Revolutionär für Freunde und Mädchen

Von Christian Helten

Abdo ist Fußball-Ultra und Revolutionär auf dem Tahrirplatz in Kairo. Jakob Gross hat ihn für einen Dokumentarfilm begleitet. Der zeigt, dass es bei einer Revolution oft gar nicht nur um Politik geht.

jetzt.de: Jakob, wenn du in einem Satz erklären müsstest, wer Abdo ist – was würdest du sagen?
Jakob Gross: Ein Mensch, der erwachsen wird und auf der Suche nach sich selbst ist – und der diese Lebensphase mitten in einer Revolution durchlebt.

Dein Film ist aber kein klassisches Porträt eines jungen Rebellen.
Stimmt. Ein klassisches Porträt würde Abdo als revolutionären Helden mit klaren politischen Absichten darstellen. Ich sehe in Abdo aber vielmehr einen jungen Typen, der plötzlich in gesellschaftliche Umbrüche reingeworfen wird. Ich will damit nicht sagen, dass Abdo kein Revolutionär ist. Die Frage ist ja: Kann man sich da überhaupt richtig entscheiden oder ist man einfach eh mittendrin?

Damit stellst du ja letzten Endes auch die Frage, was das überhaupt heißt: ein Revolutionär sein.
Ja, denn dieser Begriff ist natürlich total aufgeladen. Revolutionäre werden oft als altruistisch handelnde Menschen dargestellt, die gegen das böse System kämpfen. Dabei sind die Motivationen auf die Straße zu gehen um einiges komplexer. Abdo zeigt sich zum Beispiel auch als den harten Kämpfer an der Front, um Mädchen und Freunde zu beeindrucken.

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Judge who faced assassination attempt was due to acquit Ultras

Von Emir Nader

Zamalek club chief was set to drop charges against 21 Ultras White Knights he accused of making an attempt on his life

The judge who survived an assassination attempt Sunday morning was due to acquit 21 members of hardcore fan group Ultras White Knights, who themselves are accused of attempting to assassinate Zamalek club chairman Mortada Mansour last year.

Judge Moataz Khafaga, head of the Giza Criminal Court, was set to rule on the case of the 21 fans Sunday, before the case was called off following a car bomb exploding outside his Helwan house. However, the attack is seen as related to Khafaga’s work in cases that accuse Muslim Brotherhood members of terrorist activities.

Mortada Mansour, the outspoken lawyer and chairman of Zamalek sporting club, was reportedly intending to drop the case in which he alleges that his club’s Ultras fan group made an attempt on his life in August of last year. He claimed that members of the Ultras attempted to shoot him as he was leaving the club in the early hours of the morning. In what followed, numerous members of the UWK had their houses raided and were arrested.

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Bericht: »Es gibt keinen richtigen Ballsport im Falschen – Fußball und Kapitalismus«

Auf die Veranstaltung »Es gibt keinen richtigen Ballsport im Falschen – Fußball und Kapitalismus« in Köln wurde auch auf diesem Blog hingewiesen. Für all jene, die es nicht schafften, dort persönlich vorbeizuschauen, veröffentlichte nun Ricordate auf Zeckenbiss Online einen ausführlichen und lesenswerten Bericht: http://sanktpaulimafia.blogsport.de/zeckenbiss-online/

Bratwurst oder Bambule?

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Im Folgenden eine etwas ausgeartete Antwort auf einen Kommentar von Karl auf meinen Blogbeitrag vom Mittwoch Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner.

>>Also wenn Solidarität, dann mit allen Streikenden.

Da stimme ich dir vollkommen zu, Karl. Und du hast auch Recht mit deiner Aussage, dass die Arbeit, die in Kitas und Sozialeinrichtungen von den dort Beschäftigten geleistet wird – und dies zudem oft zu prekären und mies bezahlten Bedingungen – viel zu gering geschätzt wird. Nicht nur deshalb ist es absolut zu begrüßen, dass sie sich nun gemeinsam zur Wehr setzen. In dieser Hinsicht geht es mir um keine Priorisierung von Streiks und ich unterstütze erstmal alle Lohnabhängigen, die gegen eine Verschlechterung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen kämpfen und noch besser: für eine Verbesserung der selbigen! Egal, ob dies in Kitas, bei der Lufthansa, im Knast oder eben bei der Bahn geschieht. Leider finden Streiks jedoch meist komplett getrennt voneinander statt und wir stehen uns als Konsumenten und Malocher gegenüber – immer in wechselnden Rollen und ohne dies zu hinterfragen. Kaufe ich gerade ein oder bin ich der, der an der Kasse sitzen muss? Wird das Kind schnell der Kita-Beschäftigten in die Hand gedrückt, um zur eigenen Arbeit zu hetzen oder sehe ich mich mit einer Situation konfrontiert, als Erzieher zwanzig Schreihälse gleichzeitig bespaßen zu müssen? Will ich rechtzeitig im Stadion sein oder bin ich die Lokführerin, die gerade ihre zwanzigste Überstunde schiebt?

Zwischen den Taliban der Fußballfans und den Lokführer-Terroristen bei der Bahn gibt es jedoch einige gemeinsame Bezugspunkte, nicht nur hinsichtlich ihrer derzeitigen Beliebtheit bei der schreibenden Zunft: Seit jeher stellt die Bahn das wichtigste Transportmittel für Fußballanhänger dar. In einer Welt der Trennungen stehen sich jedoch auch reisende Fußballfans auf der einen und das schuftende Bahnpersonal auf der anderen Seite oftmals feindselig gegenüber. Während die einen sich nach einer Woche voller Mühsal von ihren Strapazen am Arbeitsplatz, in der Schule oder der Universität erholen wollen, sind die anderen genau zu jener Zeit diesen Belastungen (an Spieltagen sogar in verstärkter Form) ausgesetzt. Dass dies nicht konfliktfrei abläuft, liegt auf der Hand.

