Spruchbanderklärung Schickeria München

Fans Politik Choreographie, gegen Rassismus und Politik, Transparente, Show, Darstellung, Nachricht, Kommunikation, Fanchoreographie, Fankurve FC BAYERN MUENCHEN - SV WERDER BREMEN 5-0 Fussball 1. Bundesliga , Muenchen, am 12.03.2016, 26.Spieltag, Saison 2015/2016, 1.Liga, 1.Bundesliga, supporters politics Choreography against Racism and politics Banners Show Representation Message Communication Fanchoreographie Fankurve FC Bavaria Munich SV Werder Bremen 5 0 Football 1 Bundesliga Munich at 12 03 2016 26 Matchday Season 2015 2016 1 League 1 Bundesliga

[…] Die beiden Spruchbänder in der ersten Halbzeit widmeten sich auch aufgrund lokaler Ereignisse nochmal dem Dauerbrenner „Geflohene Menschen“, der die Gemüter weit mehr erhitzt als jedes andere Thema.
Nach den Brandanschlägen von Milbertshofen (und deutschlandweit) sowie einem beständigen flüchtlingsfeindlichen Unterton in der politischen Debatte zeigten wir ein „Die Politik zündelt mit Worten, der Pöbel schmeißt die Mollis hinterher – Erbärmliche Rassisten, wir hassen Euch!“. Dabei dürfen insbesondere die Granden unserer Landespolitik ihre Hände nicht in Unschuld waschen. Denn „die geistigen Brandstifter sitzen auch in der Landesregierung, Seehofer und Herrmann“.
Wer Flüchtlinge andauernd in einem Negativkontext darstellt und es in seinem Eifer nicht schafft, mehr als ein großes Bedrohungsszenario zu zeichnen, mit dem die Regierung heillos überfordert ist, der muss sich schon fragen lassen, ob er nicht in ein ähnliches Horn bläst, wie die, über deren Wahlerfolge er klagt. Wer einer rechtspopulistischen Welle nicht entgegentritt, sondern darauf schwimmt, der ist nicht besser. Wer kein anderes Thema als Obergrenzen und eine Umkehr in der Flüchtlingspolitik (die leider ohnehin schon auf den Weg gebracht ist) kennt, anstatt enttäuschte Menschen in anderen Bundesländern mal darauf hinzuweisen, dass sie im Zuge sind, mit der AfD eine Partei zu wählen, die den Sozialstaat komplett aushöhlen will, der spielt den Menschenfängern am rechten Rand massiv in die Karten. Er ebnet damit auch den Weg zu einer Art präventiver Selbstjustiz verwirrter Bürger, die sich durch dieses Gerede legitimiert fühlen. Er ist dann eben auch ein geistiger Brandstifter, ganz egal ob er nebenher den Law-and-order-Staat beschwört […]

Quelle: Südkurvenbladdl Online, 18. März 2016

Tod eines Fußballfans

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Von Dierek Skorupinski

Am 3. November 1990, genau einen Monat nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, schoss die Leipziger Polizei am Rande eines Fußballspiels zwischen dem FC Sachsen Leipzig (BSG Chemie Leipzig) und dem FC Berlin (BFC Dynamo) scharf in eine Gruppe Berliner Hooligans. Der 18-jährige Mike Polley kam dabei ums Leben, vier weitere landeten mit schweren Schussverletzungen im Krankenhaus. Der genaue Tathergang ist bis heute nicht geklärt. Während die Leipziger Polizeiführung auf die Unterbesetzung der Polizei in den neuen Bundesländern verwies und eine Notwehrsituation für ihre völlig überforderten Leute in Anspruch nahm, sprachen die betroffenen Hools, aber auch einige Linke, wie das Antifaschistische Infoblatt, von Mord. Die Leipziger Staatsanwaltschaft stellte die gegen zehn beteiligte Polizisten eingeleiteten Ermittlungsverfahren im April 1992 erwartungsgemäß ein.

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Audiobeitrag: Solidarität mit den Betroffenen der Nazigewalt in Connewitz – Spendenaktion des Roten Stern Leipzig

Solidaritätsbanner der Ultras Fankfurt am 18. Spieltag: Connewitz bleib stabil!

