Bei einer kurzen Protestaktion im Bremer Steintor-Viertel haben am Mittwochabend etwa 50 vermummte Anhänger des SV Werder Bremen einen Streifenwagen der Polizei mit Steinen und Knallkörpern beworfen. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei mitteilte. Die Aktion sei nach fünf Minuten beendet gewesen. Anlass für den Marsch war der Fall des wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagten Fans “Valentin”. Das Landgericht hatte im November einen Haftbefehl gegen den 21-Jährigen aufgehoben.
Das Oberlandesgericht setzte den Haftbefehl gestern jedoch wieder in Vollzug. Nun sitzt der Mann wieder in Untersuchungshaft. Mit Rufen wie “Free Valentin” forderten seine Unterstützer dessen Freilassung. Als die Polizei die überwiegend aus Männern bestehende Gruppe aus der Ultra-Szene stoppen wollte, flüchteten alle unerkannt. Der zu den Ultras zählende 21-Jährige stelle eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, teilte ein Gerichtssprecher mit.
Körperverletzung in acht Fällen als Vorwurf
Es bestehe akute Wiederholungsgefahr, so begründete das Oberlandesgericht seine Entscheidung. Der Werder-Fan habe in der Vergangenheit gegnerische Fußball-Anhänger spontan angegriffen, etwa wenn sie Kleidung oder Symbole der rechten Szene trugen. Diese Taten bereue er nicht. Auf freiem Fuß sei er deshalb zu gefährlich. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen gefährliche Körperverletzung in acht Fällen vor. Er soll unter anderem mit anderen Ultras nach dem Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger HSV im April einem rechten Hooligan mehrmals gegen den Kopf getreten haben.
Am Rande einer NPD-Demonstration am 1. Mai 2014 soll er außerdem einen faustgroßen Stein in die Menge geworfen und einen Journalisten verletzt haben. Seine Taten richteten sich gegen gegnerische Fans oder Anhänger des rechten politischen Spektrums, begründete das Oberlandesgericht seine Entscheidung.
Vor allem auf Twitter Unterstützung für “Valentin”
Im Netz und auch bei den Jugendorganisationen von SPD und Grünen hatte es viel Unterstützung für den Ultra-Fan gegeben. Seine Unterstützer sind der Auffassung, Opfer und Täter würden vertauscht. Die Gewalt beim Nordderby sei von den rechten Hooligans ausgegangen.
Eine der Twitter-Nutzer, die sich unter den Hashtag #FreeValentin für den inhaftierten jungen Mann einsetzen, ist Alexandra Werwath von der Grünen-Jugend. Sie tweetete einen Auszug aus der Stellungnahme des Anwalts des 21-Jährigen:
In dem sozialen Netzwerk äußern sich vor allem Kritiker an der Vorgehensweise der Behörden:
Viele äußern dort auch Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Haftbefehls wie die Antifa-Nord:
Werder-Ultra soll wieder in U-Haft
Anklage gegen Werder-Ultra
Friedlicher Protestmarsch von Bremer “Ultras”
Werder-Ultra bleibt in Untersuchungshaft
Quelle: Radio Bremen, 17. Dezember 2015