Werder-Ultra wieder in U-Haft. Vermummter Protest im Bremer Steintorviertel

Ultras demonstrieren gegen U-Haft - buten un binnen | regionalmagazin [Quelle: Radio Bremen]

Bei einer kurzen Protestaktion im Bremer Steintor-Viertel haben am Mittwochabend etwa 50 vermummte Anhänger des SV Werder Bremen einen Streifenwagen der Polizei mit Steinen und Knallkörpern beworfen. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei mitteilte. Die Aktion sei nach fünf Minuten beendet gewesen. Anlass für den Marsch war der Fall des wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagten Fans “Valentin”. Das Landgericht hatte im November einen Haftbefehl gegen den 21-Jährigen aufgehoben.

Das Oberlandesgericht setzte den Haftbefehl gestern jedoch wieder in Vollzug. Nun sitzt der Mann wieder in Untersuchungshaft. Mit Rufen wie “Free Valentin” forderten seine Unterstützer dessen Freilassung. Als die Polizei die überwiegend aus Männern bestehende Gruppe aus der Ultra-Szene stoppen wollte, flüchteten alle unerkannt. Der zu den Ultras zählende 21-Jährige stelle eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, teilte ein Gerichtssprecher mit.

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Zur Innenministerkonferenz in Koblenz

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Von Inferno Koblenz

Derzeit findet in Koblenz eine Konferenz der Innenminister statt. Medienberichten zufolge soll dort der Vorschlag eingebracht werden, Möglichkeiten zu schaffen, die Kartenkontingente für Gästefans (noch weiter) zu verringen. Wir erinnern uns: Diese Möglichkeit wurde im Rahmen des DFL-”Sicherheitskonzeptes” bereits am 12.12.2012 beschlossen. Seinerzeit beteuerte man, diese Regelung würde als ultima ratio nur bei gewissen Risikospielen genutzt werden. Viele Fans befürchteten bereits damals, dies könne Einfallstor für weitere Einschränkungen der Freiheit von Fußballfans in Deutschland werden.

Scheinbar halten gewisse Entscheidungsträger die aktuelle gesamtgesellschaftliche Sicherheitsdiskussion für den perfekten Zeitpunkt, die Möglicheit der Gästekartenreduzierung weiter zu zementieren und ihr langsam, aber sicher von der Ausnahme zur Regel zu verhelfen.

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Valentin ist frei!!

+++Valentin vorerst aus der Untersuchungshaft entlassen!+++

Valentin wurde gestern nach insgesamt 134 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Seit Anfang Oktober erhöhten die Behörden den Druck, um ihn psychisch zu brechen. Er wurde für 6 Wochen in Isolationshaft gesteckt und ohne Vorankündigung in die Jugendanstalt Hameln verlegt. Hameln ist weit weg von unseren Strukturen, was unsere Soliarbeit massiv erschwerte und es nur noch selten möglich machte, dass FreundInnen und Familie ihn besuchen konnten.

Innerhalb der Verfahren gegen Valentin gab es schließlich vor kurzem einen Wechsel des Richters. Der neue Richter suchte nach Möglichkeiten, die U-Haft zu beenden. Jedoch sperrte sich der ermittelnde Staatsanwalt dagegen und forderte eine Auseinandersetzung Valentins mit seinen Taten. Auf Drängen des Staatsanwaltes stimmte sowohl der Richter, als auch Valentin selber (in enger Absprache mit seinem Anwalt), dem bei zwei Tatvorwürfen zu.

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Für Volk, Reich und Palästina

Ein Bier auf die Züricher und Chemnitzer Fankameradschaft

Von Ralf Fischer

Die umtriebige rechtsextreme Chemnitzer Ultra-Gruppierung NS-Boys ist Teil eines Netzwerks, zu dem auch Cottbuser, Leipziger und Züricher Kameraden gehören.