Von Radio Corax

Am Montagabend griffen 250 Neonazis den antifaschistisch geprägten Stadtteil Leipzig-Connewitz an. Sie zogen grölend durch die Wolfgang-Heinze Straße und zerstörten dabei die Scheiben von linken Projekten, Kneipen, Dönerläden und Geschäften. Autos brannten, Pyrotechnik entfachte Feuer im einem Dachstuhl. Die Polizei konnte die Nazis stoppen. Sie stellte mehr als 57 Straftaten fest. Der Leipziger Historiker Sascha Lange hat von den massivsten Angriffen seit der Reichspogromnacht im November 1938 gesprochen. Ein erschreckender Vergleich über den es sich sicherlich diskutieren ließe. Aber wenn man die Bilder von der Kneipe König Heinz und dem Fischladen sieht, läufts einem kalt den Rücken runter. Der Fischladen wird von dem linken Fussballverein Roter Stern Leipzig betrieben. Und der Rote Stern hat nun zu Spenden für die Geschädigten der Angriffe aufgerufen. Was sich Montagabend in Connewitz abgespielt hat und was das für Folgen hat, darüber haben wir uns mit dem Geschäftsführer des Roten Stern Leipzigs, Adam Bednarsky, unterhalten. Zunächst schildert er seine Eindrücke von dem Abend und den Verwüstungen.

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Spruchbanderklärungen 18. Spieltag

Von Coloniacs


Beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart zeigten wir einige Spruchbänder, deren Hintergrund sich vielleicht nicht direkt jedem erschließt. Im Nachfolgenden findet Ihr deshalb eine kurze Erklärung zu den Spruchbändern.


Nach wie vor Silvester gilt: Nein zu Sexismus und Rassismus!

Zu den Eckpfeilern unserer Werte zählt die antirassistische Grundeinstellung. Auch Sexismus nehmen wir als ein Problem unserer Gesellschaft wahr. Nach den Vorfällen rund um den Hauptbahnhof gerät die vielgepriesene Willkommenskultur im Zuge der Flüchtlingsdebatte vielerorts heftig ins Wanken. Die sexuellen Übergriffe und Diebstähle sind in jedem Fall klar zu verurteilen und nicht schön zu reden. Auch klar ist allerdings: Eine Tat wird nicht schlimmer dadurch, dass sie von einem “Nicht-Deutschen“ begangen wird! Zudem verbieten sich Pauschalurteile, sei es nun über Flüchtlinge allgemein oder über einzelne Gruppen wie z.B. Nordafrikaner. Kriminalität ist nicht genetisch veranlagt, auch wenn uns Hobby-Wissenschaftler wie Thilo Sarrazin so etwas einreden wollen. Wir finden es ekelhaft und verlogen, dass die Vorkommnisse der Silvesternacht von einigen verschiedenen Rassisten für Hetze missbraucht werden, anstatt den Fokus auf das eigentliche Problem, die sexuelle Gewalt gegenüber Frauen, zu legen, die beispielsweise auch an Karneval, dem Oktoberfest oder in unzähligen Haushalten stattfindet.

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Seltene Eintracht zwischen HSV- und St. Pauli-Fans

Von Birgit Gärtner

Hamburg: Polizei unterhält eine umfassende, geheime Datenbank über Fußballfans, denen die Absicht unterstellt wird, möglicherweise straffällig zu werden

Die Datei ist streng geheim. So geheim, dass in der Vergangenheit mehrfach bestritten wurde, dass es sie überhaupt gibt. Und die darin erfassten Straftaten erst. Die sind so geheim, dass diejenigen, die bezichtigt werden, sie möglicherweise begehen zu können, selbst noch nicht wissen, dass sie sie möglicherweise begehen könnten. Geschweige denn diejenigen, die zu Fußballspielen Personen begleiten, die möglicherweise Straftaten begehen könnten, von denen sie selbst noch nicht wissen, dass sie sie möglicherweise begehen könnten.

Die so genannten Szenekundigen Beamten (SKB) der Hamburger Polizei haben allerdings einen Blick für so etwas und sammeln fleißig Daten. Auch von Personen, die noch nie straffällig geworden und nie im Zusammenhang mit Hooligan-Gewalt aufgefallen sind. Die vielleicht nur ganz zufällig zur selben Zeit im selben Stadion wie der SKB waren und ganz zufällig neben jemandem standen, der einen kennt, der dem SKB bekannt ist. Klingt verrückt? Ist aber wahr.

