärt werden, wie dieser oft im besten Fall als völlig unpolitisch oder kommerzabhängig bewertete Akteur entstehen konnte und wie sein Wirken in den gegenwärtigen Unruhen einzuschätzen ist.

Zum Programm

Judenfeindliche Gesänge in BVB-Sonderzug zum Pokalfinale

Judenfeindliche Gesänge in BVB-Sonderzug zum Pokalfinale

Von Peter Bandermann

Dortmund/Berlin. In einem Zug zum DFB-Pokalfinale sangen Hooligans judenfeindliche Lieder und richteten schwere Schäden in den Waggons an. Ein Augenzeuge berichtet.

Auf der Internetseite Vice berichtet ein BVB-Fan über seine Fahrt in dem von der Fangemeinschaft Südtribüne georderten Sonderzug mit fast 900 Reisenden. Bei Vice und in diesem Bericht bleibt der Berichterstatter aus Sicherheitsgründen anonym, denn seine Aussagen führen in eine laut Bundespolizei gewalttätige Szene. Bei Google eingegeben, würde der Name des Zeugen zu dessen Privatanschrift und zu seinem Arbeitgeber führen. Deshalb nennen wir seinen Namen nicht.

Der Zeuge nannte Details, die nur ein unmittelbar betroffener Zeuge beobachtet haben kann – und er durchbrach ein ungeschriebenes Gesetz: „Es gehört dazu, dass unter Ultras Besprochenes und Erlebtes nicht nach außen dringt. Normalerweise halte ich mich auch daran. Aber die 20 bis 30 Mitglieder der Gruppe 0231 Riot haben eine Grenze überschritten“ – sie benutzten das Wort „Juden“ in ihren Gesängen als Beleidigung gegen Schalke- und Nürnberg-Fans. Auch abwertende Passagen über Homosexuelle waren zu hören. Die Täter hätten Drogen konsumiert.

Continue reading “Judenfeindliche Gesänge in BVB-Sonderzug zum Pokalfinale”

“Dann hätten die Nazis gewonnen”

"Kein Rassismus, keine Homophobie, keinen rechten Scheiß"

Von Hannes Hilbrecht

Sie trinken kein Bier, um nach dem Spiel noch rennen zu können. In ganz Deutschland werden alternative Ultras von Nazis aus dem Stadion gedrängt. Ein Betroffener erzählt.

Über den Rechtsruck in deutschen Fankurven haben wir schon oft berichtet. Hier lassen wir einen alternativen Ultra zu Wort kommen, der von der Gewalt betroffen ist. Er möchte anonym bleiben.

“Ich bin aktiver Fußballfan, manche würden mich als Ultra bezeichnen. Ich stamme aus dem alternativen Spektrum, bin 30 Jahre alt, nicht vorbestraft, habe studiert und einen Job. Mit ein paar Kumpels habe ich vor einigen Jahren eine Ultragruppe gegründet, im Herzen Nordrhein-Westfalens. Wir unterstützen den größten Verein unserer Stadt, der am Wochenende Zuschauer im unteren vierstelligen Bereich begrüßt. Wenn es gut läuft. Meist sind es aber deutlich weniger, was ziemlich peinlich ist.

Continue reading ““Dann hätten die Nazis gewonnen””

Das neue BFU Nr. 39 jetzt bestellen!

Blickfang Ultra 39Diesmal auf unglaublichen 164!!! Seiten:

  • Eine Ode an… die Auswärtsfahrt
  • 50 Jahre Energie Cottbus
  • Botev vs. Lokomotiv – Stadtderby in Plovdiv
  • Im Gespräch mit: The Choice & Pikobello Casuals
  • Unerwünscht?! – Das neue Phänomen der Gästeverbote
  • Interview mit Sottocultura
  • Interview mit der Wilden Horde
  • Die magischen zehn Prozent – Vom Possenspiel um die eigentlich normalste Sache der Welt
  • Matchreport: 1.FC Magdeburg vs. FC Hansa Rostock
  • Italien im Winter 2015/2016 – Großer Block mit Spiel- und Fotoreportagen
  • Streetart: 1.FC Union Berlin
  • 50 Jahre Chemnitzer FC – Zwischen Tradition und Moderne inkl. Kommentar
  • Fankongress 2016
  • Die Tragödie von Casablanca und ihre Auswirkungen exkl. Bericht vom Stadtderby
  • 50 Jahre Union Berlin
  • Matchreport: Benefizspiel zwischen dem 1.FC Union Berlin und Austria Salzburg
  • Spruchbandseiten
  • Leserbriefe
  • Matchreport: Csepel vs. Ferencvaros & Kommentar
  • Interview mit Ben aus Sochaux
  • Fußball im Iran
  • Rot-schwarz am Bosporus – Interview & Leseprobe
  • Medienecke: u.a. Interview mit den Drughi Magenta
  • Einzugsgebiete: Bayern & die Stadt München

Quelle: blickfang-ultra.de

Fußballfans im Fokus der Behörden

Von addn.me

Polizei beobachtet Fans

Die Kritik an der Arbeit sächsischer Behörden reißt nicht ab. Wie auch der aktuelle Fall anschaulich belegt, scheint in Teilen der sächsischen Polizeiführung jegliches Verständnis für Grundrechte abhanden gekommen zu sein. Das zumindest lässt sich aus den Antworten des Sächsischen Innenministers Markus Ulbig (CDU) auf eine Kleine Anfrage von Valentin Lippmann (Die Grünen) schließen. Dieser musst auf Nachfrage einräumen, dass die Polizei eine bis dato vollkommen unbekannte Datei „Gewalttäter Sport“ führt, in der in Sachsen fast 600 Personen erfasst sind. Allein in Dresden betrifft dies 328 Personen aus dem Umfeld der Fußballfanszene der SG Dynamo Dresden, denen die Polizei vorwirft, gewaltbereit zu sein.

Neben Dynamo wurden in der Liste nach Informationen der Freien Presse auch Personen von anderen sächsischen Fußballvereinen aufgeführt. Auf den FSV Zwickau (154) folgen die beiden Leipziger Vereine Lokomotive Leipzig (72) und die BSG Chemie Leipzig (19).

Continue reading “Fußballfans im Fokus der Behörden”

Oberhausener Ultras sollen zum Idiotentest

Ein Straßenschild mit einem Auto und dem Schriftzug MPU. (imago / STPP)

Von Thorsten Poppe

15 Ultras haben von der Stadt Oberhausen die Aufforderung erhalten, sich einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung zu unterziehen – im Volksmund auch Idiotentest genannt. Die Begründung: Aufgrund des hohen Aggressionspotenzials der Ultras sei davon auszugehen, dass sie auch im Straßenverkehr emotional impulsiv handeln.

Quelle: DLF, 20. März 2016