Verpixeltes Gesicht, Anglermütze auf dem Kopf und zwei Trommelstöcke in der Hand. So präsentierte sich in den sozialen Netzwerken ein Mitglied der rechtsextremen Chemnitzer Ultragruppierung New Society (NS-Boys) beim Spiel Energie Cottbus gegen Wehen Wiesbaden am 12. Spieltag in der Dritten Liga. Neben der Zaunfahne der Energie-Ultras vom Preußen-Kartell hängt eine neue Zaunfahne der NS-Boys mit dem altbekannten Konterfei eines Hitlerjungen aus den dreißiger Jahren. Das ist eigentlich ein Verstoß gegen die Regeln der Ultras. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass ein Fanclub der einmal seine Zaun­fahne verloren hat, sich auflösen muss. Doch die NS-Boys sind weiterhin aktiv.

Zum Verlust der Zaunfahne kam es bei einer Hausdurchsuchung. Im Frühjahr 2014 erließ das sächsische Innenministerium ein Vereinsverbot gegen die Nationalen Sozialisten Chemnitz (NSC). Bei einer Razzia im Vereinsheim der Rechtsextremisten wurden zahlreiche Beweismittel sichergestellt, unter anderem die Fahne der NS-Boys. Doch weder das Vereinsverbot gegen die Nationalen Sozialisten noch das Stadionverbot aus dem Jahre 2006 gegen die NS-Boys sowie einige ihrer Mitglieder zeigten Wirkung. Spielberichte und Fotos ihrer Zaunfahne, die auf ihrem Blog sowie in den sozialen Netzwerken gepostet wurden, zeugen von unzähligen Ausflügen und Stadionbesuchen der vergangenen Jahre. Die in ihren Heimstadien verbotenen Fangruppierungen besuchen häufig Auswärtsspiele der eigenen Mannschaft und Spiele jener Vereine, mit deren Fans sie freundschaftlich verbunden sind. Im Falle der Chemnitzer NS-Boys sind das zumindest zwei Vereine, Energie Cottbus und Grasshopper Zürich.

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Der letzte deutsche Fußballtote

Von Sören Kohlhuber

Vor 25 Jahren ist der Fußballfan Mike Polley durch eine Kugel der Volkspolizei gestorben. Er wurde nur 18 Jahre alt. Sämtliche Ermittlungen wurden damals eingestellt.

Das Jahr 1990 in Ostberlin gilt im Rückblick als Jahr der Anarchie. Die DDR löste sich langsam auf, ihre Organe auch, und weil Westbeamte noch nicht zum Eingreifen befugt waren, gab es einen riesigen Freiraum, vor allem für Jugendliche. In den Bezirken Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer Berg besetzten Autonome mehr als 100 Häuser. Ganze Straßenzüge wie die Rigaerstraße, die Dunkerstraße oder Mainzerstraße waren in ihren Händen. Die rechtsfreien Räume schufen aber nicht nur, sie zerstörten auch.

Hooligans der ostdeutschen Fußballvereine zogen teils marodierend durch die Straßen. Der Neonaziaussteiger Ingo Hasselbach berichtet in seinem Buch Die Abrechnung von kompletten Raubzügen, bei denen BFC-Hooligans zum Beispiel in Leipzig Alkohol, Zigaretten, CD-Player und ganze Kühlschranke an sich nahmen. Das passierte häufig. Die Volkspolizei war mit den Hooligans überfordert. In Rostock, in Erfurt, an vielen Orten der DDR waren gewalttätige Hooligans ein Problem. In Leipzig allerdings fanden die Ausschreitungen ihren Höhepunkt.

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Heute vor 25 Jahren wurde Fußballfan Mike Polley erschossen

Am 10. November 1990 gedachten Fans beim Spiel des FC Berlin gegen den HFC Chemie des getöteten Mike Polley. Foto: Bernd Settnik / Wiki CC-Lizenz

Von FuPa Berlin

Am 3.11.1990 kam es in Leipzig zu den Ereignissen, die zum Tode von Mike Polley führten. Polley kam während der Ausschreitungen rund um das Oberliga-Spiel zwischen dem FC Sachsen Leipzig und dem FC Berlin (heute BFC Dynamo) durch Schüsse eines Polizisten ums Leben.