HSV-Fans. Bild: Frisia Orientalis/CC-BY-SA-3.0

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Blickfang Ultra 38

Blickfang Ultra 38Inhalt auf 116 Seiten

  • Stellung nehmen heisst Haltung zeigen – Über das neue Schweigen der Ultras
  • 25 Jahre nach der Deutschen Einheit: Die DDR-Oberliga 2.0
  • Matchreport: SG Dynamo Dresden vs. 1. FC Magdeburg
  • 6 Fragen zur größten Blockfahne Europas an ULTRAS DYNAMO
  • Mike Polley – Tod eines Fußballfans
  • PRO FANS: DIE ARBEIT EINER FANGEWERKSCHAFT AM BEISPIEL DES „SAM“
  • Choreo zur Geschichte des FC Schalke 04
  • PODIUMSDISKUSSION: „FANKULTUR IM RUSSISCHEN FUSSBALL“
  • Boykott in Rom
  • Pyrotechnik: DEINE MEINGUNG IST GEFRAGT!
  • Matchreport: PROMIEN ZARY vs. KS FALUBAZ ZIELONA GORA
  • Streetart Italien
  • Matchreport: Rapid Wien vs. Austria Salzburg
  • Fotoreport: Panathinaikos vs. Olympiakos Piräus
  • Fotoreport: Stadtderby Belgrad
  • Jena: Südkurve bleibt!
  • Mein Freund der Anwalt… zum Thema: Pfefferspray
  • Europapokal im Sommer/Herbst 2015
  • Commando Cannstatt: Unsere Freundschaft kennt keine Grenzen!
  • Green Lions Rapid: Auf dem Landweg nach Weissrussland und Spanien
  • Matchreport FK Sarajevo vs. Lech Poznan (Hin- und Rückspiel)
  • Medienecke
  • Leserbriefe

Quelle: Blickfang Ultra

Rechtsradikaler Mob wütet im Leipziger Stadtteil Connewitz

Von Matthias Puppe

Am Rand des Legida-Aufmarschs am Montagabend in Leipzig haben mehr als 200 rechtsradikale Hooligans den Leipziger Szenestadtteil Connewitz angegriffen und zum Teil schwere Zerstörungen hinterlassen.

Leipzig.  Die Messestadt hat am Rand des fremdenfeindlichen Legida-Aufmarschs am Montag in Leipzig einen der schwersten Angriffe von Rechtsradikalen seit Jahrzehnten erlebt. Mehr als 200 vermummte und mit Baseballschlägern bewaffnete Hooligans stürmten am Abend durch den alternativen Stadtteil Connewitz, zerstörten unzählige Geschäfte, Bars und Räume von linken Projekten. Passanten sollen ebenfalls angegriffen und verletzt worden sein.

Seit Jahrzehnten hat es solch rechte Gewalt im Leipziger Süden nicht mehr gegeben. „Überfälle von Nazis auf Menschen und Wohnungen gab es Anfang der 1990er Jahre in Leipzig teilweise wöchentlich. Der gestrige Angriff von Rechtsradikalen auf Wohnhäuser und Geschäfte in Connewitz war nach meinem Kenntnisstand jedoch der massivste in Leipzig seit der Pogromnacht im November 1938“, sagte Historiker Sascha Lange am Dienstag gegenüber LVZ.de.

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Rezension: Der tödliche Pass, 79

Von Christian Bruckner


Rezension

Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 79, Dezember 2015
106 S.

Von Fußballfilmexperten Jan Tilman Schwab gibt es eine informative Sammelrezension über sieben (!) Filme, die im letzten Jahr über Präsidenten des FC Bayern München herausgebracht wurden (Spielfilme, Dokumentationen, Satiren): Über Kurt Landauer, Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Letzterem, der rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, wünscht Schwab, dass er „noch lange genug lebt, um seine Rehabilitierung zu erleben.“ Man braucht ihm seine Schuld nach Verbüßung der Strafe nicht den Rest seines Lebens vorhalten, aber eine Rehabilitierung und somit Tilgung von Schuld und Strafe als Fehlurteil zu fordern, geht dann doch zu weit im Nichtwahrhabenwollen der Realität.

Ein interessantes Interview gibt es mit dem Betreiber des Blogs footballuprising, der dort allerlei Texte und Informationen zu politischem Handeln von Fans und Ultras in aller Welt zusammenträgt und auf seiner Seite „spiegelt“, wie er das nennt (stets mit Quellenangabe). Ansonsten gibt es im Heft aber schon noch die üblichen eingestreuten ablehnenden Bemerkungen gegenüber Ultras und fankulturellen Dingen abseits des sportlichen Geschehens. Das gehört hier dazu.

