Streiksupport im Fußballstadion

Links zum Thema:
Bratwurst oder Bambule? → footballuprising
Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner → footballuprising
Linkliste zum Streik bei der Bahn → footballuprising
Germ. Halberstadt – FSV Zwickau

In meinem Beitrag von letzter Woche Nachbetrachtung und Richtigstellung: Ein toter polnischer Fan, ein beendeter Streik und (keine) klassenkämpferische(n) Ultras schrieb ich: “[…] Meines Wissens kam es zu keinerlei Äußerungen der Solidarität seitens der Fans – weder auf den Bahnhöfen noch in den Stadien. Die (organisierten) Fußballfans scheinen mit dieser Ignoranz allerdings voll im gegenwärtigen Trend zu liegen. Auch von Seiten der (radikalen) Linken wie auch von Basisgewerkschaftern kam es allenfalls hier und da zu kleineren Solidaritäts-Akti(önch)en sowie zu zahnlosen Solidaritätsbekundungen in Form langweiliger Traktate. Keinen besetzten Bahnhof, keine mächtige Demo und auch nicht «die eine oder andere direkte Aktion gegen die Streikfeinde», wie es das Lower Class Magazine empfahl, gab es zu verzeichnen […]” Mindestens zwei Fangruppen stellten sich jedoch – zumindest etwas – gegen diesen Trend. Sowohl Red Kaos (Ultra’ Zwickau) als auch die St. Pauli Fans zeigten Solibanner in den Kurven, um ihre Solidarität mit den Streikenden bei der Bahn zum Ausdruck zu bringen.

R. (footballuprising.blogsport.eu)

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1.FC Kaiserslautern – FC St.Pauli
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1.FC Kaiserslautern – FC St.Pauli

Nachbetrachtung und Richtigstellung: Ein toter polnischer Fan, ein beendeter Streik und (keine) klassenkämpferische(n) Ultras

R.I.P Dawid Gedenken an polnischen FanRot Weiss Essen gegen KFC Uerdingen am 08. Mai 2015

In meinen beiden Beiträgen von letzter Woche, Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner sowie Bratwurst oder Bambule? setzte ich mich mit den Möglichkeiten von Fanaktionen zum aktuellen politischen und sozialen Geschehen auseinander.

Das erste darin erwähnte Ereignis wurde – wenig überraschend – in sehr vielen, nicht nur deutschen Stadien, am letzten Wochenende zahlreich kommentiert: Beim Viertligaspiel in Knurów bei Katowice am 02. Mai wurde ein 27-Jähriger Fan von einem Gummiprojektil der Polizei am Hals getroffen und starb in einem Krankenhaus. Daraufhin griffen Hooligans die Polizeistation in Knurów, das rund 40.000 Einwohner hat, mit Steinen und Molotowcocktails an. Ein lesenswerter Beitrag zu den Solidaritätsaktionen sowie den Hintergründen findet sich auf Ballesterer Online: Fan, Vater, Kumpel. Ein weiterer bei Faszination Fankurve: Große Anteilnahme am Tod von Dawid.

Anders verhielt es sich jedoch – wenn auch nicht unerwartet – in Bezug auf die Streikenden bei der Bahn. Meines Wissens kam es zu keinerlei Äußerungen der Solidarität seitens der Fans – weder auf den Bahnhöfen noch in den Stadien. Die (organisierten) Fußballfans scheinen mit dieser Ignoranz allerdings voll im gegenwärtigen Trend zu liegen. Auch von Seiten der (radikalen) Linken wie auch von Basisgewerkschaftern kam es allenfalls hier und da zu kleineren Solidaritäts-Akti(önch)en sowie zu zahnlosen Solidaritätsbekundungen in Form langweiliger Traktate. Keinen besetzten Bahnhof, keine mächtige Demo und auch nicht “die eine oder andere direkte Aktion gegen die Streikfeinde”, wie es das Lower Class Magazine empfahl, gab es zu verzeichnen.

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Bratwurst oder Bambule?

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Im Folgenden eine etwas ausgeartete Antwort auf einen Kommentar von Karl auf meinen Blogbeitrag vom Mittwoch Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner.

>>Also wenn Solidarität, dann mit allen Streikenden.

