Factsheet und Zeitleiste HoGeSa – Hooligans gegen Salafisten

Von der Redaktion netz-gegen-nazis.de 

Wann gab es erste Hinweise auf die Gruppierung “HoGeSa” – Hooligans gegen Salafisten? Wann waren die ersten Veranstaltungen? Wie viele Menschen nahmen daran teil? Alle Fakten als Zeitleiste hier.

HoGeSa steht für “Hooligans gegen Salafisten”, eine lose Gruppierung überregional vernetzter rechter Hooligans aus der Fußballszene, die den Salafismus zu ihrem Feind erklärt haben. Zu diesem Zweck mobilisieren Menschen aus der rechten gewaltaffinen Fußballszene und dem Neonazi-Milieu über mehrere, oft wechselnde Online-Foren zu bundesweiten Demonstrationen oder Kundgebungen in verschiedenen (Groß)Städten. Tausende Rassist_innen folgten bisher diesen Aufrufen. Es kam zu schwerwiegenden Ausschreitungen und Ausnahmezuständen während dieser Versammlungen, besonders gravierend in Köln am 26.10.2014. Die HoGeSa bezeichnen sich als unpolitische Hooligans, gegen die die „Nazikeule“ geschwungen wird. Bei ihren Versammlungen sieht man jedoch Kleidung, Symbole, Sticker und hört Parolen, die eindeutig auf Neonazismus, Nationalismus und Rassismus hinweisen. Die angebliche Sorge um den Frieden in Deutschland, der von Salafisten bedroht werde, outete sich schnell als antimuslimischer Rassismus und Rechtsextremismus. Nach eigenen Angaben orientert sich die HoGeSa an Aktionen der britischen islamfeindlichen Organisation “English Defence League” (EDL), die 2009 aus dem Hooliganmilieu gegründet wurde.

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Interview mit “Carsi Berlin” (Beşiktaş)

Von UiSF – Unterwegs in Sachen Fussball

“In den Kriegszeiten waren wir doch für das ganze Volk nichts als Verbrecher und Bazillen. Jetzt wird geschleimt, und ein irrealer Traum geträumt. “Istanbul United” kann auf Dauer niemals existieren.”

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UiSF:
Die türkische Fankultur steht vor einer schweren Prüfung. Die elektronische PassoLig-Fankarte, welche personalisiert ist, wurde eingeführt. Wie ist aus eurer Sicht die Entwicklung der Fankurven bzw wie wurde sie angenommen?

Carsi Berlin:
Natürlich steht diese Maßnahme unter heftiger Kritik. Wie du merkst, weigert sich die Mehrheit der Fans und Zuschauer zu den Spielen zu gehen. Diese Maßnahme wurde ja nach den Protesten im Gezi-Park eingeführt, welche gegen Erdogan gerichtet waren. Nach den Protesten auf der Strasse hat es in den ersten Wochen in fast jedem Stadion Protestaktionen gegeben. In der 34. Spielminute (34 = Ortszahl von Istanbul) haben alle Fans “HERYER TAKSIM HERYER DIRENIS” (“ÜBERALL IST TAKSIM, ÜBERALL IST PROTEST”) gerufen, wo die Sender dann auch immer leise gedreht haben. Eine Schande für die Demokratie. Als Erdogan sah, dass er sich immer mehr vor dem Volk blamierte, brachte er diese Maßnahme, um das in der Zukunft zu verhindern. Der Presse erklärte man die Einführung mit einer Reaktion auf die Ausschreitungen, und “NEBENBEI”, dass man die Politik nicht im Stadion haben will. Diese Kontrollmaßnahme ähnelt schon den Science-Fiction Filmen in Hollywood. Du darfst deine Karte noch nicht einmal einem Freund ausleihen, wenn du nicht gehen kannst. Das Durcheinander mit den normalen Dauerkarten kommt auch noch dazu. Keiner blickt mehr durch. Im Gegensatz ist die Liebe zu den Vereinen sehr groß. Ich weiss selber nicht, wie lange die Fans das durchhalten werden.

