Von Matthias Puppe
Am Rand des Legida-Aufmarschs am Montagabend in Leipzig haben mehr als 200 rechtsradikale Hooligans den Leipziger Szenestadtteil Connewitz angegriffen und zum Teil schwere Zerstörungen hinterlassen.
Leipzig. Die Messestadt hat am Rand des fremdenfeindlichen Legida-Aufmarschs am Montag in Leipzig einen der schwersten Angriffe von Rechtsradikalen seit Jahrzehnten erlebt. Mehr als 200 vermummte und mit Baseballschlägern bewaffnete Hooligans stürmten am Abend durch den alternativen Stadtteil Connewitz, zerstörten unzählige Geschäfte, Bars und Räume von linken Projekten. Passanten sollen ebenfalls angegriffen und verletzt worden sein.
Seit Jahrzehnten hat es solch rechte Gewalt im Leipziger Süden nicht mehr gegeben. „Überfälle von Nazis auf Menschen und Wohnungen gab es Anfang der 1990er Jahre in Leipzig teilweise wöchentlich. Der gestrige Angriff von Rechtsradikalen auf Wohnhäuser und Geschäfte in Connewitz war nach meinem Kenntnisstand jedoch der massivste in Leipzig seit der Pogromnacht im November 1938“, sagte Historiker Sascha Lange am Dienstag gegenüber LVZ.de.
Die nach Polizeiangaben aus dem Umfeld von 1. FC Lokomotive Leipzig und Halleschem FC stammenden Schläger sollen sich gegen 19.20 Uhr am Connewitzer Kreuz gesammelt haben. Sie „liefen zeitweise geschlossen unter Mitführung eines Plakats mit der Aufschrift: „Leipzig bleibt helle“ und hatten doch alles andere im Sinn. Sie zündeten Pyrotechnik, versuchten Barrikaden zu errichten und begingen verschiedene Sachbeschädigungen“, heißt es im ersten Polizeibericht.
Ein großer Teil der Wolfgang-Heinze-Straße wurde anschließende entglast, Passanten angegriffen. Unter anderem hatten es die Schläger auf den Laden des Fußballvereins Roter Stern Leipzig, auf ein Döner-Restaurant, und die Bars Könich Heinz, Bill Hart und Goldfisch abgesehen. „Wir sind ja früher schon einmal angegriffen worden, haben deshalb Türen und Fenster verstärkt. Sonst wäre es noch schlimmer ausgegangen“, sagte Adam Bednarsky, Sprecher des Roten Stern gegenüber LVZ.de. Pyrotechnik wurde ebenfalls verschossen, eine Dachgeschosswohnung ging daraufhin in der Wolfgang-Heinze-Straße in Flammen auf.
Die Polizei konnte die Täter zu einem großen Teil festnehmen, heißt es, „Die 211 Personen waren zu einem nicht unerheblichen Teil bereits als ‚rechtsmotiviert‘ und/oder ‚Gewalttäter Sport‘ aktenkundig sowie aufgrund mitgeführter Utensilien dem Fußballfanklientel zuzuordnen“, heißt es im Polizeibericht. Anschließend wurden die Hooligans mit einem kurzfristig von den Leipziger Verkehrsbetrieben eingesetzten Linienbus zur Polizeidirektion gebracht.
Auf dem Weg dorthin, versuchten Linksautonome das Gefährt mit Steinen zu stoppen, die Beamten setzten Tränengas ein. „Alle Hooligans wurden in der Nacht einer Identitätsfeststellung unterzogen und danach wieder auf freien Fuß gesetzt“, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt am Dienstagmorgen. Gegen 6 Uhr habe der letzte der rechten Schläger das Präsidium wieder verlassen.
Quelle: Leipziger Volkszeitung, 13. Januar 2016