Da stimme ich dir vollkommen zu, Karl. Und du hast auch Recht mit deiner Aussage, dass die Arbeit, die in Kitas und Sozialeinrichtungen von den dort Beschäftigten geleistet wird – und dies zudem oft zu prekären und mies bezahlten Bedingungen – viel zu gering geschätzt wird. Nicht nur deshalb ist es absolut zu begrüßen, dass sie sich nun gemeinsam zur Wehr setzen. In dieser Hinsicht geht es mir um keine Priorisierung von Streiks und ich unterstütze erstmal alle Lohnabhängigen, die gegen eine Verschlechterung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen kämpfen und noch besser: für eine Verbesserung der selbigen! Egal, ob dies in Kitas, bei der Lufthansa, im Knast oder eben bei der Bahn geschieht. Leider finden Streiks jedoch meist komplett getrennt voneinander statt und wir stehen uns als Konsumenten und Malocher gegenüber – immer in wechselnden Rollen und ohne dies zu hinterfragen. Kaufe ich gerade ein oder bin ich der, der an der Kasse sitzen muss? Wird das Kind schnell der Kita-Beschäftigten in die Hand gedrückt, um zur eigenen Arbeit zu hetzen oder sehe ich mich mit einer Situation konfrontiert, als Erzieher zwanzig Schreihälse gleichzeitig bespaßen zu müssen? Will ich rechtzeitig im Stadion sein oder bin ich die Lokführerin, die gerade ihre zwanzigste Überstunde schiebt?

Zwischen den Taliban der Fußballfans und den Lokführer-Terroristen bei der Bahn gibt es jedoch einige gemeinsame Bezugspunkte, nicht nur hinsichtlich ihrer derzeitigen Beliebtheit bei der schreibenden Zunft: Seit jeher stellt die Bahn das wichtigste Transportmittel für Fußballanhänger dar. In einer Welt der Trennungen stehen sich jedoch auch reisende Fußballfans auf der einen und das schuftende Bahnpersonal auf der anderen Seite oftmals feindselig gegenüber. Während die einen sich nach einer Woche voller Mühsal von ihren Strapazen am Arbeitsplatz, in der Schule oder der Universität erholen wollen, sind die anderen genau zu jener Zeit diesen Belastungen (an Spieltagen sogar in verstärkter Form) ausgesetzt. Dass dies nicht konfliktfrei abläuft, liegt auf der Hand.

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Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner

Update 01. Juni 2015 – Weitere Artikel von footballuprising zu diesem Thema:
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Bratwurst oder Bambule?

Bildergebnis für klassenkampf

Das kommende Wochenende verspricht fußballerisch allergrößte Spannung. In den letzten Spieltagen der Saison werden Meister gekürt, Auf- und Abstiege besiegelt und in der 1. Bundesliga werden zusätzlich noch die Teilnehmer für die europäischen Pokalwettbewerbe ermittelt. Doch auch darüber hinaus könnte der kommende Spieltag an Brisanz gewinnen. Von der polnischen Fanszene gibt es einen an die Nachbarländer gerichteten Solidaritätsaufruf aufgrund des von einem Bullen getöteten Fans. Und auch der am Dienstag begonnene Streik der Lokführer sowie anderer Teile des Bahnpersonals wird mindestens indirekten Einfluss auf die An- und Abreisewege zehntausender Fußballanhänger haben. Ob sich die (organisierten) Fußballfans jedoch solidarisch zu den kämpfenden Arbeitern bei der Bahn verhalten, diesem Streik gleichgültig gegenüberstehen oder aber im Chor des Mainstreams gegen ihn krakeelen werden, bleibt abzuwarten.

Als der Streik des Zugpersonals letzten Dienstagmorgen begann, erinnerte ich mich wieder an folgende Zeilen: „Man muss nur Parallelen ziehen, unser Leben und unseren Alltag kritisch betrachten, sich einmischen und fortschrittliche Bewegungen und Proteste unterstützen […] Dann geht es nicht mehr um ein verlorenes Spiel oder eine wunderbare Choreografie, dann geht es um das Leben aller, die an diesem System (und damit an ihrem Leben) etwas ändern möchten.“ So stand es in dem kürzlich im Ultra-Fanzine Blickfang Ultra erst- und auf unserem Blog dann wiederveröffentlichten Text ULTRAS: Werte fürs Leben!. Die Aufstände der letzten Jahre – mit großer Beteiligung von Fußballfans in Ägypten, Brasilien sowie der Türkei – vor Augen, setzten sich die Verfasser mit dem Protest-Potenzial der hiesigen Ultraszene kritisch auseinander. Sie verhehlten auch nicht, wohin ihrer Meinung nach die Reise gehen sollte: „Wir müssen erkennen, dass wir unseren kritischen Blick im Bezug auf Kommerzialisierung, Polizeigewalt und (Vereins-)Politik nicht nur rund um den Fußball einsetzen.“

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