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Prozess gegen Beşiktaş-Ultras. Fußball gegen Erdoğan

Von Christiane Schlötzer, Istanbul

http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.2270684.1418746994!/httpImage/image.jpg_gen/derivatives/640x360/image.jpgBeşiktaş-Fans solidarisieren sich mit ihren 35 angeklagten Kollegen. (Foto: AFP)

In Istanbul steht die Führungsriege des bekanntesten türkischen Ultra-Fanclubs Beşiktaş-Çarsı vor Gericht.

Die Anklage wirft ihnen einen Putschversuch gegen die Regierung vor. Die Ultras hatten sich aktiv an den Gezi-Protesten im Sommer beteiligt.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch spricht von einer “lächerlichen Parodie” eines Prozesses und fordert dessen sofortige Einstellung.

Über den weiten Platz vor dem Istanbuler Justizpalast, eine öde Betonplatte, schallt aus rund tausend Kehlen der Schlachtruf: “Dieses Spiel werden wir gewinnen.” Dazu schwenken die Fans des Istanbuler Fußball-Erstligisten Beşiktaş Istanbul ihre schwarz-weißen Fahnen.

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Riazor Blues: “Dies nennt man Mord”

Von Faszination Fankurve

Die Riazor Blues, Ultras von Deportivo La Coruna, deren Mitglied bei den Auseinandersetzungen in Madrid verstorben ist, melden sich erstmals zu den Vorfällen zu Wort. Diese widersprechen den Aussagen, dass sie konspirativ nach Madrid gereist sind. Den Vorfall selbst bezeichnen sie als Mord.

Mit der Pressemitteilung wollen die Ultras gegen Ungerechtigkeit kämpfen. Das Todesopfer Jimmy wurde nach Angaben der Riazor Blues mit einer Stange auf den Kopf geschlagen und anschließend in einen kalten Fluss geworfen.

Die Zaunfahne der Riazor Blues im heimischen Stadion.<br />Bild: Schalke-Fotos.de
Die Zaunfahne der Riazor Blues im heimischen Stadion. Bild: Schalke-Fotos.de

Bei Ankunft des Busses der Riazor Blues sollen nach deren Angaben 250 Frente Atlético und andere rechtsgerichtete Ultras, die dazu noch bewaffnet waren, einen Angriff auf den Bus aus La Coruna gestartet haben.

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Death of Jimmy Romero shows Spanish football still fighting to end fan violence

Von The Guardian

The brutal battle that preceded Deportivo de La Coruña’s match against Atlético Madrid leaves many questions unanswered

The brutal battle that ended with blood splattered across the street, a dozen injured and Jimmy Romero pulled from the Manzanares river beaten and dying began as planned early on Sunday morning. Members of the far-right Frente Atlético had gathered at 8am, four hours before their team faced Deportivo de La Coruña at the Vicente Calderón. Half an hour later buses arrived from Galicia and the occupants, members of Depor’s ultras Riazor Blues, got off and headed along the river towards the stadium, where the Frente waited. Shortly before 8.50am flares were set off and, amid the smoke, the charges began. Two hundred men ran towards each other carrying metal bars and knives.

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Protests mark beginning of coup-plot case against Turkish fan group çArşı

Von Hürriyet-Daily-News

DHA PhotoFans of the three biggest football clubs in Istanbul cheered for çArşı together in front of the courthouse on Dec. 16, echoing their solidarity during last year’s Gezi Park protests when they were dubbed ‘Istanbul United.’ DHA photo

A trial against 35 individuals associated with Beşiktaş’s football fan group çArşı on charges of “attempting to overthrow the government” during last year’s Gezi Park protests has started at Istanbul’s Çağlayan Courthouse.

The group received massive support from a crowd that included main opposition Republican People’s Party (CHP) deputies.

“çArşı is conscience and cannot be judged,” the crowd chanted.

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Çarşı – Wir sind gegen Alles

Links zum Thema:
Fotos: Gezi-Park-Revolte, Istanbul, Juni 2013 → footballuprising
Update 02.01.2015 Die Hippie-Hools vom Gezi-Park → footballuprising

Von Ralf Heck (Interview und Fotos)

Das folgende Interview mit Cem von Çarşı wurde am 12. Juni 2013 in Istanbul während des Gezi-Park-Aufstandes geführt und in Blickfang Ultra 29 veröffentlicht.