Quelle: brucki.blogspot.de, 06. Januar 2016

Stadion, Küche und Stadt

Von blusenmetertor

In Buchhandlungen und Infoläden liegen ja immer linke Publikationen rum, die Mehrheit unregelmäßig und in Kleinauflage erscheinende. Zum ersten Mal gesehen habe ich kürzlich Kosmoprolet, ein handlicher Band, auf dem Titel die Zahlen (#)4, 5(€) und 6(CHF).

Die Autor/innen analysieren im Editorial (und weiter hinten im Band) die Erpressung der griechischen Linksregierung durch die EU und das Verhältnis der radikalen Linken zu Staatsmacht und Kapitalismus am Beispiel Syriza. Interessanter (und fairer) fand ich den Aufsatz “Abseits des Spülbeckens”, einen Vergleich und eine Kritik der feministischen Standpunkte von Silvia Federici (“Aufstand in der Küche”) und der Operaistin Mariarosa Dalla Costa.kosmoprolet Es geht um Lohn für Hausarbeit, Streik in der Küche und was das alles mit dem Chef des lohnabhängig beschäftigten Mannes zu tun hat. Man lernt aber auch Dinge aus Randbemerkungen, etwa dass man in Argentinien sein Geschlecht wählen darf und dass Schweden erwägt, Paare zu einem 50/50-Bezug der Elternzeit zu zwingen.

Am besten gefallen hat mir Ralf Hecks sehr instruktiver Beitrag zu “Ultras in den gegenwärtigen Revolten”. Heck blättert eine kurze Geschichte des Fußballs und seiner Fankultur auf, zeichnet den Weg vom Eliten- zum Massensport in England nach und den damit einhergehenden Wandel des Publikums. Pauperisierte junge Männer bilden Hooligangruppen, die in den 60ern und 70ern auch gern Skinhead- oder Dandykluft (“violence and style”) tragen und mit gegnerischen Gruppen um die Vorherrschaft in Stadion und Stadt kämpfen. Hooligans unterstützten laut Heck zum Teil aber auch soziale Revolten und trugen club- oder verbandsintern etwa zu mehr Demokratie und weniger Kommerzialisierung bei. Heck betont (fast schon zu oft), er wolle die Hooligans keineswegs romantisieren. Ebensowenig die italienischen Ultras, die von Beginn weg (Anfang der 70er) eng verzahnt mit der Linken waren, besonders mit Lotta Continua. Bald setzt in England und Italien aber die (teilweise Selbst-)Demontage organisierter Fangruppen ein. Als jüngste Beispiele politischer Betätigung von Ultras schaut Heck nach Ägypten, in die Türkei und in die Ukraine. Heck prognostiziert, dass Ultras auch in künftigen sozialen Revolten mitmischen werden.

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Zwischen Rebellion und Affirmation, oder: Ultras sind politisch und auch wieder nicht

derpassVon Stefan Erhardt (Der Tödliche Pass Heft 79)

Ein Gespräch mit Ralf Heck, dem Betreiber des Blogs „footballuprising“

Seit knapp zwei Jahren gibt es den Blog „footballuprising“ – darin finden sich äußerst lesenswerte Analysen und Reflexionen vor allem zur politischen Wirkweise von Fußballfans, speziell von Ultra-Gruppierungen, die nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus agieren.

Allerdings geht es nicht um Glorifizierung oder Rechtfertigung, sondern um differenzierte Meinungen und Berichte, etwas, das im Zusammenhang mit Ultras nicht immer zu finden ist, im Gegenteil: Allzu schnell hat sich in den Mainstream-Medien das Bild von den sich selbst feiernden, eine gewisse rebellische Attitüde zelebrierenden, vor allem aber auf Fun oder Krawall aus seienden Die-Hard-Fans geformt und verfestigt. Mit der entsprechenden Abneigung gegenüber dem Auftreten dieser Gruppen – das bisweilen durchaus eine gewisse Arroganz zu zeitigen scheint. Vielleicht aber nur der Versuch ist, eine bestimmte Sicht auf den Fußballsport zu befördern?

Ausgangspunkt für „footballuprising“: die Beteiligung von Fußballfans an den weltweit stattfindenden politischen Protesten und Aufständen. Bilder aus Istanbul oder Kairo sind politisch interessierten LeserInnen sicherlich noch vor Augen – Bilder von Fangruppen, die Proteste gegen Regierungen und Polizeigewalt unterstützten, die tatsächlich in solchen Momenten mehr einer Bürgerbewegung glichen denn einer Blase von Fußballfans.

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