Am 3.11.1990 besuchte der FC Ber­lin-Fan Mike Pol­ley in Leip­zig das Spiel sei­nes Vereins gegen den FC Sach­sen Leip­zig. Nach­dem die Leipziger Polizei die FCB-Fans nicht ins Sta­di­on ließ, kam es zu mehr­stün­di­gen Krawallen, bei denen Po­li­zis­ten auf dem Bahn­hofs­ge­län­de von Leip­zig-Leutzsch von den FCB-Anhängern um­ringt wur­den. Sie fühl­ten sich be­droht und schos­sen in die Menge. Pol­ley wurde von einer Po­li­zei­ku­gel töd­lich ge­trof­fen. Der Her­gang der Tat ist bis heute un­ge­klärt.

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Auch ein Jahr später will Euch keiner!

Am 26. Oktober 2014 kamen mehrere Tausend Neonazis und Hooligans unter dem Label »Hooligans gegen Salafisten« (HoGeSa) zum größten rechten Aufmarsch in Köln seit 1945 zusammen, zogen randalierend durch unsere Stadt und machten Jagd auf Menschen, die nicht in ihr fremdenfeindliches Weltbild passen. Für den 25. Oktober 2015 rufen erneut mehrere extrem rechte Gruppen zu einer Großdemonstration in Köln auf, die jedoch Ende September vom Kölner Polizeipräsidenten Albers aufgrund zu erwartender Ausschreitungen verboten wurde. Das Kölner Verwaltungsgericht hob das Verbot vor wenigen Tagen wiederum auf und erlaubte eine Kundgebung unter Auflagen. Ob und wo die Rechten letztlich aufmarschieren dürfen, werden die Gerichte vermutlich erst kurz vor dem 25. Oktober entscheiden.

Wie bereits im Vorjahr, wurde die rechte Demonstration erneut von Dominik Roeseler angemeldet, der sich gerne im Gladbacher Hool-Milieu bewegt, wenn er nicht gerade für seine rassistische Kleinstpartei pro NRW aktiv ist. Ziel von HoGeSa und anderen Neonazi-Gruppen ist es, für eine Neuauflage der Geschehnisse vom 26. Oktober 2014 zu sorgen. Eine Vielzahl von engagierten Menschen, Gruppen, Verbänden und Bündnissen wird versuchen, dies zu verhindern.

Wir schließen uns den Protesten gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch an und hoffen, dass viele weitere FC-Fans am 25. Oktober ein Zeichen gegen Rechts setzen und klar stellen, dass in unserer Stadt kein Platz für Rassismus ist.

Achte Jeisel Jottes
Coloniacs
Definitionsmacht Colonia
Navajos
NulleinsNullsieben
Schubidubi Abteilung
Troika

Quelle: Coloniacs, 19. Oktober 2015

Gewalt im Fußball: Hogesa-Gründer war V-Mann

Von Christoph Ruf

Vor einem Jahr machten die “Hooligans gegen Salafisten” Köln zu einem Schlachtfeld. Die Polizei bestritt, dass dort auch Neonazis mitmischten. Dabei müssen die Behörden Bescheid gewusst haben: Einer der Hogesa-Gründer war V-Mann.

Als Roland Sokol Ende September in Karlsruhe beigesetzt wurde, waren auch zahlreiche Mitglieder der “Hammerskins” anwesend, einer elitär strukturierten rassistischen Skinhead-Organisation. Sokol, der mit 42 Jahren einem Krebsleiden erlag, war einer ihrer “Brüder” gewesen.

Wenige Stunden später kündigten viele Nazis und Hooligans dem Toten posthum die Freundschaft. Da hatten sie gerade durch ein Outing der Freiburger autonomen Antifa erfahren, dass ihr Freund zu Lebzeiten noch eine zweite Seite hatte: Spätestens seit 2009 war Sokol Mitarbeiter des Verfassungsschutzes.