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Bundesliga-Endspurt mit Bus statt Bahn

Von Ralf Lorenzen

Ob der Bahnstreik noch pünktlich zum Bundesliga-Anpfiff am Wochenende beendet wird oder nicht – er hat die Reisepläne Tausender Fußballfans so oder so kräftig durcheinander gewirbelt. Damit die Anhänger ihre Mannschaft im Saison-Endspurt dennoch unterstützen können, leisten die Fan-Betreuer der Klubs ganze Arbeit. 

Die Fan-Betreuer der Bundesligisten tauchen meist dann in der Öffentlichkeit auf, wenn es Ärger zwischen Vereinen und Anhängern gibt. Ihre tägliche Arbeit wird kaum wahrgenommen. Die besteht auch darin, den Fans  die Teilnahme an Auswärtsspielen zu erleichtern. Und das ist in diesen Tagen des Bahnstreiks keine leichte Aufgabe.

Kein Glück wie beim letzten Streik

“Als ich gehört habe, dass gestreikt wird, habe ich zunächst gehofft, dass wir so viel Glück wie beim letzten Bahnstreik haben,“ sagt Michael Pisot, der seit gut einem Jahr Fan-Beauftragter der TSG 1899 Hoffenheim ist, im Gespräch mit zdfsport.de. “Dort hatten wir einen Sonderzug nach Freiburg gechartert und drei Tage vorher wurde der Streik beendet.“Diese Hoffnung trog. “Soeben kam die Absage der Bahn, das heißt wir werden nicht wie geplant mit dem Sonderzug nach Frankfurt fahren“, hieß es am Dienstagvormittag auf der Homepage des Fan-Dachverbandes Supporters Hoffenheim, der für 500 Anhänger einen Sonderzug der Deutschen Bahn gechartert hatte. Seitdem steht auch das Telefon von Pisot kaum still.

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Der kommende Spieltag, ein gekillter Fan in Polen und der Streik der Bahner

Update 01. Juni 2015 – Weitere Artikel von footballuprising zu diesem Thema:
Streiksupport im Fußballstadion
Nachbetrachtung und Richtigstellung: Ein toter polnischer Fan, ein beendeter Streik und (keine) klassenkämpferische(n) Ultras
Bratwurst oder Bambule?

Bildergebnis für klassenkampf

Das kommende Wochenende verspricht fußballerisch allergrößte Spannung. In den letzten Spieltagen der Saison werden Meister gekürt, Auf- und Abstiege besiegelt und in der 1. Bundesliga werden zusätzlich noch die Teilnehmer für die europäischen Pokalwettbewerbe ermittelt. Doch auch darüber hinaus könnte der kommende Spieltag an Brisanz gewinnen. Von der polnischen Fanszene gibt es einen an die Nachbarländer gerichteten Solidaritätsaufruf aufgrund des von einem Bullen getöteten Fans. Und auch der am Dienstag begonnene Streik der Lokführer sowie anderer Teile des Bahnpersonals wird mindestens indirekten Einfluss auf die An- und Abreisewege zehntausender Fußballanhänger haben. Ob sich die (organisierten) Fußballfans jedoch solidarisch zu den kämpfenden Arbeitern bei der Bahn verhalten, diesem Streik gleichgültig gegenüberstehen oder aber im Chor des Mainstreams gegen ihn krakeelen werden, bleibt abzuwarten.

Als der Streik des Zugpersonals letzten Dienstagmorgen begann, erinnerte ich mich wieder an folgende Zeilen: „Man muss nur Parallelen ziehen, unser Leben und unseren Alltag kritisch betrachten, sich einmischen und fortschrittliche Bewegungen und Proteste unterstützen […] Dann geht es nicht mehr um ein verlorenes Spiel oder eine wunderbare Choreografie, dann geht es um das Leben aller, die an diesem System (und damit an ihrem Leben) etwas ändern möchten.“ So stand es in dem kürzlich im Ultra-Fanzine Blickfang Ultra erst- und auf unserem Blog dann wiederveröffentlichten Text ULTRAS: Werte fürs Leben!. Die Aufstände der letzten Jahre – mit großer Beteiligung von Fußballfans in Ägypten, Brasilien sowie der Türkei – vor Augen, setzten sich die Verfasser mit dem Protest-Potenzial der hiesigen Ultraszene kritisch auseinander. Sie verhehlten auch nicht, wohin ihrer Meinung nach die Reise gehen sollte: „Wir müssen erkennen, dass wir unseren kritischen Blick im Bezug auf Kommerzialisierung, Polizeigewalt und (Vereins-)Politik nicht nur rund um den Fußball einsetzen.“

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Linkliste zum Streik bei der Bahn

Bildergebnis für streik bahn

Aktuelles
Ständig aktualisierte Infos, Berichte und Analysen:  LabourNet Germany

Eingestellt am 05. Mai 2015
Artikel vom Lower Class Magazine: Eure Hetze kotzt uns an – Solidarität mit den LokführerInnen!

DLF-Radiointerview mit dem Personalvorstand der Deutschen Bahn: “Dieser Streik ist maßlos”

Video von leftvision: Gegen das Gesetz zur Tarifeinheit

Video von N24: Hans-Ulrich Jörges (Chefredaktion stern) spricht Klartext. GDL-Streik: Machtkampf auf Kosten der Bahnkunden?