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1. Die Gruppe

Hallo Cem. Stell’ Dich doch mal kurz vor.
Ich bin Beşiktaş-Fan und gehe seit 1989 jedes Wochenende ins Stadion. Ich war auch bei allen Auswärtsspielen, aber mittlerweile bin ich 40 Jahre alt und etwas ruhiger geworden. Ich bin immer in der Kerngruppe gewesen, gehöre nun aber schon zur zweiten Generation von Çarşı.

Wie fing das an mit Çarşı?
Çarşı wurde von etwa 30 bis 40 Leuten im Jahre 1982 gegründet. Sie kamen alle aus Beşiktaş. Einer davon war Optik Mehmet. Optik war sein Spitzname, sein richtiger Name lautet
Mehmet Işıklar. Er ist 2007 gestorben, was mich immer noch sehr traurig macht. Er war ein Linker und politisch sehr engagiert und er war Lehrer. Er ist ziemlich berühmt gewesen. Jeder in der Türkei, auch die Anhänger anderer Mannschaften, kannten ihn. Ja, so ist das Leben, aber Çarşı lebt noch weiter. Das ist eine Idee, die wir von ihm gelernt haben. Ziel der Gründung von Çarşı war es, das Team zu unterstützen und gegen andere Fans, vor allem gegen solche aus Vereinen wie Fenerbahçe und Galatasaray, vorzugehen.

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Hört auf, so verdammt dämlich zu sein

istanbulunitedNicht Pyros, Steine und ein umgefallener Bullenwagen sind das Problem. Dass ihr nicht im Stande seid, vernünftige Gedanken zu formulieren, macht euch so verdammt unsympathisch. Offener Brief an alle Hools, Ultras und anderen Teilnehmer der HoGeSa-Proteste

Wir haben nichts gegen Hools und Ultras. Im Gegenteil, wir gehen selber ins Stadion und irgendeinen Hippiefimmel für immerwährende Gewaltlosigkeit haben wir auch nicht. Wir sind auch nicht dagegen, dass Fußballfans Politik machen. Im Gegenteil, wir glauben, das ist eine wichtige Sache. Im vergangen Jahr waren in Istanbul vier Millionen Menschen auf der Straße, haben die Bullen vom zentralen Platz in der Stadt vertrieben und den Staat massiv herausgefordert.

Aus dem Stadion auf die Straße - Besiktas-Fan in Istanbul, Juni 2013
Aus dem Stadion auf die Straße – Besiktas-Fan in Istanbul, Juni 2013

Jungs und Mädels aus allen Vereinen gingen gemeinsam auf die Straße, Besiktas, Glatasaray, Fenerbahce, mit einem Schal in allen Farben: Istanbul United. Gegen Korruption, teure Mieten, beschissene Arbeitsbedingungen, die Islamisierung der Gesellschaft und die Unterdrückung von Minderheiten wie Aleviten und Kurden. Vier Millionen Menschen, Straßenschlachten, die über Tage gingen, Tote durch Polizeigewalt – und trotzdem gab es viel Sympathie für die Leute, die da gekämpft haben.

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Egypt’s banning of ultras constitutes effort to outlaw legitimate opposition

Von James M. Dorsey

The Egyptian football authorities are expected to ban militant football fan groups in another move of labeling opposition forces as violent threats to their power.

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decision to ban ultras in another move to tackle<br /><br /><br /><br />
opposition groups. AFP photo

 The Egyptian authorities are expected to make a decision to ban ultras in another move to tackle opposition groups. AFP photo

An expected decision by Egyptian football authorities to ban groups of militant football fans as terrorists builds on Arab autocrats’ labeling of legitimate, democratic opposition forces as violent threats to their grip on power.

By leaving youth with ever fewer, if any, options for venting pent-up anger and frustration, it risks pushing them toward violent, militant Islamist groups.

In banning the ultras – groups of fervent, well-organized, street battle-hardened football fans – authorities would outlaw a social force that rivaled in appeal the Muslim Brotherhood that was criminalized last year as a terrorist organization with the military coup that toppled Mohamed Morsi, the country’s only democratically elected president.

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