Der Fall dürfte in den kommenden Wochen noch Kreise ziehen, denn er wirft viele Fragen auf, vor allem im Zusammenhang mit dem Fußball. Sokol saß schließlich mit am Tisch, als sich im Herbst 2013 eine Handvoll Hooligans und Neonazis in einer Kneipe im Südwesten trafen, um eine Bewegung zu gründen, die später unter dem Namen “Hooligans gegen Salafisten” (Hogesa) bekannt werden sollte.

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Wir Wohlstandsultras

 

Von Ricordate

GELESEN

Wir Wohlstandsultras

Anmerkungen zu Ralf Hecks „Zwischen Eigentor und Aufstand. Ultras in den gegenwärtigen Revolten“

Einleitung

– zu Beginn 3 Zitate die bereits zum Nachdenken anregen: Nanni Balestrini, bei uns bekannt durch die Ultrà-Pflichtlektüre I furiosi, benennt das alte Laster der Intellektuellen, für die das soziale Subjekt schön, gut und wohlerzogen sein muss. Hm. Ist das noch so? Als Entgegnung fällt mir zwar der Intellektuelle Pasolini und seine Solidarisierung mit dem italienischen Proletariat ein (wozu für ihn auch Polizisten gehörten), aber eben auch zig mehr oder weniger Intellektuelle, die tatsächlich immer etwas von oben herab über – Betonung auf „über“ – diejenigen reden, zu denen sie forschen oder die statt ihrer die Revolution machen sollen.
Im 2. Zitat äußert sich 1982 der damalige Anführer der Roma Ultras über die Ähnlichkeit miteinander verfeindeter Ultras und die potentielle Möglichkeit, eines Tages miteinander vereint zu kämpfen. Tja. Würden wir das beherzigen, hätten Fußballverbände und Politik nicht soviel Macht über uns.
Das 3. Zitat stammt von einem der Ultras White Knights, der 2012 erklärte, dass er den Fußballhooliganismus für eine größere Sache, nämlich die Revolution vernachlässigt habe und damit nicht der Einzige sei. Bei so etwas frage ich mich immer, wie wir in einer ähnlichen Situation handeln würden. Aber wir würden nicht handeln. Wir würden wie immer vor lauter Diskutiererei und Grabenkämpfen zu nix kommen.

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Buchautor Ruf im Interview „Die Politisierung der Fanszene ist fortgeschritten“

twy Osnabrück. In seinem Buch „Kurvenrebellen: Die Ultras – Einblicke in eine widersprüchliche Szene.“ vermittelt der freie Journalist Christoph Ruf Einblicke in die Ultraszene und stellt ihr schlechtes Image auf den Prüfstand. Am Mittwoch ist er zu einer Lesung im Osnabrücker Haus der Jugend zu Gast. Mit uns sprach er über sein Buch, die Ultras, sowie die jüngsten und zukünftigen Entwicklungen in der Ultraszene.

Wie sieht normalerweise das Publikum bei Ihren Lesungen aus? Kommen auch Menschen, die mit der Fanszene nicht viel oder nichts zu tun haben?

Das Publikum ist ganz unterschiedlich. Da kommt es auf den Veranstalter an. Ich habe zum Beispiel eine Lesung in Magdeburg gehalten, die vom Fanprojekt veranstaltet wurde, wo daher fast nur Leute aus der Fanszene waren, also Ultras und andere Fans. Fußballinteressiert sind aber normalerweise alle Zuhörer. Nur einmal war jemand dabei, der das Wort „Ultra“ nur aufgeschnappt hatte und sich darüber informieren wollte. Man könnte sagen: Es kommen Fußballinteressierte von 20 bis 70.

Werden externe vielleicht auch durch das negativ behaftete Wort „Ultra“ abgeschreckt?

Das kann schon sein. Die Zuhörer sind auch meistens Stadiongänger. Ich glaube, dass es bei dem Bild, dass man von Ultras hat, auch darauf ankommt, wie oft man ins Stadion geht. Aber es kommen auch Menschen, die ein negatives Bild von Ultras haben. Deswegen wird bei den Lesungen durchaus kontrovers diskutiert.

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